Die Unsicherheit über die Weltkonjunktur hat zu leichten Kursverlusten beim Dax geführt. Die Anleger investieren derzeit lieber in Gold.
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben zu Wochenbeginn ihr Geld zusammengehalten. Der Dax pendelte lange um seinen Schlusskurs der Vorwoche und ging 0,3 Prozent tiefer bei 6278 Punkten aus dem Handel. Die verbesserte Geschäftslage von Siemens im aktuellen Schlussquartal konnte die Märkte nicht überzeugen. Auch die zuletzt überraschend guten US-Konjunkturdaten verleiteten die Anleger nicht zu weiteren Käufen. „Die Investoren sind wieder ein bisschen zuversichtlicher geworden, aber wirklich mutig sind sie noch lange nicht“, sagte ein Börsianer. Das prägte die Stimmung an den Börsen europaweit: Der EuroStoxx50 verlor 0,5 Prozent auf 2778 Punkte.
Die Unsicherheit, wie sich die Wirtschaft weltweit entwickelt, machte sich vor allem am Rohstoffmarkt bemerkbar: Der Goldpreis knackte die psychologisch wichtige Marke von 1300 Dollar je Feinunze. „Für Gold im Depot sind Anleger derzeit immer zu haben – das beruhigt die Nerven“, sagte ein Händler. Neue Hinweise auf den Zustand der US-Wirtschaft gibt es erst wieder ab Dienstag, wenn eine Umfrage zum Verbrauchervertrauen der Amerikaner im September ansteht. Noch wichtiger für die Börsianer wird am Freitag der Konjunkturindex der US-Einkaufsmanager (ISM) sein.
Siemens konnte die Anleger nicht überzeugen. Die Aktien waren mit einem Minus von 1,8 Prozent auf 77,84 Euro größter Dax-Verlierer, nachdem sie zuvor 0,7 Prozent im Plus gelegen hatten. Der Konzern teilte mit, dass das operative Ergebnis der drei Kernsektoren Industrie, Energie und Medizintechnik im Quartal über dem Vorjahreswert von 1,9 Milliarden Euro liegen wird. Einige Analysten hätten wohl auf eine optimistischere Aussage gehofft, sagte ein Händler. „Nun macht sich offenbar am Markt eine leichte Enttäuschung breit.“ Die Analysten der DZ Bank bezeichneten die Prognosen als etwas vage, wiesen allerdings darauf hin, dass das Unternehmen bei seinen Vorhersagen traditionell konservativ sei. In der vergangenen Woche hatte der Technologiekonzern bereits erklärt, in seinem Medizintechnik-Geschäft eine Milliardensumme abzuschreiben.
Unilever übernimmt Haarpflegespezialisten Alberto Culver
Gut kam bei den Anlegern hingegen ein milliardenschwerer Zukauf von Unilever an. Der Konsumgüterkonzern übernimmt für umgerechnet rund 2,8 Milliarden Euro den amerikanischen Haarpflegespezialisten Alberto Culver. Dessen Aktien kletterten prompt an der leicht schwächer notierenden Wall Street um rund 20 Prozent. Unilever-Papiere verteuerten sich in Amsterdam um 0,6 Prozent auf 21,98 Euro. Auch auf die Aktien des deutschen Konkurrenten Beiersdorf wirkte sich das Übernahmefieber positiv aus: sie lagen ein Prozent im Plus. Angesichts des Übernahmepokers in der Düngemittelbranche standen auch die Aktien von K+S erneut im Blickpunkt. Die Titel des Kasseler Unternehmens gehörten mit einem Plus von gut einem Prozent zu den größten Gewinnern im Dax. Berichten zufolge hat der brasilianische Bergbaukonzern Vale ein Auge auf Anglo Americans Düngemittelhersteller Copebras geworfen .
Oben auf der Gewinnerliste waren auch die Titel des Sportartikelherstellers Adidas mit einem Plus von 0,9 Prozent auf 46,355 Euro. „Wir sehen unsere positive Sicht zu Adidas nach einem Treffen mit dem Unternehmen auf einer Investorenkonferenz in München bestätigt“, erklärte UniCredit, die ihre Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 49 Euro bekräftigte. Equinet-Analyst Ingbert Faust zeigte sich besonders optimistisch für neue Produkte der Adidas-Tochter Reebok. Dagegen setzten die Aktien von Merck nach dem Rückschlag des Pharmakonzerns bei der Multiple-Sklerose-Tablette Cladribin ihre Talfahrt fort, sie fielen um 1,4 Prozent. Der Autohersteller BMW löste mit seiner Ankündigung, mit der schwedischen Marke Saab über die Lieferung von Motoren zu verhandeln, bei der niederländischen Saab-Mutter Spyker ein Kursfeuerwerk aus: die Papiere schossen um 65 Prozent auf 3,95 Euro nach oben. BMW-Aktien fielen dagegen um 0,4 Prozent.