Arbeitgeberverband Nordmetall kritisiert Proteste als deplatziert
Frankfurt. Die IG Metall will die Rentendebatte in dieser Woche bundesweit unter dem Motto "Gute Arbeit - gut in Rente" in die Betriebe bringen. "Kaum jemand wird in unseren Betrieben bis 67 Jahre arbeiten können. Wir brauchen deshalb flexible Übergänge in die Rente", sagte Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste. "Wenn es keine Arbeitsplätze für ältere Beschäftigte in den Betrieben gibt, ist die Rente mit 67 nichts anderes als ein großes Rentenkürzungsprogramm."
Ziel sei es, einen fairen Übergang in die Rente zu schaffen. Die IG Metall lehnt bundesweit die Rente mit 67 als einseitige Rentenkürzung strikt ab und verlangt statt starrer Eintrittsgrenzen flexible Übergänge in den Ruhestand.
Die IG Metall Küste plant dazu in Norddeutschland zahlreiche Aktionen in mehr als 50 Betrieben. In Hamburg soll am Mittwoch eine Betriebsrätekonferenz stattfinden. Darüber hinaus sind heute unter anderem eine Kundgebung vor der Flensburger Schiffbau Gesellschaft, morgen eine gemeinsame Vertrauensleutevollversammlung von ArcelorMittal und Daimler in Bremen geplant. Informationsstände gibt es unter anderem in Bremerhaven, Emden, Nordenham und Oldenburg. In Emden, Kiel und der Wesermarsch sind Befragungen der Belegschaften vorgesehen. Geiken kündigte an, dass es bis zur nächsten Bundestagswahl weitere Aktionen für eine faire Rente geben werde.
Der Arbeitgeberverband Nordmetall bezeichnet die angekündigten Proteste dagegen als "deplatziert". "Politische Kampagnen haben in unseren Mitgliedsunternehmen nichts zu suchen", kritisierte der Nordmetall-Hauptgeschäftsführer Thomas Klischan. Daher habe der Verband seine Mitglieder auch darüber informiert, welche geplanten Aktionen der IG Metall nicht geduldet werden müssten.
Auch die inhaltliche Kritik der IG Metall an der Rente mit 67 sei verfehlt, bemängelte der Verband. Laut Bundesagentur für Arbeit arbeiteten heute doppelt so viele über 60-Jährige in der Metall- und Elektroindustrie wie noch vor zehn Jahren, so Nordmetall.
Dass dieser Anteil trotz Verdopplung nur bei 4,9 Prozent liege, sei das Ergebnis früherer Vorruhestandsprogramme. Diese seien vom Gesetzgeber und den Sozialpartnern gewollt gewesen, um seinerzeit Jobs für Jüngere zu schaffen. "Deshalb ist die Zahl der älteren Arbeitnehmer heute niedriger. Wer dies als Argument gegen das Arbeiten bis 67 ins Feld führt, leidet unter Gedächtnisverlust", so Klischan.