Markus Linnenberg und Martin Thiele gewinnen den Hamburger Gründerpreis in der Kategorie Existenzgründer. Auch Fernsehkoch Tim Mälzer räumte einen Preis in der Kategorie „Aufsteiger“ ab.

Hamburg. Zum zwölften Mal wurde der Hamburger Gründerpreis, eine Auszeichnung von der Hamburger Sparkasse, der Handels- und Handwerkskammer sowie dem Hamburger Abendblatt mit weiteren Partnern vergeben. Um 19 Uhr begann die wichtigste Preisverleihung für Unternehmer aus der Stadt, und zwar in drei Kategorien: Existenzgründer, Aufsteiger und Lebenswerk. Für sein Lebenswerk wurde Arne Weber, Inhaber der Baufirma HC Hagemann geehrt. Weber prägt Hamburgs Süden und hat eine enge Bindung zu Helgoland.

Linnenberg und Thiele gewinnen in Kategorie Existenzgründer

Markus Linnenberg und Martin Thiele gewinnen den Hamburger Gründerpreis in der Kategorie Existenzgründer. Sie sind Diplom-Ingenieure, haben fünf Jahre zusammen im selben Unternehmen gearbeitet ehe sie vor zwei Jahren ausgestiegen sind, um sich selbstständig zu machen. Für Markus Linnenberg und Martin Thiele hat sich dieser Schritt gelohnt. „Im Mai 2011 sind wir als Zwei-Mann-Betrieb angefangen, inzwischen haben wir bereits zwölf Mitarbeiter und gut 20 Kunden“, sagt Thiele. Die beiden Gründer der Hamburger Firma Thiele Linnenberg Planungsgesellschaft sind Experten für Themen rund um die Hygiene. „Wir arbeiten unter anderem für Unternehmen der Ernährungsindustrie, die ihre Fabriken erweitern oder neue Werke bauen wollen“, so Linnenberg. Auch Logistikfirmen, die Nahrungsmittel lagern und transportieren, gehören zu den Kunden.

Der Anfang war nicht einfach. „Wir saßen am Schreibtisch und haben als erstes Aquise machen müssen, um Aufträge zu bekommen“, sagt Thiele. „Wir haben unser Büro sogar selbst geputzt, um Geld zu sparen. Doch bald meldeten sich die ersten Kunden. Die beiden Ingenieure sorgen unter anderem dafür, dass es beim Produktionsprozess von Nahrungsmitteln keine Kontaminierungen gibt, sondern alles sauber verläuft. Als erstens nehmen schauen sie sich eine bestehende oder geplante Anlage zur Lebensmittelproduktion genau an, und versuchen, die kritischen Punkte zu identifizieren, indem sie die Produktions-, Waren- und Personalströme analysieren. „Auf dieser Grundlage erarbeiten wir für unsere Auftraggeber Lösungen, um die Faktoren Kosten, Zeit und Hygiene optimal umzusetzen“, so Linnenberg. „Dabei muss ein Betrieb in einen Weiß- und Schwarzbereich getrennt werden.“ Konkret bedeutet dies, dass „weiße“ also saubere Räume, in denen Lebensmittel produziert oder gelagert werden, strikt vom „schwarzem“ Schmutz räumlich getrennt sind.

Ein Faktor seien die Mitarbeiter. „Sie müssen durch eine Schleuse gehen und tragen entsprechende hygienische Arbeitskleidung während der Arbeit, aber wenn sie zum Beispiel ihr Pausenbrot von draußen mitbringen, kann dies bereits die Produktion gefährden.“ Laut Thiele reichen manchmal auch kleine Maßnahmen aus. Etwa die Umverlegung des Pausenraums für die Mitarbeiter in den Schwartbereich. Zudem kommt es auf die richtigen Ausführungsdetails an. „Hohlräume zum Beispiel sind Gift für eine saubere Herstellung von Lebensmitteln.“

Der erste Auftrag für die beiden Experten kam aus Hildesheim. Ein Großverbraucherservice wollte sein Logistikzentrum erweitern. Als nächstes wurden die beiden Experten, die die Bauprojekte von der Idee bis zur Fertigstellung begleiten, nach Spanien gerufen. Ein Nahrungsmittelhersteller wollte seinen Material- und Personalfluss in der Produktion verbessern. Das Geschäft lieft also gut an, schon Mitte 2011 wurde der erste Mitarbeiter, ein Architekt, eingestellt. Zuvor haben die beiden Gründer lange an einem Business-Plan gearbeitet, sich eine Unternehmensphilosophie erarbeitet – und von der Bank einen Teil des Startkapitals geborgt. Das war nicht einfach. Selbst ihre Ehefrauen mussten mitbürgen. Auch ansonsten mussten die Partnerinnen einiges einstecken. „Am Anfang haben wir manchmal bis zwei Uhr nachts gearbeitet“, sagt Lindenberg. Inzwischen aber reichen in der Regel zehn Stunden am Tag. Der Aufwand hat sich für die beiden Gründer gelohnt. Zu ihren Kunden zählen bekannte Namen wie der Hamburger Kaffeeröster Darboven, die Dr. Oetker-Gruppe und die Rewe Gruppe.


