Wegen Industriespionage-Vorwürfen streiten die Software-Giganten Oracle und SAP miteinander. Verbale Angriffe begleiten den Rechtsstreit.

Larry Ellison geht es nicht ums Geld. Davon hat der Chef von Oracle genug. Mit einem geschätzten Vermögen in Höhe von 28 Mrd. Dollar rangiert er auf der Forbes-Rangliste der reichsten Menschen weltweit auf Platz sechs. Doch dem 66-Jährigen wird nachgesagt, dass er ein großer Fan des chinesischen Generals Sunzi sei. Dieser lebte im sechsten Jahrhundert vor Christus und verewigte seine Weisheiten in dem Buch „Die Kunst des Krieges“. Für SAP verheißt das nichts Gutes.

Gestern begann vor einem Gericht in Oakland, Kalifornien, die Auseinandersetzung zwischen Oracle und dem Walldorfer Softwareunternehmen. Nicht nur die Vorwürfe selbst, sondern auch der Ton der Auseinandersetzung haben das Niveau eines schlechten Schurkenromans erreicht. So sollen sich Mitarbeiter der mittlerweile geschlossenen US-Tochter von SAP, Tomorrow Now, unzulässig Daten von Oracle beschafft haben.

SAP bestreitet dies nicht einmal. Vergangene Woche gab der Konzern sogar eine Mitverantwortung bei dem Datenklau zu, anstatt ihn wie bisher ausschließlich auf Tomorrow Now abzuschieben. Eigentlich müssten es daher vor Gericht nur noch um die Höhe des entstandenen Schadens gehen – und der Fall wäre schnell beigelegt. Doch nach den letzten verbalen Angriffen Larry Ellisons gegen SAP ist nicht damit zu rechnen, dass auch ihm an einem zügigen Ende des Prozesses gelegen ist.

SAP ringt Gericht Zugeständnis ab

Im Gegenteil: Er scheint die Auseinandersetzung zu genießen, denn schließlich heizt er sie mit E-Mails an US-Zeitungen an, in denen er SAP bloßstellt und beschuldigt. Dabei griff er auch den ehemaligen SAP-Chef Léo Apotheker an und warf ihm vor, in seiner Zeit bei SAP für die Vorfälle mitverantwortlich gewesen zu sein. Für Apotheker kommt dies zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, da er gestern seinen ersten Arbeitstag als Vorstandsvorsitzender bei Hewlett Packard hatte.

Natürlich eine, laut Ellison, extrem schlechte Kandidatenwahl für den HP-Chefposten. Nun muss sich Apotheker gleich zu Beginn seines neuen Jobs mit einem Vorfall aus der Vergangenheit beschäftigen. Ob er tatsächlich wie von Oracle verlangt vor Gericht erscheinen wird, ist aber ungewiss.

Mindestens zwei Mrd. Dollar (etwa 1,4 Mrd. Euro) will Ellison von SAP. Die Walldorfer selbst halten dagegen einen zweistelligen Millionenbetrag für angemessen, haben aber in der Bilanz schon einmal vorsorglich Rückstellungen in Höhe von 160 Mio. Dollar gebildet.

Ein Zugeständnis konnte SAP dem Gericht im Vorfeld abringen. So wurde die Redezeit der beiden Gegner verkürzt. Statt 36 Stunden hat jede Partei nur noch jeweils 30 Stunden um ihre Sicht der Dinge darzulegen. Ob dadurch etwas mehr Ruhe in die Auseinandersetzung kommt ist ungewiss. Schließlich hat Ellison in den vergangenen Wochen bereits eindrucksvoll bewiesen, dass man sich in aller Kürze pointiert äußern kann.

Quelle: Welt Online