Wie wertvoll Facebook ist, weiß keiner: Die Firma ist noch nicht börsennotiert. Anhänger können über Umwege aber Anteile kaufen.
Der Gewinn ist nicht bekannt, der Umsatz kann nur geschätzt werden, und wie das soziale Netzwerk sich in Zukunft behaupten wird, ist ebenfalls nur Spekulation. Die amerikanische Internetfirma Facebook ist kaum seriös zu bewerten. „Das ist der Vorteil, wenn man nicht an der Börse gelistet ist“, sagt Gründer und Geschäftsführer Mark Zuckerberg – und grinst dabei. Neulich gab der 26-Jährige in einem Interview immerhin zu, dass die Schätzung von rund 1,1 Milliarden Dollar für den Umsatz „nicht so weit weg liegt, dass sie uns schaden würde.“ Im vergangenen Jahr soll das 2004 gegründete Unternehmen erstmals einen kleinen Gewinn erwirtschaftet haben.
Trotz dieser unverlässlichen Daten ist Facebook derart elektrisierend, dass selbst Börsenneulinge und -skeptiker es vor allem seit dem Film „The Social Network“ über die Gründung der Firma, der gerade erfolgreich in den Kinos läuft, kaum erwarten können, dass der Konzern aus Palo Alto in Kalifornien endlich an die Börse geht. Einige der weltweit 500 Millionen Facebook-Nutzer haben eigens eine Seite kreiert, mit dem Ziel, die Firmenlenker zu überzeugen, Facebook an die Börse zu bringen. Sollte dies geschehen, könnte das der Börsengang des Jahrzehnts sein. Doch noch lässt sich die Führungsriege damit Zeit – und hofft damit vielleicht, dass der Hunger auf die Aktie noch größer wird.
Im Moment gibt es trotzdem drei Möglichkeiten, sich an Facebook zu beteiligen. Die einfachste Art ist eine Direktbeteiligung mit dem Kauf von Aktien. Denn nur weil Facebook nicht an der Börse notiert ist, heißt es nicht, dass das Unternehmen keine Aktien ausgegeben hat. Neben Gründern und Investoren haben in den vergangenen Jahren immer wieder Mitarbeiter Aktien als Prämien erhalten. Zwar dürfen Facebook-Mitarbeiter ihre Aktien laut Wall Street Journal nicht mehr verkaufen, für ehemalige Angestellte gilt das jedoch nicht.
So gibt es auf amerikanischen Zweitmärkten wie SharePost oder SecondMarket immer wieder Verkaufsangebote. Eine Aktie kostet zurzeit um die 30 US-Dollar. Der Haken an der Sache: Für den kleinen Geldbeutel ist diese Art der Investition nichts. Die kleinsten Aktienpakete umfassen nämlich 10.000 Aktien, sodass die Mindestinvestitionssumme 300.000 Dollar beträgt. Für 20 Dollar gibt es gelegentlich auch Anteilsscheine zu kaufen, allerdings für ein Mindestvolumen von einer halben Million Dollar.
Facebook könnte bis zu 33 Milliarden Dollar wert sein
Wer mit kleineren Summen hantiert, hat derzeit nur die Möglichkeit, sich indirekt an Facebook zu beteiligen. Seit der vergangenen Woche wird die Aktie des russischen Unternehmens mail.ru (ISIN: US5603171092), das nach eigenen Angaben 2,38 Prozent an Facebook besitzt, an der Londoner Börse gehandelt. Weil der Andrang auf die Anteilsscheine so groß war, wurde der Börsengang eigens um drei Tage vorgezogen.
2,38 Prozent von Facebook erscheint zwar sehr wenig, aber je nach Experte hat Facebook einen Wert zwischen 20 und 33 Milliarden US-Dollar, sodass 2,38 Prozent davon immer noch 480 bis 785 Millionen Dollar entspricht. Und gemessen an mail.rus Marktkapitalisierung von 5,5 Milliarden Dollar macht das Facebook-Investment immerhin bis zu knapp 15 Prozent aus. Selbstverständlich bedeutet das aber, dass die mail.ru-Aktie nur zu etwa 15 Prozent an eventuellen Steigerungsraten der Facebook-Aktie partizipiert. Als Nebeneffekt besitzt mail.ru dafür neben 5,1 Prozent der Anteile am Rabattcoupon-Anbieter Groupon auch noch 1,5 Prozent an Zynga Game Network, der Firma, die Spiele wie Farmville auf Facebook betreibt.
Und auch an Facebooks russischem Konkurrenten „vKontakte“, der in den russisch-sprachigen Ländern noch die Marktführerschaft vor den Amerikanern innehat, hält mail.ru 25 Prozent der Anteile. Weitere 7,5 Prozent sollen jetzt aus dem Börsengang finanziert werden. Doch eine Investition in mail.ru ist keineswegs ohne Risiko, denn die Aktien sind bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 50 sehr teuer. Einige Analysten halten die Wertpapiere für überbewertet. „Solch eine Bewertung geht von einem bedeutenden Wachstum in allen Bereichen und zusätzlich noch von Synergien zwischen ihnen aus“, sagte etwa Andrey Bogdanov von der Gazprombank Reuters.
Die dritte Möglichkeit, beim weiteren Wachstum von Facebook dabei zu sein, erscheint da weniger gewagt, dafür aber auch weniger spannend. Internet-Pionier Microsoft besitzt nämlich einen Anteil von 1,3 Prozent an Facebook und kümmert sich gleichzeitig auch noch um die Werbevermarktung der Seite auf Provisionsbasis. Doch bei einer Marktkapitalisierung von umgerechnet 164 Milliarden Euro macht der Facebook-Anteil selbst bei großzügiger Bemessung gut 300 Millionen Euro und damit gerade einmal etwa 0,2 Prozent von Microsofts Gesamtwert aus. Die Microsoft-Notierung partizipiert also nur sehr marginal am Erfolg und Misserfolg von Facebook.
Wem das alles zu unsicher, teuer oder indirekt ist, kann entweder versuchen, einen Job bei Facebook und damit Mitarbeiteraktien zu ergattern oder auf einen Börsengang von Facebook selbst hoffen. Der wird zwar wahrscheinlich irgendwann kommen, doch er wird wohl noch länger auf sich warten lassen. „Wir haben keine Eile damit“, sagt Mark Zuckerberg immer wieder. Sein Vorstandskollege Peter Thiel bestätigte, dass Facebook „nicht vor 2012 an die Börse“ gehen werde.