Weihnachtsbummel auf dem Sofa: 37 Millionen Deutsche wollen ihre Geschenke in diesem Jahr über das Internet kaufen. Die Branche arbeitet derzeit an neuen Zustell-Modellen.

Hamburg. Die leidige Suche nach dem Parkplatz, das Schieben durch die Regale oder das Anstehen an den Kassen – der jährliche Weihnachtsbummel ist für viele Deutsche nur noch eine grausige Vorstellung aus der Vergangenheit. Ob Spielwaren, Unterhaltungselektronik oder Bekleidung – nie zuvor haben die Deutschen so viel im Internet bestellt, wie in diesem Jahr.

Laut einer aktuellen Studie von Boniversum und des Bundesverband des Deutschen Versandhandels e.V. (bvh) wollen 37 Millionen Deutsche ihre Weihnachtsgeschenke 2013 über das Internet kaufen. Freuen dürften sich vor allem die großen Paketdienste wie DHL, Hermes, DPD, UPS oder GLS, die in der Vorweihnachtszeit zusätzlich tausende Mitarbeiter zeitlich befristet eingestellt haben.

Bis zu 15 Millionen Pakete werden im Advent täglich verschickt. Bis zu acht Millionen Sendungen könnte allein die Deutsche Post an den Spitzentagen vor Weihnachten ausliefern. Das wäre ein neuer Spitzenwert in Deutschland. Im Vorjahr verzeichnete die Deutsche Post DHL noch Bestmarken von täglich bis zu sieben Millionen Paketen.

Zahlen, die vor allem eines bedeuten: Stress für die zahlreichen Arbeiter in den Logistikzentren, aber auch für die Paketboten, die Tag für Tag die Treppenhäuser rauf und runter rennen. Meist handelt es sich bei den Zustellern um Subunternehmer, die im Auftrag der großen Paketdienste die Bestellungen ausliefern. Sie leiden am meisten unter dem enormen Zeit- und Kostendruck, vor allem wegen der starken Konkurrenz zu anderen Zustellern. „Zeit ist Geld“ – in kaum einer anderen Branche hat man dieses Motto so verinnerlicht.

Ist der Empfänger einer Sendung nicht zu Hause, wird der Druck für den Boten noch zusätzlich erhöht, denn Geld gibt es meist nur für zugestellte Pakete. Zwar erreichen offiziell rund zwei Drittel der Bestellungen direkt ihren Empfänger, jedoch sind darunter auch Pakete, die freundlicherweise von Nachbarn oder umliegenden Geschäften entgegengenommen werden.

Aufgrund zu erwartender Wachstumsraten im Online-Versandhandel, arbeiten viele Paketdienste daher an neuen Modellen der Paketzustellung. So soll die Zahl der Paketshops noch einmal deutlich ausgebaut werden. Allein DHL plant bis Ende nächsten Jahres bundesweit fast 20.000 zusätzliche Paketshops. Auch das Logistikunternehmen UPS betreibt seit Oktober eigene Shops in Deutschland.

Neben einer möglichen Abendzustellung ab 18 Uhr, ist zudem denkbar, dass Empfänger zukünftig per E-Mail oder SMS über die geplante Zustellung informiert werden. In der vergangenen Woche hatte der Online-Händler Amazon angekündigt, seine Bestellungen in einigen Jahren sogar per Minidrohne zu zustellen. Auch DHL testet die Paketzustellung per Drohne seit vergangener Woche in Bonn. Eisige Straßenverhältnisse oder Streiks wären dann nicht mehr von Bedeutung. Bis es soweit ist, werden die Paketboten zu Weihnachten täglich noch einige hundert Höhenmeter zu bewältigen haben.