Immer mehr Unternehmen eröffnen in Hamburg Pop-up-Stores, also Läden, die nur eine bestimmte Zeit betrieben werden und dann wieder vom Markt verschwinden. Jüngstes Beispiel ist der Süßigkeitenspezialist Arko.

Hamburg. Sie eröffnen plötzlich und sind einige Wochen später wieder verschwunden – immer auf der Suche nach dem nächsten leeren Laden in einer Großstadt. Meist sind es Designer, die ihre neuen Kollektionen in leer stehenden Läden präsentieren und so prüfen, ob sie den Geschmack der potenziellen Kunden getroffen haben. Die Verkäufe ihrer Klamotten dauern nur wenige Wochen, dann werden die Einzelhandelsflächen wieder aufgegeben. Jetzt jedoch eröffnet erstmals in Hamburg mit dem Kaffee- und Süßwarenspezialisten Arko ein Anbieter von Nahrungsmitteln drei dieser so genannten Pop-up-Stores. Der Begriff Pop-up für diese Läden kommt aus dem Englischen und bedeutet „Plötzlich auftauchen“.

„Wir haben drei Pop-up–Stores für die Advents- und Weihnachtszeit in Eisdielen an der Eppendorfer Landstraße, dem Mühlenkamp und in den Colonnaden eröffnet“, sagt Arko-Chef Torsten Teufert. Er ist zufrieden mit seiner neuen Geschäftsidee. Dort, wo bis vor wenigen Tagen eine Eisdiele war, verkauft Arko nun Gebäck, Pralinen, Marzipan und weitere Leckereien für die Adventszeit und das Weihnachtsgeschäft. Geleitet wird der Laden von Serap Stienen, einer Franchisenehmerin, die gleichzeitig ein Arko-Geschäft an der Osterstraße betreibt. Die Nachfrage der Kunden ist groß in diesen Gegenden, wo es kaum Konkurrenz für das Wahlstedter Unternehmen gibt. „Wir haben sogar schon Bestellungen für Präsentkörbe angenommen“, sagte Dienen am ersten Verkaufstag. Die Mietverträge laufen bis Ende Dezember, so dass die Kunden dort auch noch Silvesterartikel wie Marzipanschweinchen oder auch Champagner kaufen können.

„Das ergänzt sich prima“, sagt Teufert. „Wir mieten die Geschäfte, weil die Eisdielen im Winter geschlossen sind, und entlasten die Betreiber der Eiscafés, indem sie zwei Monatsmieten sparen“, sagt Teufert. Für den Arko-Chef ist der Einstieg in die nur kurzzeitig gemieteten Läden gerade in der Weihnachtszeit wichtig. „Wir machen ein Drittel unseres Umsatzes von derzeit rund 65 Millionen Euro pro Jahr in der Weihnachtssaison“, sagt er. Wenn das Pilotprojekt mit den Pop-up-Stores in der Hansestadt gut ankommt, will er im kommenden Jahr in Norddeutschland zur Weihnachtszeit 30 bis 40 Läden auf Zeit mieten.

Das Unternehmen betreibt zwar bereits 30 seiner insgesamt 250 Filialen in Hamburg, ist aber nicht in allen Stadtteilen präsent. „Ich könnte mir durchaus ein bis zwei weitere Standorte in der Hansestadt vorstellen. Vor allem in Winterhude und auf der Uhlenhorst wollen wir künftig vertreten sein“, sagt Teufert und inspiziert den Laden am Mühlenkamp, in dem sich einige Kunden umschauen, Leckereien erwerben oder Adventskalender kaufen. Doch es sei in der Hansestadt schwierig geworden, passende Standorte zu akzeptablen Mieten zu bekommen. „Wir müssen schneller werden als unsere Konkurrenz und noch näher an die Kunden heran“, gibt Teufert als einen weiteren Grund für seine diesjährige Weihnachts-Offensive an.

Das Thema Pop-up-Stores wird nach Meinung des Handelsexperten Uwe Seidel, Geschäftsführender Gesellschafter der Hamburger Unternehmensberatung Dr. Lademann & Partner, weiter an Bedeutung gewinnen. „Vor allem Unternehmen aus dem Onlinehandel nutzen die Gelegenheit und mieten sich kurzfristig in einen leer stehenden Laden ein, um ihre Waren in der realen Welt, für die Kunden zum Anfassen, präsentieren zu können“, sagt er. Das diene auch dem Markenaufbau. Die Handelswelt von Online und Offline käme sich auf diese Weise näher.

Die Diskussion über Pop-up-Stores sei in der Immobilienbranche angekommen. „Vor allem Unternehmen aus den Bereichen Mode und Technik könnten von den Stores profitieren“. Schwieriger werde es in Zukunft aber für die Vermieter. „Gerade große Shoppingcenter mit lang laufenden Mietverträgen werden künftig zu kürzeren Laufzeiten tendieren. Weil sie künftig flexibler werden müssen, um dem Kunden mit neuen Angeboten mehr Anreize zum Besuch im Center zu geben.“ Das wiederum wollen die Eigentümer der Center meist nicht.

Anders als bei Schokolade und Co. folgt das Pop-up-Marketing im Modebereich oft dem Motto: Was nicht in Massen zu haben ist, ist gefragt. Allein in Hamburg gab es in diesem Jahr schon rund zehn Pop-up-Stores, deren Betreiber leere Läden karg einrichteten und ihre Produkte, meist Bekleidung, Taschen oder andere Accessoires, an den Kunden bringen wollten. Berlin gilt zwar als deutscher Hotspot für Pop-up-Stores. Aber Hamburg holt auf. Allein 2013 gab es rund zehn kurzfristige Shops in der Stadt in Geschäften, Fabriken oder Villen, in denen vor allem Modedesigner allein oder gemeinsam mit Partnern ihre Bekleidung verkauften.

Nicht nur kleinere Designer, sondern auch Unternehmen wie Adidas, Beiersdorf und die Hamburger Firma Closed nutzten bereits das Konzept. Louis Vuitton Malletier, Spezialist für Reisegepäck, hat jetzt in Paris einen Pop-up-Store zum Thema Reisen namens L’Aventure neben dem Firmensitz eröffnet. Er soll bis Ende Dezember laufen. Der Konzern will wie Arko vom Weihnachtsgeschäft profitieren.