Wieder nur ein schmales Plus im kommenden Jahr. Rentenbeiträge sollen aber nicht sinken. Deshalb werden die Renten auch geringer steigen. Was Riester-Sparer jetzt bedenken müssen.
Berlin/Hamburg. Wie erwartet können die rund 20 Millionen Rentner in Deutschland im kommenden Juli mit einer Rentensteigerung von gut zwei Prozent rechnen. Nach dem Rentenversicherungsbericht, aus dem die Agentur Reuters zitiert, sagt die Bundesregierung eine Rentenerhöhung von 2,13 Prozent im Westen und im Osten von 2,25 Prozent voraus. Doch diese Zahlen sind nur vorläufig, die Steigerung richtet sich nach den Löhnen. Aber der Anstieg ist für die West-Rentner kräftiger als zuletzt, als ihre Bezüge im Juli 2013 nur um 0,25 Prozent zulegten. Im Osten gab es in diesem Jahr dagegen ein Plus von 3,29 Prozent. Der Grund lag darin, dass die eigentliche Rentensteigerung abgedämpft wurde durch Faktoren wie die Rentengarantie. Sie hat dafür gesorgt, dass in Krisenjahren die Renten nicht sanken. Allerdings wurden dafür Mechanismen eingebaut, die diese Garantie in den folgenden Jahren „erwirtschaften“ mussten.
Die derzeit in den Koalitionsverhandlungen diskutierten neuen Ausgabenvorhaben der Rentenversicherung wie auch der voraussichtliche Verzicht auf eine Beitragssenkung im kommenden Jahr haben noch keinen Einfluss auf die Rentenerhöhung 2014. Dem Bericht zufolge müsste der Beitragssatz für 2014 von 18,9 auf 18,3 Prozent vom Monatsbrutto gesenkt werden, da die Rücklagen der Rentenkasse Ende 2013 voraussichtlich ein Rekordhoch von 31 Milliarden Euro erreichen.
Das wird auch die Rentner ärgern. Denn eine Beitragssenkung bringt ihnen mittelfristig mehr Rente. Weil die Löhne dann steigen, hat das auch einen positiven Effekt auf die kommende Rentenanhebung.
In den laufenden Koalitionsverhandlungen wird aber erwogen, darauf zu verzichten, um Ausgaben für eine höhere Mütterrente, höhere Erwerbsminderungsrenten und eine Aufstockung der Renten von Geringverdienern zu finanzieren. Darüber gibt es Streit zwischen Politik und Experten aus Gewerkschaften und Unternehmerverbänden. Die künftige Koalition plant offenbar, die neuen Wohltaten aus den Reserven der Rentenkasse zu finanzieren. Damit würden Arbeitnehmer und Arbeitgeber belastet. Normalerweise werden diese Leistungen von allen Steuerzahlern finanziert – aus dem Bundeszuschuss an die Rentenversicherung.
Die Wirtschaftsweisen plädieren dafür, den Rentenbeitragssatz wie gesetzlich vorgesehen Anfang kommenden Jahres abzusenken. Einen in den Koalitionsgesprächen von Union und SPD erwogenen Verzicht halten die Experten für nicht angebracht. Die Senkung sei aufgrund der gut gefüllten Rentenkasse nicht nur möglich, sondern „zwingend“, geht aus dem Jahresgutachten hervor, das der Sachverständigenrat am Mittwoch vorstellte. Deshalb sollte „von Rechtsänderungen Abstand genommen werden“.
Mit Blick auf die Rente mit 67 sprechen sich die Regierungsberater langfristig für ein noch höheres gesetzliches Renteneintrittsalter aus: Es sollte an die weiter steigende Lebenserwartung geknüpft und deshalb bis 2045 auf 68 Jahre und bis 2060 auf 69 Jahre angehoben werden.
Unterdessen müssen sich Riester-Sparer jetzt Gedanken machen, ob sie ihren Vertrag anpassen müssen, um die staatlichen Zulagen in voller Höhe mitzunehmen. Die volle Förderung erhält nur, wer vier Prozent seines sozialversicherungspflichtigen Vorjahreseinkommens abzüglich der Zulagen einzahlt, erläutert Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Bei 30.000 Euro Einkommen muss der Anleger also 746 Euro pro Jahr selbst einzahlen, wenn er eine Kinderzulage von 300 Euro und eine Grundzulage von 154 Euro erhält. Dann ergeben Eigenbeiträge und Zulagen den erforderlichen Beitrag von 1200 Euro oder vier Prozent des Einkommens.
„Nutzen Sie die Gelegenheit aber auch unbedingt dazu, sich den Vertrag mal näher anzusehen“, rät Nauhauser. Denn in der Regel würden vor allem teure Riester-Verträge verkauft, weil die Vermittler daran am meisten verdienten. Unter Umständen sei es besser, nach Anlagealternativen zu suchen oder lieber Schulden zu tilgen. Ab 2014 können Sparer Guthaben auch zur Tilgung von Eigenheimschulden verwenden.
Ist bei der Anlage die Rendite das entscheidende Kriterium, dann kommt ein Riester-Fondssparplan in Frage, da am Aktienmarkt die höchsten Renditen möglich sind, erklärt Nauhauser. „Der Haken dabei ist: Ausgabeaufschläge, Managementkosten und Bestandsfolgeprovisionen von jährlich bis zu zwei Prozent nagen an der Rendite.“
Außerdem müssten Anleger damit rechnen, dass der Anbieter wegen der vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Garantie die Aktienfonds gerade dann verkaufen muss, wenn die Kurse am niedrigsten sind. Eine Alternative ist ein Riester-Banksparplan. Hier werden Guthaben und Sparraten laufend verzinst, aktuell reicht der niedrige Zins aber oft nicht, um die Preissteigerungsrate auszugleichen. Von Rentenversicherungen rät der Verbraucherschützer ab, es sei denn, die Abschlusskosten sind bereits bezahlt: „Die hohen Kosten sorgen dafür, dass der Vertrag oft erst nach zehn Jahren eine positive Rendite aufweist“, warnt Nauhauser.