Die Angst vor einer Entwertung ihrer Ersparnisse ist bei den Deutschen ganz besonders stark ausgeprägt. Das mag daran liegen, dass sie genau dies im vergangenen Jahrhundert zweimal erleiden mussten – während der Hyperinflation des Jahres 1923 und noch einmal durch die Währungsreform von 1948. Diese Ereignisse haben sich offenbar tief in das kollektive Gedächtnis eingeprägt, auch wenn man heute schon deutlich mehr als 80 Jahre alt sein muss, um die Währungsreform bewusst als Erwachsener erlebt zu haben.
Angesichts dieser Angst ist es umso erstaunlicher, dass die Zahl der Aktionäre in Deutschland immer noch weiter abnimmt. Denn das bereits seit 2012 anhaltende Niedrigzinsniveau sorgt mit Sparzinsen unterhalb der Inflationsrate für eine schleichende Enteignung der privaten Sparer – zugunsten des Staates, der durch die Minizinsen seinen Etat entlasten kann. Nach Auffassung der meisten Experten wird sich das zumindest in den nächsten zwei Jahren auch nicht grundlegend ändern.
Wer den realen Wertverlust seiner Ersparnisse nicht hinnehmen will, kommt an Aktien kaum vorbei. Zwar wäre es zu riskant, nun einen Großteil des Vermögens an der Börse zu investieren. Für einen dosierten Kauf von Fonds mit Aktienanteil, am besten über einen Sparplan, spricht aber vieles. Vor diesem Hintergrund ist es jedoch nicht hilfreich, wenn der Staat durch immer neue aufsichtsrechtliche Formalitäten den Banken die Wertpapierberatung erschwert. Auch der Politik sollte an einer sinnvollen Vorsorge der Bürger gelegen sein.