Preisnachlässe im Internet übersteigen die Sonderangebote im Handel deutlich. Die Falle lauert bei den Versandkosten.

Im Shopping Club ist immer Schlussverkauf. Bis zu 70 Prozent Rabatt auf Markenprodukte versprechen einige der Einkaufsgemeinschaften im Internet, manchmal sind es sogar mehr – ein durchaus verlockendes Angebot. Anders als an den Wühltischen des stationären Handels sind die Waren nicht nur unschlagbar günstig, sondern auch noch hübsch angerichtet und sortiert. Wer allerdings topaktuelle Sortimente erwartet, sollte sich die Mitgliedschaft sparen: Shopping Clubs verkaufen zwar Markenware, aber nicht unbedingt die der aktuellen Saison. Meist sind es Überproduktionen, Sonderkollektionen oder Reste aus vergangenen Zeiten. Verbraucherschützer kritisieren vor allem den Kaufdruck, unter den die Kunden im Club gesetzt werden.

In Deutschland gibt ein gutes Dutzend Shopping Clubs, die im Internet um Exklusivität, Marken und Kunden buhlen. Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens Fittkau & Maaß kennen rund 70 Prozent der Internetnutzer das Konzept der Einkaufsgemeinschaften – Mitglied ist demnach ein gutes Drittel. Das System der Clubs ist denkbar einfach: Angeboten werden Produkte von zum Teil namhaften Markenherstellern in bestimmten Aktionszeiträumen. Zu sehen bekommen nur Clubmitglieder die aktuellen Angebote – das erhöht den Reiz für beide Seiten: Die Hersteller profitieren, weil sie ihre Überproduktionen noch losschlagen können, ohne die Ware im offenen Handel verramschen zu müssen. Die Kunden profitieren von enormen Rabatten auf Markenprodukte – bei denen es oftmals völlig egal ist, ob sie brandaktuell sind oder aus der Vorsaison. Von Bekleidung über Schuhe, Taschen und Haushaltswaren bis hin zu exklusiven Accessoires wird in den Clubs so ziemlich alles verkauft.

VIP-Mitgliedschaft

Deutschlands größter Club „brands4friends“ bietet in diesem Jahr sogar Weihnachtsbäume an. Besonders reizvoll für die Kunden ist der Hauch von Exklusivität, mit dem sich die Shopping Clubs umgeben. Zutritt gibt es nur auf Einladung. Das hat etwas von geschlossener Gesellschaft, und ein bisschen V.I.P fühlen sich viele gern. Doch so handverlesen, wie es den Anschein haben soll, ist die Kundschaft nicht. Einladungen gibt es im Internet ebenso mit einem Klick wie das Kauferlebnis selbst. Bei manchen Clubs ist eine Einladung zusätzlich mit einem Einkaufsgutschein verbunden, sowohl für den, der einlädt als auch für den Eingeladenen. Kein Wunder, dass das Schneeballsystem bestens funktioniert. Brands4friends hat nach eigenen Angaben allein in Deutschland mehr als 3,5 Millionen Mitglieder und will in den nächsten zwei Jahren die Zahl seiner verschickten Päckchen verfünffachen.

Auch der Erfinder der Club-Idee, Venteprivee, konnte seit 2006 viele Anhänger finden. Das System Shopping Club hat nicht nur den Rabatt-Reiz, dem viele nicht widerstehen können, sondern es ruft echte Schnäppchenjäger auf den Plan. Die meisten Angebote sind mengenmäßig und zeitlich stark begrenzt, obwohl die Ware erst nach Abschluss der Aktion beim Händler bestellt wird. „Der Jagdgedanke gehört zum Geschäftmodell“, so brands4friends-Sprecherin Claudia Gellrich. Der Zeitdruck, unter dem die Clubmitglieder handeln, ist deshalb enorm. Viele Aktionen, die morgens um sieben Uhr starten, sind bereits nach wenigen Minuten, manchmal auch Stunden ausverkauft. Während halb Deutschland noch verschlafen aus der Wäsche guckt, fährt der Club-Fan schon den Rechner hoch. Zwar dauern die Verkaufsaktionen theoretisch drei Tage, doch spätestens am zweiten Tag gibt es oft nur noch Reste in Randgrößen.

