Grenzüberschreitender Stromhandel ist Normalität. Wenn in Deutschland der Wind kräftig bläst, und die Windräder mehr Strom produzieren, als verbraucht wird, geht die überschüssige Energie nach Österreich. Dort werden Wasserkraftwerke angeworfen, welche die Energie speichern. Und herrscht in Deutschland Flaute, wird die Wasserkraft wieder zu Strom umgewandelt und nach Deutschland zurückgeholt. Das sorgt für Versorgungssicherheit.
Vor diesem Hintergrund ist die neue Initiative des deutschen Netzbetreibers 50Hertz zu begrüßen, zusammen mit einem dänischen Partner eine solche Leitungsverbindung auch in der Ostsee unter Einbindung zweier Offshore-Windparks schaffen zu wollen. Das öffnet dem internationalen Stromhandel mehr Möglichkeiten und könnte am Ende sogar zu mehr Wettbewerb bei den Strompreisen führen.
Zweitens finden die beiden angeschlossenen Offshore-Windparks, ein deutscher und ein dänischer, einen weiteren Abnehmer wenn der Zugang zum heimischen Netz wegen Energieüberlastung geschlossen werden muss. Und drittens ergibt sich dann daraus eine neue Möglichkeit, um den wegen Investitionsunsicherheiten stockenden Ausbau der Offshore-Windparks anzukurbeln – wenn diese Idee jetzt Schule macht.
Von Projekten dieser Art kann die ins Stottern geratene Energiewende noch eine Menge mehr vertragen. Die Politik sollte dieses Vorhaben unterstützen und ihm den Weg ebnen. Beispielsweise sollte eine gerechtere Verteilung der Netzdurchleitungsgebühren in Angriff genommen werden.