Google stellt mit Chromecast ein einfaches Werkzeug für die Verknüpfung zwischen Internet und Fernsehen vor. Der Stick ist ab heute auch in Deutschland verfügbar.
Hamburg. Im Internet hatten entsprechende Gerüchte schon im Vorfeld für Spannung gesorgt, und endlich lüftete Google das lange gehütete Geheimnis: Der Suchmaschinenbetreiber präsentierte jetzt in Hamburg seinen Chromecast-Stick, der das Schauen von Internetinhalten wie Filmen und Bildern auf dem TV-Gerät ermöglicht. Zwar ist der kleine Stick in Googles Heimat schon auf dem Markt, er kommt ab sofort aber auch nach Deutschland. In einem stylischen, eigens für die Präsentation angemieteten Loft stellte das Google-Team die Neuheit vor, und die geladenen Gäste drängten sich auf Sofas um die Fernseher. Die Botschaft war eindeutig: Chromecast gehöre nach dem Willen von Google bald in jedes deutsche Wohnzimmer.
In den USA hat es Chromecast seit der Einführung Mitte vergangenen Jahres zum meistverkauften Elektronikprodukt gebracht, sagte Christian Witt von Google Deutschland mit Sitz in der Hansestadt. Vom heutigen Mittwoch an verkauft Google den Stick nun bei Amazon, im Media Markt und bei Saturn. Zugleich präsentierte Philips, beziehungsweise TV Vision, unter deren Dach die Marke bei Fernsehgeräten heute geführt wird, einige Innovationen in der Welt der Fernseher. Die Botschaft auch hier: TV und Internet wachsen zusammen. Immer mehr Verbraucher checken ihren Facebook-Auftritt am TV, während sie fernsehen, gucken gleichzeitig bestellte Videos aus dem Netz oder nehmen Filme auf.
Das neueste in der Unterhaltungselektronik nun im Detail:
Mit dem Chromecast drahtlos Videos vom Handy auf den TV übertragen
Google präsentiert mit dem Chomecast einen Stecker für den HDMI-Anschluss. Einen solchen Anschluss bietet außer alten Röhrenfernsehern eigentlich heute jedes Gerät. Etwa YouTube-Filmchen, Spielfilme von Online-Videotheken oder eigene Urlaubsfotos oder Musik werden via WLAN auf den Stick gespielt und dann auf dem Fernseher gezeigt, in HD-Qualität.
Der etwa sieben Zentimeter lange Chromecast-Stick überträgt also drahtlos Videos oder Browserinhalte von Smartphones und Tablets auf HDMI-fähige Anzeigegeräte. Unterstützt werden Geräte mit Android oder iOS sowie Macs und Windows-PCs mit Googles Browser Chrome. Zusätzlich kann das Smartphone zur Fernbedienung für den Fernseher werden und etwa die Lautstärke regeln. Der Preis für Chromecast liegt bei 35 Euro. In den USA kostet das Gerät 35 Dollar.
Ähnliche Funktionen hat auch ein Konkurrenzgerät von Apple, das bereits auf dem Markt ist. Die Amerikaner bieten mit Apple TV aber keinen HDMI-Stick an, sondern ermöglichen über ein Zusatzgerät mit iOS-Betriebssystem dem Fernseher, Internetinhalte zu zeigen. Hiermit können also ebenfalls Musikdateien abgespielt oder digitale Fotos oder Videos gezeigt werden. Apple TV kostet rund dreimal so viel wie der Google-Stick. In der Entwicklung ist noch eine Set-Top-Box von Amazon.
Philips-Fernseher wachsen auch mit der Google-Welt zusammen
Mit einer aufwendigen Produktpräsentation im Schuppen 52 mitten im Hamburger Hafen setzte TP Vision am Dienstag seine neuesten Philips-Fernseher in Szene. Es war wohl die letzte Veranstaltung, auf der TPV aus Taiwan und Philips gemeinsam auftraten, verabschiedet sich der niederländische Elektronikkonzern jetzt doch vollständig aus dem Geschäft mit Fernsehern. Nur die Marke bleibt erhalten, unter dem Dach der Asiaten.
Fabien Roth, Geschäftsführer für Philips TV bei TP Vision, unterstrich das strategische Ziel, mit Philips-Fernsehern künftig noch stärker in den Oberklasse-Markt zu gehen. Als Höhepunkt präsentierte TP Vision die 8000er-Serie mit Android-TV-Plattform, die einen Zugang zu Spielen oder Filmen über den Google Play Store oder den Google Play Movies-Service ermöglicht. Zudem wird es kein Problem sein, ein TV-Programm anzuschauen und parallel ein anderes aufzunehmen.
Philips-Konzern zieht sich bei Fernsehern zurück
Vor zwei Jahren startete TP Vision als Gemeinschaftsunternehmen von Philips und TPV aus Taiwan. Damals behielt der niederländische Elektronikkonzern die Kontrolle über 30 Prozent des defizitären Geschäfts, die jetzt verkauft werden. Es ist ein Rückzug in Raten: Schon 2004/2005 hatte Philips seine Monitorfertigung an TPV veräußert. Zukünftig setzt Philips neben dem Geschäft mit Gesundheits- und Medizintechnik verstärkt auf LED-Beleuchtung. Das Geschäft mit TPV soll Mitte diesen Jahres abgeschlossen werden. In Hamburg sind bei TP Vision rund 110 Mitarbeiter beschäftigt. Die Logistik hatte TPV zuletzt am Produktionsstandort in Polen konzentriert, so dass in der Hansestadt rund 20 Arbeitsplätze weggefallen waren. Zunächst solle die Zahl der Beschäftigten an der Elbe aber stabil bleiben, sagte Fabien Roth, TP Vision-Chef für Deutschland, dem Abendblatt. Grundsätzlich bleibt der TV-Markt aber risikoreich: Es sind hohe Investitionen in immer neue Technologien nötig, um dem Preiskampf entgehen zu können. TPV schlägt sich hier indes ganz gut: Der Konzern ist weltweit größter Hersteller von Monitoren.