Brüssel hat ein Kartellverfahren gegen den US-Konzern eröffnet. Google droht eine Milliardenstrafe wegen Manipulation der Suchergebnisse.

Die Europäische Kommission will prüfen, ob der Internet-Gigant Google seine Marktstellung missbraucht und Konkurrenten bei der Online-Suche gezielt ausbootet. Die Behörde leitete am Dienstag eine Untersuchung gegen das US-Unternehmen ein, um Vorwürfen mehrere Wettbewerber nachzugehen. „Uns liegt eine Reihe von Beschwerden vor, die eine gründliche Prüfung rechtfertigen“, sagte eine Sprecherin von Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia in Brüssel.

Die Vorwürfe gegen Google wiegen schwer. So soll die Suchmaschine Angebote anderer Wettbewerber viel weiter unten auf der vertikalen Ergebnisliste platziert haben als seine eigenen Angebote. Ein Beispiel: In der Kategorie "Karten“ ging der Marktanteil der AOL-Tochter Map-Quest jüngst von 57 Prozent auf 32 Prozent zurück, während der in den Ergebnisseiten meist vorangestellte Google-Dienst Google Maps auf mehr als 50 Prozent zulegte.

Zudem soll das Unternehmen neben der Manipulation der sogenannten freien Suche auch die kostenpflichtigen Werbeflächen, die sich meist in einer rechts vom Ergebnisfeld laufenden Spalte befinden, zum eigenen Vorteil angeordnet haben. Google bewertet die Seite des Werbepartners und ermittelt daraus eine „Qualitätskennzahl“. Je schlechter die Beurteilung ausfällt, umso mehr muss der Werbepartner bezahlen, um einen möglichst hohen Platz in der Anzeige-Rangfolge zu bekommen. Werbetreibende aus Deutschland haben deshalb bereits Strafanzeige gegen den Suchmaschinen-Riesen gestellt.

Drittens wirft Brüssel Google vor, Werbepartnern Ausschließlichkeitsverpflichtungen aufgezwungen zu haben. Die Kunden durften demnach bestimmte Google-Konkurrenten nicht auf ihren eigenen Websites werben lassen. Konkret soll dies neben anderen Computer- und Softwarebetreiber betroffen haben, die andere Suchmaschinen als Google auf ihre Internetseiten lassen wollten. Zudem sollen die Amerikaner die Übertragung von Daten auf konkurrierende Online-Werbeplattformen untersagt haben, um den Kontakt zwischen Werbetreibenden und den Anbietern von virtuellen Reklameplätzen zu unterbinden.

„Die Prüfung wird voraussichtlich einige Monate dauern“, kündigte die EU-Sprecherin an. Sie ist der erste formale Schritt hin zu einem Kartellverfahren, muss Letzteres aber noch nicht bedeuten. Google hat jetzt Zeit, Brüssel vom redlichen Funktionieren seiner Suchmaschinen zu überzeugen und möglicherweise Korrekturen anzubringen. Geschieht dies jedoch nicht, werden die EU-Kartellprüfer ein Verfahren einleiten, das die Amerikaner teuer zu stehen kommen könnte. So sind Geldstrafen von bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes möglich. Google setzte 2009 umgerechnet rund 18 Mrd. Euro um. Die höchsten Strafen in der EU-Geschichte musste bisher das IT-Unternehmen Microsoft zahlen: insgesamt 1,7 Mrd. Euro.

Zwei Drittel aller Suchanfragen weltweit laufen über Google, in Deutschland ist der Anteil noch höher. Und die Firma stößt in immer mehr Geschäftsbereiche vor. So betreibt sie mit YouTube ein Videoportal, eine eigene Suchmaschine für den Vergleich von Produktpreisen und will in Zukunft auch Bücher und Musik verkaufen. Jüngst kündigte es zudem an, mit der geplanten Übernahme des Softwarespezialisten ITA in den Online-Reiseverkauf einzusteigen.

Zudem berichteten US-Medien am Dienstag von der bisher größten möglichen Übernahme. Für mehr als fünf Mrd. Dollar will Google demnach die Schnäppchen-Plattform Groupon kaufen, bei der sich Verbraucher Rabatte sichern können, berichteten Blogs des „Wall Street Journal“ und der „New York Times“. Groupon ist auch in Deutschland aktiv. Google biete für Groupon 5,3 Mrd. Dollar, berichtete das „Wall Street Journal“-Blog „All Things Digital“, das „DealBook“ der „New York Times“ sprach etwas ungenauer von fünf bis sechs Mrd. Mitarbeit: heu

Quelle: Welt Online