Verbraucherschützer kritisieren Zeitdruck

Der Zeitdruck ist es denn auch, der Verbraucherschützern ein Dorn im Auge ist. In Ruhe auszusuchen und zu stöbern, ist kaum möglich. Und beim Thema Preisvergleich schneiden die Clubs schlecht ab. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW) hat im vergangenen Jahr acht Shopping Clubs unter die Lupe genommen. „Da wird ein enormer psychologischer Kaufdruck aufgebaut, der einen Vergleich der Produkte mit anderen Anbietern unmöglich macht“, sagt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale NRW. Zumal dies ohnehin schwierig werden könnte, weil es sich bei den Waren nicht um das aktuelle Sortiment handelt, das man in Preissuchmaschinen finden könnte.

Ein gezielter Einkauf nach Bedarf ist im Shopping Club eher nicht möglich. Von den aktuellen Aktionen werden nur die Hersteller angekündigt, nicht aber, was tatsächlich angeboten wird. Das Überraschungsmoment soll den Umsatz steigern – denn zu verlockend sind die Rabatte. „Wir raten ja eher dazu, nicht überstürzt zu kaufen“, sagt Tryba. Davon kann im Shopping Club keine Rede sein. Da wird zusammengerafft, was zu kriegen ist und dann nichts wie zur Kasse – selbst der Bezahlvorgang ist zeitlich limitiert. Eine Viertelstunde hat ein Kunde beispielsweise bei Brands4friends Zeit, um seine im Warenkorb liegenden Produkte zu Kasse zu bringen, bevor der Korb automatisch geleert wird und andere eine Chance haben zuzuschlagen. „Wer es dann geschafft und gespart hat, freut sich umso mehr“, sagt Brands4friends-Sprecherin Gellrich.

Doch nicht nur Verkaufsdruck ist enorm, die Versandkosten sind es mitunter auch. Aufpassen heißt es, wenn ein Kunde aus verschiedenen Aktionen kauft. Meist werden Versandkosten pro Bestellung fällig. Die Clubs rechtfertigen dies, dass sie nicht ein Päckchen mit verschiedenen Dingen packten, sondern mangels Lager immer einzeln aus jeder Aktion die Ware verschickten. Das kann teuer kommen, so dass ein Käufer dann noch mal den Rabatt überprüfen sollte, bevor er auf den Sende-Button drückt.

Schwierige Rückabwicklung

Viele Kunden beklagen im Internet inzwischen auch die mangelhafte Rückabwicklung von Kaufverträgen. Nicht immer klappt die Retoure reibungslos. Bei Shopping Clubs gilt die gesetzliche Widerrufsmöglichkeit von 14 Tagen. „Aber das ist nicht immer ein Vergnügen“, sagt Verbraucherschützer Tryba. „Vor allem, wenn der Kunde bereits bezahlt hat, kann es mitunter lange dauern, bis er das Geld wieder bekommt.“ Und ohne Vorauszahlung läuft bei den meisten Shopping Clubs gar nichts. Zwar gibt es zahlreiche Bezahlmöglichkeiten – aber sie alle sind eine Form von Vorkasse.

Ist das Geld beim Club eingegangen, spielt Zeit dann nicht mehr die Hauptrolle. Auch wenn bis dahin alles schnell gehen musste, danach ist Geduld gefragt. Dies steigert vielleicht die Vorfreude auf die Lieferung, denn damit lassen sich die Versender viel Zeit. Zwei bis drei Wochen sind die Regel – manchmal mehr. „Da steht die Schnelligkeit der Bestellung in keinem Verhältnis zur Wartezeit“, kritisiert Tryba. Eine Weihnachtsliefergarantie geben einige Shops schon jetzt nicht mehr auf alle Produkte – dabei ist erst der zweite Advent vorbei.

Quelle: Welt Online