Manager ist auch für diein Hamburg ansässige Windkraft-Sparte zuständig
München. Mitten im Übernahmepoker um die Alstom-Energiesparte will Siemens-Chef Joe Kaeser seinen Energietechnikvorstand auswechseln. Michael Süß, der auch für die in Hamburg ansässigen Sparten Windkraft und Offshore-Anschlüsse verantwortlich ist, müsse demnächst seinen Posten räumen, hieß es am Dienstag von zwei mit dem Vorgang vertrauten Personen. Seine Nachfolge solle Shell-Managerin Lisa Davis antreten. Siemens wollte sich dazu nicht äußern. Die Personalie dürfte wie die Alstom-Pläne die Präsentation der Konzernstrategie von Kaeser überschatten, die für heute geplant ist.
Intern werde Süß zur Last gelegt, er habe den Bereich dezentrale Energieerzeugung vernachlässigt, so die Insider. Während er vor allem auf riesige Turbinen setzte, die sich vor allem in Europa schleppend verkaufen, fehle es im Siemens-Angebot an einer breiten Auswahl kleinerer Stromerzeuger. Zudem trage er als früherer Divisionschef Mitverantwortung für das kostspielige Ende der Partnerschaft mit dem französischen Atomkonzern Areva. Die abrupte Auflösung der Atomkooperation kostete Siemens fast 650 Millionen Euro.
Im Frühjahr 2011 hatte ihn Kaesers Vorgänger Peter Löscher zum Chef des Sektors Energietechnik befördert. Löschers Vertraute Brigitte Ederer, Barbara Kux und Peter Solmssen haben Siemens bereits kurze Zeit nach dem Aufstieg Kaesers zum Vorstandschef den Rücken gekehrt. Süß galt als kantiger Manager in der Siemens-Spitze. Der Münchner ging selten einem Konflikt aus dem Weg.
Der Wechsel kommt zeitlich überraschend. Siemens hat ein Angebot für die Energietechniksparte des französischen Rivalen Alstom angekündigt, um den US-Konkurrenten GE auszustechen. Unter Experten herrscht Skepsis, ob Kaeser diesen Plan mit aller Konsequenz verfolgt oder zunächst vor allem den Bitten der französischen und deutschen Politik nachkam. Alstom prüft derzeit das mehr als zwölf Milliarden Euro schwere GE-Gebot für seine Energieabteilung.