Neuer Chef Joe Kaeser sieht Potenzial im Internet und bei Fracking. Kein Anteil am Abgang Löschers
München. Der neue Siemens-Chef Joe Kaeser will den Münchner Technologiekonzern wieder unter die Top-Unternehmen der Branche führen. „Unser Anspruch ist, technisch und wirtschaftlich zu den Besten in der Branche aufzuschließen. Doch wir sind zuletzt zurückgefallen, das müssen wir wieder ändern“, sagte Kaeser den „Nürnberger Nachrichten“.
Er wolle daher das, wofür Siemens bekannt ist, wieder in den Vordergrund rücken: „Kundennähe, Ingenieurskunst, Innovation, das Gespür für Qualität und Zuverlässigkeit und natürlich die finanzielle Stabilität. Da werden wir keine Kompromisse eingehen“, kündigte der bisherige Finanzchef an. Kaeser war nach hartem internen Machtkampf am Mittwoch zum Nachfolger von Peter Löscher gekürt worden.
An der von Löscher eingeführten Konzernstruktur mit den vier Sektoren Industrie, Energie, Medizin und Infrastructure & Cities will Kaeser festhalten. „Ich will Siemens nicht neu erfinden. Und die vier Sektoren stehen als Ausgangsbasis“, sagte Kaeser, der seit mehr als 30 Jahren bei Siemens arbeitet. „Man kann sicher diskutieren, ob für das spannende Thema ,Urbane Zentren und Infrastruktur‘ wirklich ein eigener Sektor hätte geschaffen werden müssen. Aber die Entscheidung ist so gefallen, und das ist es jetzt einmal fürs Erste.“
Wachstumschancen sieht Kaeser vor allem in Bereichen, in denen Siemens von der Konjunktur und weltwirtschaftlichen Verwerfungen möglichst unabhängig ist. „Die Öl- und Gasförderung mittels der Methode Fracking ist ein solches Thema mit großem Potenzial. Um diese Rohstoffe mit Hochdruck aus dem Boden zu pressen, bedarf es Hochleistungspumpen und elektrischen Stroms – das ist unser Thema“, sagte Kaeser. Aber auch das Internet berge Wachstumschancen für Siemens. „Die gigantischen Server-Zentren weltweit brauchen sichere, unterbrechungsfreie Elektrizität und Kühlung – auch das kann Siemens“, merkte der Manager an.
An der Ablösung Löschers war Kaeser nach eigener Aussage nicht beteiligt. „Das heißt, dass ich für mich ausschließen kann, einen Anteil daran gehabt zu haben“, sagte Kaeser der Zeitung. „Tatsache ist, dass der Aufsichtsrat entscheiden musste, ob mein Vorgänger das Amt weiterführen soll, und falls nicht, wer dann nachfolgen sollte. Das waren zwei völlig getrennte Vorgänge, die vielleicht von Dritten bewusst verquickt wurden“, sagte Kaeser. Er versicherte, er habe mit Löscher sehr gut zusammengearbeitet. Auslöser für den Rauswurf Löschers war unter anderem die überraschende Aufgabe der Renditeprognose für 2014.