Großaktionär Klaus-Michael Kühne will Zusammenschluss mit Hamburg Süd auf Augenhöhe

Hamburg. Der Transportunternehmer Klaus-Michael Kühne besteht bei einem Zusammenschluss von Hapag-Lloyd und Hamburg Süd auf einen Börsengang. "Ob mit oder ohne Hamburg Süd, Hapag-Lloyd wird an die Börse gehen", sagte Kühne in einem Interview. Er räumte allerdings ein, dass die Fusionspläne mit der Oetker-Tochter daran scheitern könnten. Bis zum Juni 2013 erwarte er Klarheit über die Bewertungen der beiden Reedereien, bis zum Herbst könnten Verträge ausgearbeitet sein. Die Unternehmen hatten kurz vor Weihnachten mit einer kurzen, gleichlautenden Meldung angekündigt, dass sie ein Zusammengehen prüfen wollten - und damit in der Schifffahrt für Aufsehen gesorgt.

Als Großaktionär von Hapag-Lloyd will Kühne nun gemeinsam mit August Oetker, dessen Familie die Reederei Hamburg Süd gehört, das viertgrößte Container-Schifffahrtsunternehmen der Welt schaffen. "Ich favorisiere eine Partnerschaft mit Oetker, nicht eine Übernahme durch Oetker", sagte Kühne. Der Unternehmer sprach von einem Zusammenschluss auf Augenhöhe. Für den Börsengang der neuen Großreederei aus Hapag-Lloyd und Hamburg Süd sehe er einen Zeithorizont von zwei bis drei Jahren.

Ein Grund dafür: Über diesen Weg will der Touristikkonzern TUI, der noch mit 22 Prozent an Hapag-Lloyd beteiligt ist, aus der Schifffahrt aussteigen. "Auch die kleinen Anteilseigner im Ballin-Konsortium wollen aussteigen, und schließlich will auch die Stadt Hamburg langfristig ihre Anteile verringern", sagte Kühne. An dem Konsortium hatten sich neben der Stadt Hamburg, die heute knapp 37 Prozent der Anteile hält, und Kühne auch Banken und Versicherungen beteiligt, um einen Verkauf der Reederei nach Singapur zu verhindern. Der Börsengang soll dem neuen Unternehmen aus Sicht von Kühne aber auch helfen, weiter zu wachsen.

Danach solle Oetker mit etwa 40 Prozent beteiligt sein. Kühne selbst will auf lange Sicht eine Sperrminorität von 25 Prozent halten. Der Rest der Anteile solle an der Börse gehandelt werden.

Mit größerem Stellenabbau rechnet Kühne nicht. "Bei einem Zusammenschluss dürfte kein großer Kahlschlag notwendig werden", sagte er. Die Reedereien passten ideal zueinander, ihre Geschäftsgebiete ergänzten sich eher, als dass sie sich überschnitten.

Erbost über das Interview reagierte am Freitag Jürgen Weber, der Aufsichtsratsvorsitzende von Hapag-Lloyd und frühere Chef der Lufthansa: "Ich möchte darauf hinweisen, dass die Gespräche zwischen Hapag-Lloyd und Hamburg Süd über einen möglichen Zusammenschluss beider Unternehmen zur Zukunftssicherung des Logistikstandortes Hamburg unter strengster Vertraulichkeit geführt werden", teilte er in einer Stellungnahme mit. Bei Kühnes Äußerungen "handelt es sich lediglich um die Meinung eines einzelnen Anteilseigners".