Bei der EZB fürchtet man Verluste wegen der Ramschanleihen. Daher sollen die Euro-Länder das Grundkapital der Zentralbank deutlich aufstocken.
Die Europäische Zentralbank (EZB) will Kreisen zufolge alle an ihr beteiligten nationalen EU-Notenbanken zu einer Aufstockung ihres Grundkapitalteils drängen. „Hintergrund ist die Angst vor möglichen Verlusten durch die andauernden Anleihekäufe“, sagte ein hochrangiger Notenbanker. „Momentan kaufen wir zwar nur mit moderatem Tempo, aber was ist, wenn das
Tempo anzieht und die Anleihen auf einmal um 30 Prozent weniger wert sind?“ Die EZB hat bislang für gut 72 Milliarden Euro am Markt Staatsanleihen von Euro-Ländern erworben - alleine in der vergangenen Woche wurden Geschäfte über 2,7 Milliarden Euro abgewickelt.
Das Grundkapital der EZB liegt derzeit bei 5,8 Milliarden Euro, während ihre Bilanz durch diverse Hilfsmaßnahmen während der vergangen dreieinhalb Krisenjahre auf fast 140 Milliarden Euro angeschwollen ist. Die Notenbanken der 16 Euro-Länder halten gut 70 Prozent am Kapital der EZB. Andere EU-Länder wie Großbritannien, Schweden oder Dänemark, die nicht der Währungsunion beigetreten sind, den Rest. Den größten Teil, rund ein Fünftel, hatte bei der Gründung der EZB die Bundesbank und damit Deutschland eingezahlt. Deutschland müsste also im Falle einer Aufforderung durch die EZB besonders viel nachschießen.
Ein anderer mit den Überlegungen innerhalb der EZB eng vertrauter Notenbanker ergänzte, der angeforderte Nachschuss können bei Bedarf gestreckt gezahlt werden, um einzelne Zentralbanken - besonders von Problemländern wie Griechenland, Irland, Portugal und Spanien - nicht zu überfordern. Zentralbanken haben verschiedene Möglichkeiten ihren Kapitalanteil bei der EZB aufzustocken: Sie können aus ihrer eigenen Bilanz Wertpapiere verkaufen, ihre Devisen- oder Goldreserven angreifen, Gewinne einbehalten oder bei ihrer Regierung um eine Kapitalspritze nachsuchen. Sollte die EZB eine Verdoppelung ihres Grundkapitals anstreben, müsste Deutschland beim gegenwärtigen Schlüssel rund eine Milliarde Euro nachschießen. EZB und Bundesbank wollten sich nicht äußern.