DocMorris-Apotheken soll es bald überall in Europa geben. In Deutschland darf Großhändler Celesio die Marke nicht als Kette aufziehen.

Der Stuttgarter Pharmagroßhändler Celesio setzt seine Expansion im europäischen Apothekenmarkt fort und will seine Marke DocMorris internationalisieren. Mit Ausnahme von Großbritannien soll DocMorris in ganz Europa als Apotheken-Marke eingeführt werden. Die 1700 Filialen im Vereinigten Königreich werden aber weiterhin unter dem bisherigen Namen Lloydspharmacy geführt, kündigte Celesio-Vorstandschef Fritz Oesterle an.

DocMorris werde in einem fragmentierten und atomisierten Markt zur stärksten Apothekenmarke in Europa ausgebaut, sagte Oesterle. Bislang gebe es keine nennenswerte Konkurrenz, so dass die einmalige Chance ergriffen werden müsse. Bis zum Jahr 2015 wolle man die Zahl der Endverbraucherkontakte von derzeit 25 Millionen auf rund 50 Millionen verdoppeln. Außerhalb Großbritanniens betreibt Celesio in Europa nach eigenen Angaben rund 600 eigene Apotheken. In Deutschland darf das Unternehmen wegen gesetzlicher Beschränkungen keine eigene Kette aufziehen, hat das Markenkonzept der weiter bestehenden Versandapotheke DocMorris aber an rund 150 eigenständige Apotheker vergeben.

Im Dezember hatte Oesterle in einem Interview mit WELT ONLINE seine bisherigen Expansionspläne in Deutschland zurückgenommen. Bis 2011 wollte Celesio rund 500 Markenpartnerschaften unter der Marke DocMorris eingehen. „Dieser Zeitraum hat sich als nicht realistisch herausgestellt“, sagte Celesio-Chef Oesterle. Der Vorstandsvorsitzende sieht für sein Unternehmen die Wachstumspotenziale vor allem im Dienstleistungsbereich. Gemeinsam mit dem US-Konzern Medco plant das Unternehmen die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens in den Niederlanden, das vor allem chronisch Kranken Leistungen anbieten soll.

Zusammen mit Ärzten oder Apothekern sollen die Patienten dazu gebracht werden, die Therapieanweisungen insbesondere zur Medikamenteneinnahme genauer zu befolgen. In eine ähnliche Richtung geht der Aufbau sogenannter Wundzentren, wo Krankenschwestern Verbände anlegen sollen, um Folgeerkrankungen zu verhindern. Die besseren Heilerfolge könnten zu einer deutlichen Kostensenkung und Entlastung des Gesundheitssystems führen, sagte Oesterle. Ob sich dieses Geschäftsmodell aber durchsetze, sei unklar.

Die Haniel-Tochter, an der das Duisburger Familienunternehmen rund 53 Prozent hält, will sich außerdem von seiner Beteiligung am Konkurrenten Anzag trennen. Celesio hält derzeit rund 12,5 Prozent am Frankfurter Pharmagroßhändler. Beim derzeitigen Aktienkurs hätte das Paket einen Wert von etwa 33 Mio. Euro. Es soll bereits eine Handvoll Interessenten geben, heißt es aus Finanzkreisen, darunter den Finanzinvestor KKR und russische Unternehmen.

Celesio selbst lehnte einen Kommentar zum Verkaufsprozess ab. Die Private-Equity-Gesellschaft KKR ist bereits mit knapp 30 Prozent an Anzag beteiligt. Da KKR gleichzeitig in Großbritannien eine Beteiligung an einem Pharmagroßhändler besitzt, erwarten Branchenexperten, dass KKR bei einem Zuschlag für das Anzag-Paket beide Unternehmen enger verzahnen wird. Neben Celesio und Anzag gehört die Merckle-Tochter Phoenix zu den drei größten Branchenunternehmen. Noch im letzten Jahr gab es Spekulationen, dass Firmen-Erbe Ludwig Merckle das Unternehmen Phoenix nach einer erfolgreichen Refinanzierung verkaufen oder an die Börsen bringen könnte.

Quelle: Welt Online