Die älteste deutsche Bank hat ihr verwaltetes Vermögen auf 34 Milliarden Euro erhöhen können. Jetzt plant das Privatbankhaus mehr Personal einzustellen – auch in der Hansestadt.

Hamburg Andere Geldhäuser ächzen unter dem niedrigen Zinsniveau, doch für Berenberg ist das kein Thema. Im Geschäftsjahr 2013 hat das Hamburger Privatbankhaus sogar ein Rekordergebnis erzielt; der Jahresüberschuss kletterte um knapp zehn Prozent auf 66,1 Millionen Euro.

„Wir haben schon vor vielen Jahren damit begonnen, uns auf das Provisionsgeschäft, sprich Beratung und Dienstleistung, zu konzentrieren“, sagt Hans-Walter Peters, Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter der ältesten Bank Deutschlands. Der Zinsüberschuss, der vielen großen Kreditinstituten derzeit Sorgen macht, spielt dagegen kaum eine Rolle.

Der Provisionsüberschuss jedoch stieg im vergangenen Jahr um 13,5 Prozent auf den Spitzenwert von 234,4 Millionen Euro. So haben sich die Provisionserträge im kundengetriebenen Aktienhandel um 50 Prozent erhöht.

Peters führt dies nicht zuletzt auf den konsequenten Ausbau des Research-Teams in den vergangenen Jahren zurück – mit rund 80 Analysten hat Berenberg nach eigenen Angaben die zweitgrößte Aktienresearch-Mannschaft einer deutschen Bank. „Manche Wettbewerber argumentieren, ein großes Analystenteam lohne sich nicht, und bauen in diesem Bereich ab“, sagt Peters. „Für uns ist eine hohe analytische Kompetenz hingegen Treiber des Wachstums.“

Während die für das Berenberg-Geschäft wenig aussagekräftige Bilanzsumme nur leicht auf 4,5 Milliarden Euro vorankam, legte das verwaltete Vermögen bis Jahresende 2013 um 6,7 Prozent auf 30,1 Milliarden Euro zu. Aktuell beläuft es sich wegen eines Großauftrags eines institutionellen Kunden im Januar sogar schon auf rund 34 Milliarden Euro.

Weiter wachsen will das Traditionshaus auch in der Betreuung von vermögenden Privatkunden – ungefähr 7000 solcher Kunden hat Berenberg derzeit im Bestand. In diesem Bereich könne man auf einen Standortvorteil bauen, glaubt der Berenberg-Chef: „Hamburg ist ein absoluter Top-Standort im Private Banking, und wir haben hier eine sehr gute Marktstellung.“ Allerdings werde der Wettbewerb immer härter, deshalb investiere Berenberg weiter in den Ausbau von Kompetenz und Know-how.

Geplant ist, die Mitarbeiterzahl in diesem Jahr von 1147 auf 1200 Personen zu erhöhen. Zwar geht es nicht zuletzt darum, die Präsenz im Ausland weiter auszubauen. So will die Bank bis Jahresende ein kleines Team in San Francisco aufbauen, weil für eine adäquate Betreuung der dortigen Kunden die Entfernung von der US-Ostküste, wo Berenberg in New York und in Boston vertreten ist, zu groß sei. In London beschäftigt das Privatbankhaus inzwischen knapp 180 Mitarbeiter, in Zürich sind es gut 80. Doch auch in Hamburg hat die Belegschaft zuletzt zugenommen; im Jahr 2013 wuchs sie um 14 auf 716 Beschäftigte.

Auch wenn die Niedrigzinsphase den Gewinn der Bank kaum schmälern konnte, wird es in diesem Umfeld immer schwieriger, den Kunden attraktive Anlageprodukte anzubieten. Berenberg hat dazu Expertisen in den Bereichen Wald, Ackerland und Kunst aufgebaut, aber auch Immobilieninvestments sind weiter sehr gefragt: Ein Fonds von rund 40 Millionen Euro mit einem Geschäfts- und Ärztehaus am Universitätsklinikum Eppendorf wurde vom Geschäftsbereich Private Banking innerhalb von zwei Tagen platziert. „Gerade für das Private Banking gilt: Nur wenn die Kunden Geld verdienen, verdient auch die Bank“, sagt Peters.

Im Investmentbanking hat Berenberg die Marktposition ausbauen können: Laut dem Finanzinformationsdienst Bloomberg rangierte Berenberg mit 13 begleiteten Börsengängen und Kapitalerhöhungen im Jahr 2013 auf Platz zwei im deutschsprachigen Raum, im Vorjahr lagen die Hamburger auf Platz drei.

Peters legt Wert auf die Feststellung, dass Berenberg im Investmentbanking ausschließlich im Kundenauftrag agiert und keine riskanten Derivategeschäfte tätigt: „Wir haben mit der Krise nichts zu tun gehabt.“ Die Bank habe bisher auch keinen Anlass gesehen, am Bonussystem etwas umzustellen. Das Geschäftsmodell sei so attraktiv, dass man gute Leute gewinnen und halten könne – selbst an Orten, die sonst für hohe Fluktuation bekannt sind: „Der Kollege, der heute unsere Niederlassung in London leitet, hat vor zehn Jahren bei uns angefangen.“