Für Sietas wird die Zeit allmählich knapp. Denn mit der Ablieferung des bislang letzten Neubaus, der „Aeolus“ spätestens im März, würde sich die noch verbliebene Belegschaft endgültig auflösen. Das Angebot der Werft Pella Shipyard in St. Petersburg lässt deshalb aufhorchen: Das Unternehmen nennt konkrete Zahlen für eine mögliche Übernahme der ältesten deutschen Werft. Die Offerte ergibt Sinn. Die Russen wissen den Spezialschiffbau auf deutschen Werften seit Jahrzehnten zu schätzen. Bei der Doppelwerft Nordic Yards in Wismar wurden die alten Verbindungen aus der DDR-Zeit nach der Übernahme durch den russischen Investor Witali Jussufow im Jahr 2009 erfolgreich neu belebt. Warum sollte etwas Ähnliches nicht auch bei Sietas in Hamburg möglich werden?
Natürlich könnte man nach einem Untergang von Sietas auf den elbnahen Wassergrundstücken an der Este Feriendomizile, einen Yachthafen oder eine Werft für die Reparatur von Sportbooten errichten. Für die kostbaren Flächen fände sich gewiss schnell eine neue Verwendung. Aber warum sollte Hamburgs Politik und Wirtschaft das Ringen um Sietas aufgeben, solange noch ein Rest Hoffnung auf eine Rettung des Unternehmens besteht? Die Zukunft des deutschen Schiffbaus liegt in der Anfertigung hoch spezialisierter Schiffe und maßgefertigter Stahlstrukturen. Genau solcher Produkte also, wie sie Sietas in den vergangenen Jahren, trotz schwierigster Umstände, präzise geliefert hat.