Präsentationen sind im Berufsalltag gefürchtet, weil oftmals langweilig. Tricks aus der Werbebranche helfen, das Publikum zu begeistern.
Wir befinden uns im Meetingraum eines deutschen Großunternehmens. Das blendfreie Konferenzlicht wird auf ein Minimum gedimmt. Surrend springt der Beamer an, der Präsentator steht seitlich der Projektion, als Silhouette, kaum sichtbar. Oder sagen wir: Er steht im Schatten seines Vortrags. Von dort aus nimmt man seine Stimme wahr, die Gleiches oder Ähnliches sagt, was an der Wand auch zu lesen ist. Noch bevor das zweite von 79 Slides erscheint, hat sich das Publikum verabschiedet.
Auf dieser Raufastertapete spielt sich die raue Realität des Präsentierens ab. Weltweit werden pro Tag rund 30 Millionen Powerpointpräsentationen gehalten, 84 Prozent werden laut einer US-Studie als einschläfernd und langweilig empfunden. Eine Präsentationsform, die mit enormen Risiken verbunden ist, killt sie doch in erheblichem Maße die Wirkung des Vortragenden. Der steht eben so oft am Seitenaus des Raumes. Oft schaut er dabei nicht sein Publikum an, sondern spricht mit der Raufaser – schließlich stehen dort seine Stichworte, an denen er sich entlang hangelt.
Von der Werbung lernen
Zurück zum Publikum. Genau genommen reagiert es wie eine Fernsehzielgruppe vor dem abendlichen Werbeblock. Ist ein Spot ungewöhnlich, inspirierend, anders, schaut man gerne zu. Ist ein Spot dagegen langweilig, haben TV-Zuschauer ein machtvolles Instrument zur Hand: Die Fernbedienung zum Umschalten.
Im Präsentationsraum funktioniert das ganz ähnlich. Ist die Präsentation langweilig, greift auch dieses Publikum nach einer Fernbedienung. Die ist nicht sichtbar, keine Hardware, sondern eine Software, die in den Hirnen läuft. Und – ZAPP! – wird der Präsentator aus dem Bewusstsein weggeklickt. Er redet zwar weiter, aber keiner hört ihm mehr zu. Er wird nicht bemerken, dass der blonde Mittvierziger vorne links gerade über die schulischen Probleme seines Sohnes grübelt, die Dame in der zweiten Reihe rechts von ihrem letzten Seychellenurlaub träumt. Doch nicht nur die Wahrnehmung von Werbung und Präsentationen haben große Ähnlichkeiten. Auch die Machart der beiden hat eine gewisse Ähnlichkeit.
Wer präsentiert, der wirbt. Für sein Unternehmen, für seine Marke, sein Produkt, für sein Konzept, für eine Idee, eine Lösung. Sogar für sich selbst – als Ich-Werbung. Denn dauerhaft überzeugende Präsentationen werden sich spürbar auf das Karriere-Punktekonto auswirken.
Klassische Werbetechniken
Ich bin der Frage nachgegangen, ob auch klassische Werbetechniken dazu geeignet sind, eine Präsentation zu einer überzeugenden Präsentation zu machen. Die Antwort lautet klar und deutlich „Ja“! Analysiert man die Technik verschiedener Werbekampagnen, so kann man sie auch auf die Inszenierungsideen für Präsentationen übertragen.
Eine der zahlreichen verschiedenen Techniken ist die Referenztechnik. Sie kennen sie möglicherweise aus der Werbekampagne für die BILD, in der sich Prominente handschriftlich über die Zeitung äußern. Auch in Präsentationen kann und sollte man Kundenmeinungen nutzen. Denn von nichts lassen sich Menschen schneller überzeugen, als von der positiven Meinung anderer. Vergessen Sie also weichgekochte Worthülsen wie „Kundenzufriedenheit“, fangen Sie lieber die Stimme eines zufriedenen Kunden ein und zitieren sie ihn in Ihrer Präsentation.
Mehr Spannung in die Präsentationen bringt die Kreatorik-Methode, eine Kreativitätstechnik für Präsentierende, die sich aus dem Meer gleicher Vorträge, gleicher Slides und gleicher Worthülsen abheben möchten.
Überraschend anders sein
Wieder befinden wir uns im Meetingraum eines deutschen Großunternehmens. Ein Präsentator steht vorn vor seinem Publikum – im Zentrum des Geschehens. Die einzige Lichtquelle ist der Sonnenschein, der von draußen durch Verglasung dringt. Der Vortragende hält ein Pappkartonschild hoch, wie man es von Autoanhaltern kennt. Auf dem Schild lesen wir handgeschrieben „4. Quartal“. Der Präsentator sagt:
„Liebe Kollegen, ich möchte Sie gerne mitnehmen auf eine Reise unseres Unternehmens...“. Einige Zuschauer schauen gespannt, einige überrascht, keiner schläft.
Gerriet Danz ist Fernsehmoderator und coacht außerdem Unternehmer in Sachen Rhetorik und Präsentation. 2010 erschien im Campus-Verlag sein Buch „Neu präsentieren. Begeistern und überzeugen mit den Erfolgsmethoden der Werbung“.