Bittere Nachricht für Anleger: Der mehr als eine Milliarde schwere Fonds wird aufgelöst. Die Höhe der Rückzahlung ist noch offen.

Die Krise der offenen Immobilienfonds spitzt sich dramatisch zu. Nach dem US-Grundinvest der Fondsgesellschaft KanAm wird jetzt auch der 1,3 Milliarden Euro schwere Degi Europa des Investmenthauses Aberdeen abgewickelt. In der Branche wird befürchtet, dass außerdem auch der Morgan Stanley P2 Value keine Zukunft mehr hat. Nach zweijähriger Schließung sollten der Degi Europa und der Morgan Stanley-Fonds Anfang November wieder geöffnet werden.

Damit verschärft sich die Situation der Branche, die Anlegerkapital im Gesamtwert von 88 Mrd. Euro verwaltet, erheblich. Die Gefahr wächst, dass Sparer aus weiteren Fonds ihr Geld abziehen und diese ebenfalls eingefroren werden müssen. „Offene Immobilienfonds“, warnt die Stiftung Warentest, „sind riskanter als den meisten Anlegern bewusst ist.“ Ende September hatte KanAm für den 370 Mio. Euro kleinen US-Grundinvest das Handtuch geworfen. Experten gehen davon aus, dass nun auch Morgan Stanley seinen ebenfalls seit Oktober 2008 gesperrten P2 Value mit einem Volumen von 853 Mio. Euro in den nächsten Tagen auflösen wird. Nach dem Investmentgesetz darf ein offener Fonds maximal zwei Jahre gesperrt sein. „Der P2 Value hat ähnliche Probleme wie der Degi Europa“, sagt Sonja Knorr, Analystin der Ratingagentur Scope. „Ich erwarte hier keine Wunder.“

Aberdeen hatte durch Immobilienverkäufe zwar mehr als 390 Mio. Euro an liquiden Mitteln für den Degi Europa gewinnen können. Zudem steht der Verkauf des Einkaufszentrums Hürth-Park für über 250 Mio. Euro kurz bevor, so dass der Fonds in den nächsten Tagen eine Liquiditätsquote von rund 50 Prozent erreicht hätte. Doch das hätte vermutlich nicht ausgereicht, um die bei einer Wiedereröffnung anfallenden Mittelabflüsse zu stemmen, meint Hartmut Leser, Vorstandschef von Aberdeen Deutschland. „An der Börse wurden Fondsanteile im Wert von 400 Mio. Euro zu überdurchschnittlichen Abschlägen gehandelt.“

Die Gesellschaft müsse deshalb davon ausgehen, dass diese spekulativ orientierten Börseninvestoren zusätzlich zu den Privatanlegern bei Öffnung des Fonds ihre Anteile zur Rückgabe vorlegen würden. Jetzt will Aberdeen die Gelder in Halbjahresraten an die Anleger zurückgeben. Die erste Tranche wird im Januar 2011 ausgezahlt.

Insgesamt sind derzeit zehn Fonds mangels Liquidität eingefroren. Rund 25 Mrd. Euro sind damit dem Zugriff ihrer Anleger entzogen. Zwar läuft bei weiteren Fonds die Sperrfrist von zwei Jahren erst 2011 oder 2012 ab. Gelingt es den Managern bis dahin nicht, an frisches Geld zu gelangen, müssen diese Finanzprodukte ebenfalls abgewickelt werden.

Quelle: Welt Online