Die US-Wirtschaft kommt nach der Krise nicht richtig auf die Beine. Nun will die Fed mit billigem Geld helfen. Anleger sollten nicht zu lange warten.

Wenn in Deutschland ein Schuldner in der Klemme steckt, soll Peter Zwegat es richten, der stille Star aus der RTL-Sendung „Raus aus den Schulden“. Amerikas Peter Zwegat heißt Ben Bernanke. Der Chef der Notenbank Federal Reserve soll den Dollar so weich machen, dass die von privaten und öffentlichen Schulden gebeutelte US-Wirtschaft wieder in Fahrt kommt.

Das Zauberwort heißt „quantitative Lockerung“: Die Fed kauft Anleihen mit frisch gedrucktem Geld und bringt so Liquidität in den Wirtschaftskreislauf. Den Preis zahlen neben den amerikanischen Sparern die Handelspartner der Vereinigten Staaten, deren Produkte sich im Verhältnis verteuern. Nachdem die Notenbank die in der Finanzkrise begonnene „Lockerung“ zwischenzeitlich ausgesetzt hatte, soll es demnächst wieder losgehen.

Die Devisenmärkte wirbelt Bernankes Politik ordentlich durcheinander. Der Dollar ist diese Woche auf den tiefsten Stand seit April gefallen. Rund 1,34 Dollar mussten für den Euro gezahlt werden: trotz der „Peripheritis“ in Europa, der chronischen Haushaltsnotlage in den Peripherieländern.

Gegenüber dem Euro hat der die US-Währung (wegen der dunkelgrünen Rückseite der Scheine auch „Greenback“ genannt) seit Anfang Juni elf Prozent an Wert verloren. Doch auch zu anderen Devisen hat der Greenback stark nachgegeben: Zum Schweizer Franken, der zur Fluchtwährung par excellence geworden ist, beträgt das Minus seit Sommer 15 Prozent, und selbst zum Yen hat der Dollar acht Prozent abgewertet.

Eine weiche Währung ist schlecht für Sparer, sie hilft aber hoch verschuldeten Unternehmen und Privaten, denen das billige Geld die Begleichung ihrer Raten leichter macht. Auch der Staat profitiert, denn der ist größte Schuldner von allen. Der US-Regierung hilft die Notenbank sogar besonders, indem sie deren Anleihen am Markt aufkauft, was die Zinsen künstlich niedrig hält.

Nicht nur die „quantitative Lockerung“ schwächt den Dollar, sondern auch die Strukturschwäche der US-Ökonomie. „Der Greenback leidet schlicht unter den ökonomischen Problemen Amerikas“, sagt Folker Hellmeyer, Stratege der Bremer Landesbank. Zur Jahrtausendwende, auf dem Höhepunkt des Internet-Hypes galt die größte Volkswirtschaft der Welt als nahezu unbesiegbar. Sie war ein Musterbeispiel an Dynamik und Flexibilität.

Schier bewundert wurde ihre Fähigkeit, Jobs zu schaffen, während Europa von Dauerarbeitslosigkeit geplagt war. Doch gerade dieser Stärke scheint die Finanzkrise der US-Wirtschaft geraubt zu haben. Zuletzt lag die offizielle Arbeitslosenrate bei knapp unter zehn Prozent. Werden jedoch auch die Menschen erfasst, die sich nicht mehr registrieren lassen, weil sie die Hoffnung auf einen Job aufgegeben haben, erreicht die Quote bereits gut 16 Prozent. Das Wachstum ist nicht mehr stark genug, um genügend neue Jobs zu schaffen. Für 2010 werden trotz zig Milliarden schwerer Konjunkturpakete 2,5 Prozent erwartet, nächstes Jahr noch weniger. Die Unzufriedenheit im Land wächst.

Unter Devisenexperten herrscht große Uneinigkeit, wie es mit dem Dollar weitergeht. Die Analysten der Bank of America prognostizieren, dass in einem Jahr 1,32 Dollar für den Euro gezahlt werden müssen, die Royal Bank of Canada dagegen sieht den Kurs bei 1,10 Dollar.

Denn nicht nur die US-Konjunktur ist schwach. Auch andernorts gibt der Blick in die Zukunft Grund für Sorgenfalten. Zwar erfreut sich die deutsche Wirtschaft gerade eines Nachfrageschubs, der ihr eine Jahreswachstumsrate von 3,5 Prozent bescheren könnte. Doch wie anhaltend dieser Aufschwung ist entscheidet sich nicht hierzulande, sondern in den dynamischen Nationen Brasilien, Russland, Indien oder China, in die ein Großteil der deutschen Ausfuhren geht. Gerade das Reich der Mitte ist zu einem extrem wichtigen Markt für deutsche Exporteure geworden.

Sollte es dort zu einer Abkühlung kommen, würde das eher den Euro als den Dollar belasten. Ähnliches gilt für den Yen. Ausgerechnet die Währung der von Überalterung und Wachstumsschwäche geplagten Inselnation in Fernost ist zur Fluchtwährung avanciert.

Das macht japanische Produkte im Ausland teurer und schmälert die Erfolgsaussichten der Exporteure. Die Bank of Japan sah sich schon genötigt gegenzusteuern und den Marktkurs zu ersten Mal seit 2004 mittels Yen-Verkäufen zu drücken. Bisher ist der Erfolg eher mager: Von einem 15-Jahreshoch bei 83 Yen je Dollar ist der Kurs lediglich auf etwas über 84 Yen zurückgefallen. Auch der Schweizer Franken verharrt in der Nähe des Rekordhochs.

Der historische Vergleich macht deutlich, dass sich der Dollar in einem langfristigen Abwärtstrend befindet. Denn seit der Jahrtausendewende hat die Leitwährung gegenüber fast allen wichtigen Devisen an Terrain verloren. Zum Schweizer Franken, der heimlichen „neuen D-Mark“ beträgt das Minus 38 Prozent, zur traditionellen Währung Gold sogar schwindelerregende 78 Prozent.

So gefährlich die Schwäche der Leitwährung für die Weltwirtschaft ist: für findige Anleger bietet sie Chancen. Sie profitieren zum Beispiel von der Hausse des Goldpreises als Reaktion auf die Dollar-Dämmerung. Mit einem Zertifikat der Deutschen Bank (WKN: DB0SEX) geht das sogar währungsgesichert: Die Schwankungen des Euro zum Dollar werden ausgeglichen. Spekulativer ist ein Optionsschein der Société Générale (WKN: SG1RNQ), der Verluste des Dollar zum Euro um den Hebel neun verstärkt in Gewinne verwandelt.

Quelle: Welt Online