Die IG Metall will eine längere Sicherung der Standorte. Mutterkonzern GM soll eine Zwangshochzeit von Opel planen.
Rüsselsheim/Paris. Mitten in die Sanierungs-Verhandlungen bei Opel ist ein Bericht über eine angebliche Zwangshochzeit mit den französischen Autobauern Peugeot und Citroën geplatzt. Wie die französische Wirtschaftsnachrichtenseite latribune.fr am Freitag ohne Quellenangabe berichtete, gibt es entsprechende Geheimverhandlungen zwischen dem Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) und der Führung von PSA Peugeot Citroën. Eine Entscheidung könnte bis Ende des Jahres fallen, hieß es. PSA steckt wie Opel in einer tiefen Krise.
PSA wollte zu dem Bericht am Freitag keine Stellungnahme abgeben. „Wir kommentieren keine Gerüchte“, sagte ein Sprecher der dpa in Paris. Das Opel-Management wollte sich ebenfalls nicht äußern. Der Gesamtbetriebsratschef der Rüsselsheimer, Wolfgang Schäfer-Klug, sagte dagegen der „Allgemeinen Zeitung Mainz“ (Samstag): „Ich kann dies nach meinen Kenntnissen nicht bestätigen. Ein solcher Zusammenschluss macht auch überhaupt keinen Sinn für Opel.“
Nach Angaben von latribune.fr sieht der derzeit diskutierte Projektplan vor, Opel und die Autobausparte des PSA-Konzerns in einer neuen Gesellschaft zu bündeln. Er sei bislang allerdings noch nicht dem Aufsichtsrat vorgelegt worden. GM und PSA waren Ende Februar eine Allianz eingegangen, um die Kosten zu drücken. Bislang waren allerdings lediglich eine Kooperation beim Einkauf und gemeinsame Plattformen geplant. Sowohl die PSA-Marken Peugeot Citroën als auch Opel leiden extrem unter der Absatzkrise in Europa, weil sie anders als andere Autobauer vom europäischen Markt abhängig sind. Die Folge sind Überkapazitäten.
Unterdessen gehen die Verhandlungen über die Zukunft der vier deutschen Opel-Werke auf die Zielgerade. „Wir wollen bis zum 26. Oktober zu einem Ergebnis kommen“, sagte der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel am Freitag der dpa. Dabei pochen Betriebsrat und IG Metall auf langfristige Zusagen des Autobauers.
Das Management war im Juni mit dem Angebot in die Gespräche gegangen, die Sicherung der vier deutschen Standorte um zwei Jahre bis 2016 zu verlängern. Im Gegenzug soll über Kostensenkungen und ein Wachstumskonzept bis 2022 diskutiert werden, das neben neuen Modellen und Motoren auch etwa die Fertigung markenfremder Modelle wie Chevrolets in den Opel-Werken vorsieht.
Nach einer am Freitag verteilten internen Mitteilung, die der dpa vorliegt, wollen die Arbeitnehmer Standortschließungen nun über 2016 hinaus ausschließen. Einenkel forderte, auch der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen müsse über dieses Datum hinaus vereinbart werden: „Alles andere ist für mich nicht akzeptabel.“
Bei Opel wird angesichts von teuren Überkapazitäten immer wieder über das Aus des Werks Bochum spekuliert. Das Unternehmen war mit der Ankündigung in die Verhandlungen gestartet, nach dem Auslaufen der aktuellen Zafira-Generation möglicherweise keine weiteren Modelle mehr in Bochum vom Band laufen zu lassen. Damit wäre das Aus der 50 Jahre alten Fabrik im Ruhrgebiet besiegelt.
Der Betriebsrat hatte die Opel-Mutter General Motors bereits mehrfach gewarnt: „Die Schließung des Opel-Werkes Bochum wäre für GM die teuerste Werksschließung aller Zeiten.“ Inzwischen wird eine Einigung nicht ausgeschlossen, die das Überleben des Bochumer Werks doch noch ermöglicht.