Versicherungskonzern will mit transparenter Kommunikation neues Vertrauen schaffen
Düsseldorf. Nach ihren Lustreisenskandalen geht die Versicherungsgruppe Ergo jetzt in die Offensive: Sie schaltete am Wochenende eine Webseite mit Informationen über "Fehlverhalten und Auffälligkeiten" bei Reisen von Vertriebsmitarbeitern frei. Danach rechneten Versicherungsvertreter mehrfach Besuche und Getränke in Stripteaseklubs ab. Ergo-Chef Thorsten Oletzky räumte ein, dass Ergo "den eigenen Ansprüchen an eine transparente Kommunikation" nicht immer gerecht geworden sei.
Ergo überprüfte bis Ende September nach eigenen Angaben "weit über" 500 Belohnungsreisen über einen Zeitraum von zehn Jahren. Dabei habe das Unternehmen weitere Fälle von Fehlverhalten oder "sonstigen Auffälligkeiten" gefunden. Die Dimension der Budapest-Reise 2007 habe aber keiner der Fälle "nach Art und Umfang erreicht". Damals besuchten die Teilnehmer der Reise auf Kosten der Versicherung eine Feier mit Prostituierten in der ungarischen Hauptstadt. Der Skandal war im Mai 2011 bekannt geworden. Ende August bestätigte Ergo, dass erfolgreiche Vertreter zur Belohnung mehrmals in einen Swingerklub in Jamaika reisten; ein mutmaßlicher Bordellbesuch auf Mallorca 2005 habe letztlich nicht geklärt werden können.
Auf der veröffentlichten Liste stehen einige weitere Fälle von Fehlverhalten - etwa Taxi-Rechnungen nach einem Besuch einer Tabledance-Bar in Kitzbühel 2010 und 2011, vier Eintrittskarten für einen Stripteaseklub in Hamburg 2010 für knapp 70 Euro, Getränkeabrechnungen bei einem Stripteaseklubbesuch in New York in Höhe von rund 900 Euro, zehn Eintrittskarten für einen Stripteaseklub in Tallin 2010 für rund 100 Euro.
Ergo betonte, dass es sich bei den meisten Vorfällen um Reisen handelte, die von selbstständigen Vermittlern in Eigenregie organisiert worden seien oder um Einladungen, die in der zur Verfügung stehenden Freizeit ausgesprochen worden seien. An den Belegen sei die Art der Dienstleistungen in der Rechnungsprüfung daher "nicht ohne Weiteres zu erkennen" gewesen.