Überkapazitäten im Raffineriemarkt drücken Gewinn. 40 Stunden-Woche für Mitarbeiter eingeführt. Tariferhöhungen ausgesetzt. Jetzt will sich das Unternehmen auf mehr Effizienz trimmen
Hamburg. Es läuft derzeit nicht optimal beim Hamburger Mineralölverarbeiter H&R. Das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen (Ebita) ist im vergangenen Jahr auf 32,6 Millionen Euro geschrumpft, nach 49,6 Millionen 2012. Ein Grund für den Rückgang sind laut Vorstandschef Niels H. Hansen die weltweiten Überkapazitäten im Raffineriebereich.
Der international aktive Experte für Spezialchemie mit 1750 Mitarbeitern, davon 250 in Hamburg, ist nicht der einzige Konzern, dessen Margen wegen der Marktlage gesunken sind. Auch der Mineralölkonzern Shell war lange Zeit betroffen, ehe er einen Teil seiner Harburger Raffinerie schloss und den Rest an das schwedische Unternehmen Nymex verkaufte. „Auch in Großbritannien wurde mit Stenlow eine Raffinerie an ein indisches Unternehmen verkauft. „Als erstes haben die neuen Eigentümer den Schmierstoffbereich geschlossen“, sagt Hansen.
Tatsächlich wird im Mineralölmarkt fast nur noch in der Ölförderung Geld verdient. Firmen, die wie H&R Mineralöl verarbeiten, sind von der Krise in Südeuropa betroffen. Industrieunternehmen benötigen mangels Aufträgen weniger Schmierstoffe, Autos brauchen immer weniger Benzin und Plastikproduzenten weniger Öl. H&R musste im dritten Quartal 12,1 Millionen Euro abschreiben. Hansen, dessen Unternehmen unter anderem Weißöle, Parafin und Wachse oder auch Weichmacher für die Kosmetik-, Druck- oder Plastikindustrie produziert, hat bereits 2012 die Notbremse gezogen.
Er verordnete H&R Programme zur Steigerung der Effizienz. Unter anderem wurde eine Raffinerie des Unternehmens in Salzbergen zu einer Auftragsraffinerie umgewandelt, die jetzt auch von anderen Firmen genutzt werden kann. Zudem hat er in Hamburg in den Ölwerken Schindler die 40-Stunden-Woche wieder eingeführt, ohne dass die Mitarbeiter dafür mehr Gehalt bekommen. Auch die Tariferhöhung der Gewerkschaft IG BCE wurde ausgesetzt, um Kündigungen zu vermeiden.
Als einziges Segment konnte die Kunststoffsparte des Unternehmens um 13 Prozent zulegen. „Die Effekte des Programms wirken sich zwar schon aus, aber erst 2016 in vollem Umfang“, sagt Hansen. Unter anderem will H&R die Fixkosten deutlich reduzieren, das Rohstoffmanagement stärker professionalisieren und möglicherweise Partnerschaften eingehen. Für dieses Jahr peilt er eine Steigerung des Ergebnisses bei gleichen Umsätzen an. Die Erlöse lagen 2013 bei 1,21 Milliarden Euro, im Vorjahr waren es 1,22 Milliarden.