Wenn an einem heißen Sommertag im Großraumwagen eines ICE-Zuges die Klimaanlage ausfällt und den Fahrgästen der Schweiß über die Stirn rinnt, ist der Schuldige schnell ausgemacht: die Deutsche Bahn. Und wenn im Winter die Kunden stundenlang frierend auf dem Bahnsteig warten, weil ICE-Züge mit festgefrorenen Bremsen repariert werden müssen und nicht ausreichend Ersatz zur Verfügung steht, muss man ebenfalls nicht lange nach dem Buhmann suchen: die Deutsche Bahn. Dabei ist das beliebte Schwarze-Peter-Spiel der Fahrgäste nicht immer fair. Das zeigt die aktuelle Verzögerung bei der Lieferung neuer ICE-Züge seitens des Siemens-Konzerns an die Bahn.
Eigentlich sollten die Hightech-Fahrzeuge bereits vor rund einem Jahr über die Schienen flitzen, nun klappt nicht mal mehr der neu verhandelte Termin Anfang Dezember. Die Computerprogramme spielen verrückt. Statt Hightech droht Schrott-Tech. Siemens schickt Worte des Bedauerns zu ihrem Kunden, der wiederum auf Strafzahlungen für verspätete Lieferungen beharren dürfte. Seit vielen Jahren gibt die Industrie kein gutes Bild beim Bau moderner Züge ab. Erst vor wenigen Monaten mussten 90 brandneue Regionalzüge aufs Abstellgleis, weil sie durch den TÜV fielen. Leidtragende dieser Schlampereien sind die Fahrgäste. Und ihr Buhmann wird auch künftig die Bahn sein, bei der sie schließlich ihr Ticket kaufen. Dabei hätte oft genug die Industrie den Schwarzen Peter verdient.