Patrick Rüther und Tim Mälzer vor der Bullerei
Patrick Rüther und Tim Mälzer vor der Bullerei © Juergen Joost | Juergen Joost

Tim Mälzer und Patrick Rüther gewinnen in der Kategorie Aufsteiger

Das kann Tim Mälzer dann doch nicht so stehen lassen. „Ooch, Autos, doch...“, lachend fällt er dem Co-Inhaber der „Bullerei“ ins Wort, als Patrick Rüther auf die Frage nach den Glücksfaktoren des Erfolgs sagt, „es sind ja nicht Dinge wie Einkommen, Mitarbeiter und ein tolles Auto, die Erfolg ausmachen“. Tim Mälzer ist schließlich bekennender Fan amerikanischer Schlitten und fährt einen Ford Mustang, genauer gesagt einen 68er Fastback, mit dem er auch zum Interview mit dem Abendblatt heranrauscht, und kaum ausgestiegen, ein paar Autogramme an Gäste verteilen muss.

Mit ihrem „Lieblings-Restaurant“, wie Mälzer und Rüther das Konzept ihrer Gastronomie in der Schanze nennen, haben die beiden Inhaber jetzt den Gründerpreis in der Kategorie „Aufsteiger“ gewonnen. Zunächst hatten Mälzer und Rüther ziemliche Bedenken, als sie vor gut sieben Jahren an der Idee feilten, schließlich auf 1000 Quadratmetern zwei Millionen Euro investierten und auf Kopfschütteln bei Kritikern stießen. „Ein höherpreisiges Restaurant in dieser Gegend, das hätte schon schiefgehen können“, gibt Tim Mälzer zu. „Die Leute, die mehr Geld für Essen ausgeben, wollen dafür vielleicht nicht in die Schanze und die Leute von hier suchen was für zehn Euro“, sagt der Fernsehkoch, der derzeit mit einer Show im Ersten Deutschen Fernsehen präsent ist. Dann aber kamen die Gäste – und der Zulauf war so gigantisch, dass die Inhaber kräftig aufstocken mussten. „Anfangs haben wir mit 40 Mitarbeitern gerechnet, jetzt beschäftigen wie 110 Leute“, sagt Rüther.

Tim Mälzer beschreibt sein Verständnis des Erfolgs noch einmal anders: „Ich freue mich über die Fernsehpräsenz, aber ich bin stolz auf die Bullerei“. Für das Fernsehen habe er zur richtigen Zeit die richtigen Kontakte gehabt, mit der Bullerei aber habe er bewiesen, dass „ein Koch und ein Beachclubbesitzer den richtigen Riecher hatten“, sagt der gebürtige Elmshorner über das Team Mälzer und Rüther.

Beide sind beteiligt an der Bullerei, beide teilen sich die Geschäftsführung. Tim Mälzer ist sooft es geht im Restaurant, „immer, wenn ich in Hamburg bin“, so drei bis vier Mal die Woche, sagt der 42-Jährige. Das Geheimnis der Bullerei sehen die Inhaber in der Beiläufigkeit, in der Lockerheit der Location. Es gebe zwar hochwertiges Essen, aber ohne den Klimbim eines Sternerestaurants. „Hier fühlen sich die Gäste auch in Flip-Flops wohl“, sagt Mälzer, der zeitweise auf Mallorca lebt. Derzeit pendelt der vielfach ausgezeichnete Koch allerdings nicht nur auf die Baleareninsel, sondern auch nach New York. Dort plant er schon das nächste Restaurant, übrigens neben einer Gastronomie am Hamburger Stadtrand, über die der Unternehmer jedoch noch nichts verraten möchte. In den USA kenne ihn „kein Schwein“, sagt der TV-Star grinsend, und das mache den Reiz aus. „Die Leute sollen wegen des Restaurants kommen, nicht wegen Mälzer.“

Auch wenn der Norddeutsche derzeit in der ganzen Welt herumjettet, um Projekte auszuprobieren, die „Bullerei“ liegt ihm stark am Herzen und wird auch weiter entwickelt. Von der bodenständigen Küche der Anfangszeit mit Frikadellen oder Burgern verabschiedet sich Mälzer zum Teil. „Ich habe meine weibliche Seite entdeckt und setze jetzt auf leichtere Gerichte“. Draußen vor der Bullerei sitzt während des Interviews übrigens ein japanischer Koch, ein guter Bekannter von Mälzer – wenn das mal nicht ein Zeichen für neue Einflüsse in der Schanze ist?