Die Mehrheit der Deutschen weiß, dass sie Obst essen und Sport treiben sollte. Aber nur eine Minderheit handelt auch danach.

Beim Thema Gesundheit kennen die Deutschen die Tatsachen, aber sie handeln kaum danach: So wissen sie etwa, dass die Gesellschaft älter wird und diese Entwicklung Einfluss auf die Kosten im Gesundheitswesen nimmt. Sie wissen auch, dass sie bei ihrem persönlichen Wohlbefinden vieles selbst in der Hand haben. Aber dafür etwas tun, Sport zu treiben oder sich gesund zu ernähren, will nur eine Minderheit. Die Mehrheit vertraut stattdessen auf den Arzt und den medizinischen Fortschritt.

Dies sind Erkenntnisse des „Gesundheits-Index Deutschland“, einer Befragung, die der Elektronikkonzern Philips zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa erhoben hat. Die Studie liegt WELT ONLINE exklusiv vor. Ziel war es herauszufinden, wie die Deutschen ihre Gesundheit und ihre Zukunft einschätzen – und was darauf Einfluss nimmt. Zudem ging es um die Rolle der Technik in der Medizin.

Lediglich 24 Prozent der Deutschen machen sich demnach Sorgen um die Alterung der Gesellschaft. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts ist von dem im Jahr 2060 noch 65 bis 70 Millionen Deutschen jeder Dritte älter als 65 Jahre. Zwar wissen die meisten, dass sie eine höhere Lebenserwartung haben als frühere Generationen: 64 Prozent der Jüngeren (bis 24 Jahre) erwarten, dass sie älter als 80 Jahre werden. Aber ein Zusammenhang zwischen der Demografie und den Kosten im Gesundheitswesen wird kaum erkannt: Nur 24 Prozent der Befragten geben an, dass sie diese Entwicklung beschäftigt.

Ähnlich auseinander gehen Wissen und Verhalten in einem anderen Punkt: Obwohl 92 Prozent der Deutschen sagen, dass sie selbst maßgeblichen Einfluss auf ihre Gesundheit nehmen können, räumen zugleich 59 Prozent ein, dass sie nicht ausreichend Sport treiben. Jeder Dritte der Befragten bekennt, dass er zu wenig schläft und das lediglich deshalb, weil er zu spät ins Bett geht. Ebenso wenig ausgeprägt ist das Interesse an medizinischer Vorsorge: Jeder zweite Deutsche geht laut der Studie einmal im Jahr zu einer Vorsorgeuntersuchung und 21 Prozent sagen, dass sie so etwas bislang noch überhaupt nicht gemacht haben.

Deutsche vertrauen auf Rat ihres Arztes

Geht es in Deutschland um medizinischen Rat, dann ist der Arztbesuch die erste Wahl – weit vor der Befragung von Familienmitgliedern oder Freunden und der Informationen aus der Apotheke oder über das Internet. Denn 44 Prozent der Deutschen besuchen ein bis zwei Mal im Quartal eine Arztpraxis. Gleichzeitig geben in der Philips-Studie aber 78 Prozent an, dass sie Arztbesuche nach Möglichkeit vermeiden würden. Die eigene Verantwortung für die Kosten im Gesundheitssystem ist wenig ausgeprägt.

Einhellig gewünscht wird der technische Fortschritt in der Medizin: 90 Prozent der Befragten halten neue Technologien bei Diagnose und Behandlung für positiv. Ähnlich technikfreundlich sind die Deutschen laut Forsa nur noch beim Informationsaustausch über das Handy oder die E-Mail. Allzu weit sollte es aber mit dem technischen Wissen nach dem Wunsch der Deutschen aber doch nicht gehen: Droht eine schwere Erkrankung, will dies kaum einer wissen. Nur jeder Dritte möchte vorab erfahren – wenn dies denn in Zukunft technisch möglich sein sollte – ob, wann und woran er einmal ernsthaft erkranken könnte. Jüngere (49 Prozent) könnten sich dies eher vorstellen als Ältere (25 Prozent), Männer (44 Prozent) öfter als Frauen (24 Prozent).

Forsa hat für die Studie im vergangenen Juni 1002 Deutsche ab 18 Jahren befragt. Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit und Regionen wurden dabei so gewichtet, dass die Erhebung als repräsentativ eingestuft wird. Philips wiederum ist einer der drei weltweit größten Anbieter von Medizintechnik und hofft etwa im Bereich der Computertomografie oder der Ferndiagnose auf wachsende Geschäfte.

Quelle: Welt Online