Preise für Eigentumswohnungen und Häuser in Großstädten haben erneut zugelegt. WELT ONLINE hat große deutsche Städte untersucht.

Wohneigentum in deutschen Großstädten wird noch teurer. Die Preise für Eigentumswohnungen in Städten mit mehr als 300.000 Einwohnern liegen derzeit um bis zu 2,7 Prozent über dem Vorjahreswert. Dies geht aus dem aktuellen Preisspiegel des Immobilienverbandes Deutschlands (IVD) hervor. Schon in den beiden vorangegangenen Jahren waren die Preise für Eigentumswohnungen in den Großstädten um jeweils 2,5 Prozent angezogen. „Aber auch in den übrigen Städtekategorien sind die Preise angestiegen“, sagte IVD-Vizepräsident Jürgen Michael Schick im Gespräch mit WELT ONLINE. „Im Fünfjahresvergleich erreichen Eigentumswohnungen sogar ein Plus bis zu 3,6 Prozent.“ Der Maklerverband untersucht jährlich die Preisentwicklung bei Wohnungen und Eigenheimen anhand der Kaufverträge in 390 Städten.

„Der Markt für Wohneigentum hat sich insgesamt ins Positive gedreht“, sagte Schick. „Die Erschwinglichkeit von Wohneigentum ist seit der Wiedervereinigung so gut wie noch nie.“ Die verfügbaren Einkommen und das historische Zinstief würden den Immobilienkauf erleichtern. Es gebe auch „eine hohe Affinität zum Thema Sachwert“, betont der IVD-Vize. „Die Preissteigerungen werden sich beim Wohneigentum in den nächsten zwölf Monaten in dem jetzigen Tempo fortsetzen.“ Der Maklerverband geht nämlich davon aus, dass die Rahmenbedingungen, insbesondere die Zinsen, auf Jahressicht günstig bleiben.

Eigentumswohnungen aus dem Bestand weisen überwiegend eine positive Bilanz vor. „Die Preiszuwächse fallen zwar sehr moderat aus. Mit Anstiegen zwischen 0,1 Prozent und 0,7 Prozent erweist sich der bundesweite Markt jedoch als weitgehend stabil“, betont Schick. Lediglich bei einfachen Wohnungen habe es einen Preisrückgang um ein Prozent gegeben.

Eine mittlere Eigentumswohnung aus dem Bestand kostet nach den Berechnungen des IVD im Schnitt derzeit 940 Euro pro Quadratmeter, ein Euro mehr als im Vorjahr. Der Preis für eine 70-Quadratmeter-Bestandswohnung stieg von 65.730 Euro auf 65.800 Euro. Neubauwohnungen verteuerten sich im Jahresverlauf um 21 auf 1549 Euro pro Quadratmeter. Eine 70-Quadratmeter-Neubauwohnung kostet damit im Schnitt 108.430 Euro, 1,4 Prozent mehr als 2009.

Die Preisentwicklung in den einzelnen Regionen ist allerdings sehr unterschiedlich. In den Städten mit mehr als 300.000 Einwohnern konnte vom IVD ein durchschnittliches Preiswachstum von bis zu 2,2 Prozent gemessen werden. In Kommunen mit weniger als 200.000 Einwohnern nahmen die Preise hingegen nur leicht zu. In Orten unter 30.000 Einwohnern waren die Kaufpreise sogar rückläufig.

Für eine Eigentumswohnung aus dem Bestand in München zahlt ein Käufer derzeit durchschnittlich 2900 Euro pro Quadratmeter. In Fröndenberg/Ruhr ist eine vergleichbare Wohnung jedoch schon für 650 Euro pro Quadratmeter zu haben. Spitzenreiter bei der Kaufpreisentwicklung waren Eigentumswohnungen mit gutem Wohnwert in mittelgroßen Städten (200.000 bis 300.000 Einwohner). Hier meldet der IVD immerhin ein Preisplus von durchschnittlich 4,7 Prozent.

Bei Eigenheimen gibt es einen unterschiedlichen Trend: So legten die Preise für freistehende Eigenheime mit einer Wohnfläche von etwa 150 Quadratmetern und gutem Wohnwert im Vergleich zum Vorjahr leicht zu. 2009 kostete ein Haus dieser Kategorie noch durchschnittlich 253.500 Euro, jetzt sind es 254.500 Euro. In den übrigen Kategorien sanken die Preise allerdings um bis zu 1,5 Prozent. Nach einer Analyse von Deutsche Bank Research werden die Hauspreise in diesem Jahr im Schnitt insgesamt um gut ein Prozent und im nächsten Jahr um 1,5 Prozent zulegen. Zu Jahresanfang hatte der IVD noch von tendenziell sinkenden Preisen berichtet. Die Preise für Einfamilien- und Reihenhäuser waren 2009 noch bundesweit im Schnitt um 1,3 Prozent gefallen.

Am teuersten sind gut ausgestattete Häuser in Baden-Baden (eine Mio. Euro), gefolgt von München (770.000 Euro) und Stuttgart (690.000 Euro). Das durchschnittliche Preisniveau ist bundesweit aber deutlich niedriger. Ein mittleres Einfamilienhaus mit 125 Quadratmeter Wohnfläche in mittlerer Lage und Wohnwert kostet aktuell 192.365 Euro. Für Einfamilienhäuser mit 150 Quadratmeter Wohnfläche in guter Lage und mit gutem Wohnwert werden in diesem Jahr 253.477 Euro veranschlagt. Die Veränderungen sind in beiden Segmenten aber gering. Mittlere Einfamilienhäuser verbilligten sich im Schnitt um 0,4 Prozent. Eigenheime in guter Lage und mit gutem Wohnwert verteuerten sich um 0,4 Prozent.

Quelle: Welt Online