Existenzgründung kann nicht nur erfolgreich, sondern sogar süß sein. Das beweisen zwei Berliner, deren persönlicher Internet-Schoko-Service seit 2008 boomt.

Weiße Schokolade mit Kümmel. Zartbitter mit getrocknetem Speck. Eine Geschmacksverirrung oder ein Hochgenuss? Ungewöhnlich ist auf jeden Fall, was die Firma Chocri ihren Kunden anbietet. Schokoladenkreationen, individuell abgestimmt auf jeden Geschmack – das ist das Konzept des Berliner Schokoladenherstellers. Der Kunde bestellt seine Schokoladentafel über das Internet, wählt aus einer Fülle von über 100 Zutaten. Chocri produziert die Wunschtafel, zwei Wochen später hat man die Zartbitter-Speck-Tafel im Briefkasten.

Vor zwei Jahren gründeten die Studenten Franz Duge und Michael Bruck die Firma Chocri. Heute stellen sie jeden Tag 3000 Tafeln her, beschäftigen knapp dreißig Mitarbeiter im Schichtsystem. „Als wir mit der Firma starteten, hätten wir nie gedacht, dass das Konzept so gut ankommt“, sagt Michael Bruck. Seit der Gründung ihrer Firma ging es für die beiden Jungunternehmer schnell voran: Vergangenes Jahr wurde Chocri von der „Wirtschaftswoche“ mit dem Gründerpreis ausgezeichnet, seit März exportiert das Unternehmen in die USA, seit einigen Wochen auch nach Großbritannien.

Das große Geschäft gelang den Studenten aber im September, als der Schokoladenhersteller Ritter auf das Unternehmen aufmerksam wurde. Begeistert von der Idee der individuellen Schokolade beteiligt sich Ritter finanziell mit 33 Prozent an Chocri. Kooperationen mit Ritter seien zwar offiziell nicht geplant, aber Überlegungen gebe es schon, sagt Buck. Vor ein paar Monaten wurden Duge und Bruck in einem Interview gefragt, mit wem sie gerne mal Kaffee trinken würden. Die Antwort: Alfred Ritter. „Inzwischen haben wir sogar schon Zigarre mit Ritter geraucht und Bier getrunken“, sagt Bruck, grinst übers rundliche Gesicht wie ein Lausbub, der Onkel Ritter soeben ein Stück Schokolade geklaut hat.

Zum Geschäftsmann wurde Michael Bruck, der heute neben seiner Arbeit noch Geschichte und Philosophie studiert, schon als Schüler. „Ich hatte keine Lust mehr aufs Kellnern.“ Gemeinsam mit seinem Freund Franz Duge suchte der damals 18-Jährige nach Alternativen und endete zunächst im Im- und Export. „Wir haben festgestellt, dass bei Ebay manche Sachen in einigen Ländern teurer sind als in anderen.“

Also kauften und verkauften Duge und Bruck alles, was sie irgendwie zu Geld machen konnten: Mülleimer verschickten sie nach England, Software führten sie aus Australien nach Deutschland ein. Durch Zufall stießen sie dann auf ein neues Produkt – einen Schokobrunnen. Ein halbes Jahr später hatten sie einen eigenen Shop bei Ebay eröffnet, bekamen die Schokobrunnen containerweise aus China geliefert, um diese samt der Schokolade in Deutschland zu verkaufen.

Die Idee, sich auf Schokolade zu spezialisieren, entstand aus einer Notlage heraus: Franz Duge suchte kurzfristig ein Geschenk für seine Freundin. Aus der Schokolade von den Brunnen und ein paar Gummibärchen entstand eine selbst hergestellte Schokoladentafel – der Prototyp von Chocri.

Heute, zwei Jahre später, hat sich das Start-up-Unternehmen auf dem deutschen Markt etabliert.

Brucks Erfolgsrezept? Einfach machen. „Ich kenne viele junge potenzielle Unternehmer, die nicht gründen wollen, bevor alle Zweifel ausgeräumt sind“, sagt Bruck. „Hätten wir erst alle Zweifel beseitigt, wären wir nie an den Start gegangen.“ Auch Fehler, sagt Bruck, gehörten am Anfang dazu.

Vergangenes Jahr konnte das Unternehmen in der ersten Dezemberwoche schon keine Bestellungen mehr entgegennehmen, kurz vor dem Weihnachtsgeschäft denkbar schlecht. Die Produktion war ausgelastet. Für dieses Jahr haben Duge und Bruck vorgesorgt. Doppelt so viele Mitarbeiter werden die Schokolade herstellen. Fehler behoben. Man müsse sich nur trauen, sagt Buck. „Die Welt gehört den Mutigen.“

Quelle: Welt Online