Online-Supermarkt Allyouneed liefert in Berlin abends Ware aus. Hamburg stößt 2014 dazu

Berlin. Die Deutsche Post baut ihr Geschäft mit dem Lebensmittel-Versand weiter aus. Der mehrheitlich zur Post gehörende Online-Supermarkt Allyouneed.com bietet ab Mitte September auch in Berlin die Zustellung der Lebensmittel in den Abendstunden an, wie das Unternehmen mitteilte. In Köln und im Ruhrgebiet liefert Allyouneed bereits abends Lebensmittel aus. Bis Ende kommenden Jahres will Allyouneed die Feierabendzustellung in jedem deutschen Ballungsraum anbieten, also auch in Hamburg. Hier sei für Anfang 2014 das Einrichten einer „mechanischen Zustellbasis“ geplant, die für den Versand notwendig sei, sagte ein Sprecher dem Abendblatt.

In Köln, dem Ruhrgebiet und Berlin können die Kunden sich ein Zeitfenster aussuchen: Entweder der Bote kommt von 18 bis 20 Uhr oder von 20 bis 22 Uhr. Im Ruhrgebiet waren die zusätzlichen Lieferzeiten am Abend Anfang Juli eingeführt worden – nach einem Pilotprojekt in Köln, das bereits seit mehr als einem Jahr läuft. In beiden Regionen nutze bereits rund ein Drittel aller Kunden den Service, teilte Allyouneed mit. Eine interne Untersuchung habe ergeben, dass 37 Prozent der Befragten eine Lebensmittellieferung am Abend erhalten wollen, weil sie dann mit Sicherheit zu Hause sind.

Hamburger Firma supermarkt.de stellte Betrieb schon ein

Seit August können die Kunden auch bis zu zehn Tage im Voraus einen Wunsch-Liefertermin angeben, wie das Unternehmen betonte. Dieses Angebot gelte deutschlandweit. Die Lieferung in den Abendstunden dagegen soll auf Ballungsgebiete beschränkt bleiben. Für ländliche Gebiete testet die Post derzeit Paketkästen, in denen die Pakete – möglicherweise auch gekühlt – zwischengelagert werden können.

Zielgruppen des Online-Supermarktes sind vor allem Menschen von 30 bis 50 Jahren mit Familie, aber auch ältere Menschen, die ihre Einkäufe nicht mehr selber tragen möchten. Der Chef der Paketsparte DHL, Andrej Busch, hält das Potenzial für den Versand von Lebensmitteln hierzulande für „riesengroß“. In England würden schon rund fünf Prozent der Lebensmittel im Internet gekauft, in Deutschland erst 0,2 Prozent. Die Marktforscher von Nielsen hatte 2012 allerdings eine Umfrage veröffentlicht, wonach das Interesse am Onlineeinkauf von Lebensmitteln hierzulande nach wie vor sehr gering ist. Gründe seien die niedrigen Preise im Einzelhandel und die hohe Ladendichte. Für die Unternehmen ergibt sich das Problem sehr geringer Renditen. Die Firma supermarkt.de aus der Gertrudenstraße in der Altstadt stellte im Februar 2013 wegen einer fehlenden Anschlussfinanzierung den Verkauf nach zwei Jahren ein. Im Mai 2012 hatte der Düsseldorfer Anbieter Froodies Insolvenzantrag gestellt. Der Versender Otto hatte lange den Einstieg in den Lebensmittelhandel geprüft, dann aber fallen gelassen.