René Benko zählt zu den reichsten Österreichern. Ver.di verlangt, dass auch bei den verkauften Karstadt-Teilen KaDeWe und Alsterhaus wieder Tarife gelten.

Hamburg/Düsseldorf. Für Experten ist es die finale Rettungsschlacht um den Karstadt-Konzern, die in diesen Wochen tobt. Und mittendrin in dieser Schlacht geht es auch um die Zukunft der sogenannten Premium-Häuser in Berlin, das KaDeWe, Hamburg (Alsterhaus) und München (Oberpollinger).

Die Gewerkschaft Ver.di will jetzt durchsetzen, dass auch die verkauften Teile des angeschlagenen Karstadt-Konzerns wieder Tarifverträge anerkennen. Ziel sei es, dass die gesamte Karstadt-Gruppe in die Tarifbindung zurückkehre, betonte ein Ver-di-Sprecher. Damit muss sich die Signa-Holding des österreichischen Investors René Benko darauf einstellen, dass Ver.di auch für die Luxus- und Sporthäuser des Konzerns Tarifverträge fordert. Ver.di sei bereit, darüber auch mit Benko oder Vertretern seiner Signa-Holding zu reden, betonte der Sprecher.

Das Karstadt-Management hatte im Mai eine „Tarifpause“ für den Konzern bis 2016 verkündet – die Beschäftigten würden damit etwa nicht von künftigen Tariferhöhungen im Handel profitieren, das Management spart sich millionenschwere Lohnerhöhungen. Die Pläne stießen auf heftigen Widerstand bei den rund 20.000 Mitarbeitern und der Gewerkschaft Ver.di. Lange herrschte Funkstille. Nun wurde aber für den 23. und 24. September die erste Runde für die Verhandlungen zwischen Karstadt und Ver.di angesetzt, zwei Wochen später soll das nächste Treffen stattfinden.

Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen und Signa hatten angekündigt, dass Benko 75,1 Prozent am operativen Geschäft der Karstadt-Luxushäuser um das KaDeWe in Berlin übernimmt. Auch die Mehrheit an den 28 Sport-Filialen fällt an Benko. Im Gegenzug fließen rund 300 Millionen Euro, die Berggruen in das Karstadt-Kerngeschäft investieren will. Die übrigen 83 Karstadt-Warenhäuser bleiben bei Berggruen. Die Kartellbehörden müssen der Transaktion noch zustimmen.

Der Handelsexperte Thomas Roeb sieht in dem Teilverkauf der Luxuskaufhäuser und der Sporthäuser die „letzte Chance für Karstadt“. Dass nun 300 Millionen Euro in die Modernisierung fließen sollen, hält der Professor an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg für „das Minimum, was man braucht, um die Warenhäuser wieder auf die Spur zu bringen“, wie er der Nachrichtenagentur dpa sagte. Bei den 83 „normalen“ Warenhäusern des Essener Unternehmens sieht er einen erheblichen Investitionsstau. Die von Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen verkauften Teile hält er für das letzte Tafelsilber des Konzerns.

Die österreichische Signa-Gruppe ist Spezialist für Luxus-Immobilien in Spitzenlagen und bietet Projektentwicklung und Immobilienfonds für Anleger. Sie sieht sich mit einem Immobilienvermögen von mehr als fünf Milliarden Euro selbst als eine der europaweit führenden Gesellschaften der Branche und ist etwa größter privater Immobilienbesitzer im Zentrum von Wien. Gründer war 1999/2000 der Tiroler Geschäftsmann René Benko, der nach Medienberichten zu den 50 reichsten Österreichern zählt und sich vor kurzem in den Beirat des Unternehmens zurückgezogen hat.

Der Tiroler René Benko schaffte es vom Schulabbrecher zu einem der erfolgreichsten Unternehmer Österreichs. Benko hat beste Verbindungen zu Politik und Society. In Deutschland sind Benko und Signa keine Unbekannten: Ebenso wie Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen hatte auch Signa Interesse an einer Übernahme des Karstadt-Konkurrenten Kaufhof bekundet.

Ein rechtskräftiges Urteil zu zwölf Monaten Haft auf Bewährung bremste den Höhenflug von Benko im August 2013 erstmals ein. Ein Wiener Gericht sah es als erwiesen an, dass Benko gemeinsam mit seinem Steuerberater eine verbotene Intervention in einer Steuerangelegenheit in Italien vornahm. Benko wies alle Vorwürfe zurück. Kurz danach zog er sich aus der operativen Führung des Konzerns in den Beirat zurück.