Morgan Stanley muss den “P2 Value“-Fonds abwickeln. Damit sinken auch die Chancen für Wiedereröffnung der übrigen eingefrorenen Branchenprodukte.

Das Sterben der offenen Immobilienfonds geht weiter: Auch Morgan Stanley kann seinen P2 Value nicht am Leben erhalten. Der nach massiven Abwertungen auf 852 Mio. Euro geschrumpfte Fonds wird abgewickelt. Zuvor hatten bereits die Kapitalanlagegesellschaften Aberdeen und KanAm die Auflösung ihrer Branchenprodukte Degi-Europa und US-Grundinvest beschlossen.

Mit den Abwicklungen der drei Fonds sind die Chancen für eine Wiedereröffnung der übrigen sieben eingefrorenen Publikumsfonds deutlich gesunken. „Es ist für sie nicht einfacher geworden, wieder auf die Beine zu kommen“, sagt Professor Steffen Sebastian von der International Real Estate Business School der Universität Regensburg. Durch die Fondssperrungen sind derzeit mehr als 25 Milliarden Euro dem Zugriff ihrer Sparer entzogen. Das entspricht fast 30 Prozent der insgesamt in den Branchenprodukten investierten 88 Milliarden Euro.

Zwar hatten Aberdeen, KanAm und Morgan Stanley durch den Verkauf von Immobilien die Liquidität ihrer Fonds zuletzt deutlich erhöht. Allerdings reichte das Geld nach Einschätzung der Manager nicht aus, um eine erfolgreiche Wiedereröffnung zu stemmen. „Bei einem Abgleich der vorhandenen Barmittel mit den zu erwartenden Rückgabeverlangen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass eine nachhaltige Öffnung des P2 Value nicht möglich ist“, sagt Marc Weinstock, Mitglied der Geschäftsführung von Morgan Stanley Real Estate.

Wie bei den anderen beiden Fonds sei deshalb die Abwicklung beschlossen worden, um eine Gleichbehandlung aller Sparer zu gewährleisten. Sonst hätte die Gefahr bestanden, dass nur ein Teil der ausstiegswilligen Anleger sein Geld abziehen könne. Die übrigen Sparer hätten dann die Kosten der Auflösung allein tragen müssen. „Bei einer Abwicklung müssen Kredite vorzeitig abgelöst werden, wodurch Vorfälligkeitsentschädigungen fällig werden“, erläutert Sonja Knorr, Analystin der Ratingagentur Scope. Ohnehin haben die Anleger bereits viel Geld verloren. Durch massive Abwertungen der Immobilien war der Wert der Anteilsscheine des P2 Value um rund 50 Prozent gefallen. Beim Degi Europa beträgt das Minus 23,7 Prozent. Beim US-Grundinvest von KanAm sind es fast zehn Prozent.

In der Branche wird der Commerzbank eine erhebliche Mitschuld an der jüngsten Verschärfung der Fondskrise gegeben. „Sie versucht den Fonds ihrer Tochter Commerz Real zu stärken und hilft damit nicht gerade den übrigen Marktteilnehmern“, formuliert Immobilienexperte Sebastian diplomatisch. Die staatlich gestützte Bank hatte sich als alleiniger Vertriebspartner von Aberdeen geweigert, der Gesellschaft bei der Wiedereröffnung des Degi International unter die Arme zu greifen. Zudem hatte das Institut Ende vergangenen Monats den allein von ihm vertriebenen 1,8 Milliarden Euro schweren Dachfonds Premium Management Immobilien-Anlagen von Allianz Global Investors (AGI) auf „Unattraktiv“ herabgestuft. Anlegern wurde gegen einen verringerten Ausgabeaufschlag von nur drei statt der üblichen fünf Prozent der Wechsel in den Hausinvest Europa der Commerz Real angeboten.

Daraufhin bluteten binnen eines Tages mehr als 520 Mio. Euro aus dem AGI-Fonds, so dass dieser gesperrt werden musste. Damit war der Dachfonds gezwungen, bei einer Wiedereröffnung der eingefrorenen Fonds sofort sein Geld abzuziehen. „Rückflüsse bei Immobiliendachfonds“, sagt Morgan-Stanley-Manager Weinstock, hätten die Chancen für eine Wiedereröffnung des P2 Value „massiv verschlechtert“.

Nach dem Investmentgesetz muss ein eingefrorener Fonds nach spätestens zwei Jahren entweder wieder geöffnet oder abgewickelt werden. Die drei Fonds, die nun in der Abwicklung stehen, waren bereits auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im Oktober 2008 nach hohen Mittelabflüssen eingefroren worden. Die übrigen sieben Fonds waren im vergangenen und diesen Jahr gesperrt worden, als Anleger wegen der anhaltenden Branchenkrise mehr Geld abziehen wollten als liquide Mittel vorhanden waren. Bei ihnen läuft die Zweijahresfrist 2011 oder 2012 ab.

Quelle: Welt Online