Zukunftszugewandte Betriebe verabschieden ältere Mitarbeiter nicht mehr mit goldenem Handschlag – sie nutzen deren Erfahrung.
Noch immer gibt es sie: Unternehmen, die Mitarbeiter über 55 aussortieren und mit goldenem Handschlag in den viel zu früheren Ruhestand schicken. Und nach wie vor ist es für Ältere schwieriger, einen Job zu finden, als für Jüngere. Doch wer sich umguckt in der deutschen Wirtschaft, sieht auch die Anzeichen eines säkularen Wandels, der (nicht nur) Deutschland erfasst hat.
Die Bevölkerung altert und schrumpft. Qualifizierte Arbeitnehmer werden zu einem knappen Gut. Statt wie in der Vergangenheit ältere Mitarbeiter als Ballast zu empfinden, bemühen sich zukunftszugewandte Unternehmen heute darum, deren Erfahrung zu nutzen. Noch handelt es sich um eine Avantgarde, die sich offensiv der demografischen Herausforderung stellt. Doch der Rest der Wirtschaft wird früher oder später diesem Weg folgen müssen.
Längere Lebensarbeitszeit ist nötig
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen tut deshalb gut daran, an der Rente mit 67 unbeirrt festzuhalten. Das Thema mag unpopulär sein, doch die CDU-Politikerin weiß genau, dass die Zeit für sie läuft. Denn trotz der Kampagne der Gewerkschaften wird allmählich auch der Bevölkerung bewusst, dass eine längere Lebensarbeitszeit unumgänglich ist. Schon in wenigen Jahren fehlen der Wirtschaft Millionen an Fachkräften. Diese Lücke mit Zuwanderern zu füllen ist schlichtweg unmöglich.
Statt mit dem Hinweis auf den viel beschworenen Dachdecker Stimmung gegen die Rente mit 67 zu machen, sollten sich die Gewerkschaften besser für altersgerechte Arbeitsplätze einsetzen. Es geht nicht um „Malochen bis zum Umfallen“, sondern um eine angemessene Teilhabe am Arbeitsprozess. Damit die Menschen allerdings auch in der Lage sind, länger als bisher zu arbeiten, müssen die meisten Betriebe ihr Gesundheitsmanagement und die kontinuierliche Weiterbildung der Mitarbeiter verbessern.