Seit zehn Jahren hilft Nilufar Zand kleinen Erdenbürgern ans Licht der Welt. Die 36-Jährige in Kirchsteinbek ist eine der jüngsten selbstständigen Hebammen in Hamburg, die sich auf Hausgeburten spezialisiert haben. „Was die Schwangeren sonst an getrennten Orten erleben – Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt, Geburt in der Klinik, Wochenbettbetreuung zu Hause – das gibt es bei mir alles aus einer Hand“, sagt sie. Die Hilfe einer vertrauten Hebamme ist entscheidend, um Ängste und Spannungen schon vor der Geburt abzubauen. Aber die Zahl der Hebammen nimmt ab – denn kaum eine kann noch von ihrem Beruf leben: „Vor fünf Jahren gab es in Hamburg noch 16 oder 17 Kolleginnen, die Hausgeburten anboten, heute sind wir noch sieben.“
Nach der aktuellen Gebührenordnung wird eine Vorsorgeuntersuchung pauschal mit rund 28 Euro vergütet, für eine Hausgeburt bekommt die Hebamme 707,33 Euro an Werktagen, an Wochenenden 830,64 Euro. Inbegriffen ist die Betreuung von bis zu acht Stunden vor und drei Stunden nach der Geburt. „Das ist zu wenig Geld“, sagt Zand.
Der durchschnittliche Stundenlohn einer freiberuflichen Hebamme liegt um 8,50 Euro. Was aber den Geburtshelferinnen vor allem zu schaffen macht, sind die Kosten der Berufshaftpflichtversicherung, die sich seit 1989 (damals umgerechnet 450 Euro) bis heute mehr als verzehnfacht haben. Vor sieben Jahren bezahlte Nilufar Zand dafür jährlich etwa 1200 Euro, heute sind es 4400 Euro. Sie glaubt nicht, dass sich der Trend schnell ändert. „Was wir brauchen, ist ein Umdenken bei den Gesundheitsleistungen, eine politische Lösung. Marktwirtschaftliche Prinzipien funktionieren bei Geburtshilfe einfach nicht“, sagt sie. „Ein Hausarzt, der noch Patienten besucht, wird weniger gut bezahlt als ein Radiologe. Eine Hebamme hat weniger Stundenlohn als ein Handwerker. Leistung für Menschen wird bei uns nicht wirklich wertgeschätzt.“ Fotos: Michael Rauhe