Airbus testet innovative Ladestation für Elektroautos auf Finkenwerder. Hamburger Fahrzeugspezialist Karabag hatte die Idee. Strom ohne Kabel zu tanken ist auch an Ampelkreuzungen denkbar.

Hamburg Mit einem sanften Klacken berührt das Nummernschild des Elektro-Fiats die schmale Platte der Ladestation, die dem Druck mithilfe einer Feder etwas nachgibt. Das Auto ist „angedockt“. Doris Zcernikow, Leiterin der Abteilung Personentransporte bei Airbus, steigt aus und startet an der Säule den Ladevorgang. Eine Anzeige leuchtet grün auf und gibt den Ladestatus an. Wäre der Fiat komplett leer gefahren, würde das Aufladen fünf Stunden dauern.

„Anfangs ist es etwas ungewohnt, mit dem Auto gegen die Vorrichtung zu fahren“, sagt Doris Zcernikow lächelnd, „ansonsten sind wir aber sehr zufrieden mit der Technologie“. Die Airbus-Managerin muss es wissen: Sie ist verantwortlich für die Flotte der Elektroautos im Werksverkehr bei Airbus, die inzwischen 29 Fahrzeuge umfasst. Immerhin 9000 Mitarbeiter nutzen den innerbetrieblichen Verkehr auf dem riesigen Gelände des Flugzeugbauers an der Elbe. Aber auch für Fahrten an die Standorte Stade, Buxtehude und zum Hamburger Airport werden die batteriebetriebenen Autos genutzt.

Die Ladesäule auf dem Konzerngelände ermöglicht nun erstmals das induktive Laden. Ohne Kabel, ohne Stecker, „ohne sich irgendwie die Hände dreckig zu machen“, beschreibt Sirri Karabag das neue Ladegefühl für Fahrer von Elektrowagen. Karabag, Hamburger Autohändler, beschreitet bereits seit einigen Jahren immer wieder neues Terrain in Sachen Elektromobilität, brachte bereits Hunderte Elektrowagen auf die Straße und bietet selbst für Oldtimer Elektroauto-Umbaukits an. Mit der kabellosen Säule hat der 49-Jährige wiederum Pionierarbeit geleistet.

Bei dem Pressetermin am Donnerstag auf Finkenwerder waren denn auch einige Spezialisten aus der Stromtechnologie angereist, die gemeinsam mit Karabag an der Erfindung getüftelt hatten, bis sie den gesetzlichen Anforderungen und den Ansprüchen des TÜV genügte. „Wir haben uns gefragt, was Autofahrer am meisten nervt“, erzählt Karabag. Die Antwort sei klar: das Tanken.

Da ginge es auch den Fahrern von Elektroautos nicht anders. „Das Hantieren mit Kabeln und Steckern – möglicherweise auch noch bei Regen – ist dabei nicht nur unnötig kompliziert, sondern nicht selten mit Ängsten verbunden. Schließlich wird durch den Stecker eine Starkstromverbindung geschlossen“, sagt der Unternehmer, der die Idee mit der kabellosen Ladesäule dann schließlich beim Zähneputzen hatte: „Wir stellen jeden Morgen unsere elektrische Zahnbürste in die Station, die dort induktiv und sicher geladen wird. Warum sollte dies nicht auch für Elektroautos möglich sein?“, fragt der Kaufmann, der nach eigener Aussage nichts so sehr liebt wie Herausforderungen.

Auf der Suche nach Partnern wurde Karabag zunächst nicht überall mit offenen Armen empfangen. Die Unternehmen Paul Vahle und Finepower bekannten sich dann aber zu dem Projekt und brachten es gemeinsam mit Karabag zur Marktreife. „Vor einigen Monaten verkauften wir dann die erste Ladesäule an Airbus“, fasst Karabag zusammen, „und es macht uns sehr stolz, dass diese sich dort seitdem ohne Pannen im Dauereinsatz bewährt.“

Die Technologie hat allerdings auch ihren Preis: Bisher bietet Karabag gemeinsam mit der Firma Wemag das Paket aus Ladestation und Umrüstung eines E-Fahrzeugs für 8790 Euro an. Umrüstbar mit einer Ladeplatte hinter dem Nummernschild sind im Prinzip alle Elektroautos, für etwa 2500 Euro. Die Säule selber kostet nach den Angaben der Entwickler derzeit noch gut 5000 Euro, der Anschaffungspreis dürfte aber in der geplanten Serienproduktion auf 2000 Euro sinken.

Die Vision hinter dieser Idee: Die Ladestation soll zur Tankstelle der Zukunft werden. Als Einsatzbereiche stellt sich Karabag auch das Carsharing vor, bei dem ein unkompliziertes Laden auch Voraussetzung für die Akzeptanz der Kunden sein dürfte. Darüber hinaus könnten Supermärkte die Ladestation in ihr Marketing einbauen und die Kunden zum kostenlosen Aufladen einladen.

Aber selbst ein noch viel weiter gehendes Szenario ist bereits greifbar: Das induktive Laden ist auch mittels Platten auf der Straße an Ampelkreuzungen denkbar. Dann könnten Fahrzeuge während der Rotphase Strom tanken. Technisch ist dies bereits heute möglich. Allerdings bereitet die Ausbreitung des Magnetfeldes, das dem Fahrzeug die elektrische Energie liefert, den Behörden noch Kopfzerbrechen. „Der Abstand ist größer als bei unserer Ladesäule“, sagte Ulrich Reker, Leiter Technik beim Entwicklungspartner Vahle, der aber Karabags Ehrgeiz teilt: „Dieses Problem müssen wir noch lösen.“