Illegale “Streaming“-Portale bedrohen die Filmwirtschaft wie nie zuvor. Nach einem Bericht von WELT ONLINE meldet sich nun der Betreiber von Movie2k.com zu Wort – der Webseite, die ihren Nutzern knapp 20.000 kostenlose Filme verspricht. Er sagt: Die gierige Industrie soll endlich die neuen Verhältnisse akzeptieren.
Vergangenen Mittwoch berichtete WELT ONLINE über illegale "Streaming"-Angebote, die die Filmwirtschaft wie nie zuvor bedrohen. Diese Webseiten funktionieren sehr einfach, Filme starten auf Knopfdruck – und die Nutzer lassen sich kaum zurückverfolgen.
Als eine der professionellsten deutschsprachigen Seiten gilt Movie2k.com, die seit Monaten im Visier der Fahnder der Industrie steht. Nach der Berichterstattung über sein Portal hat sich der Betreiber bei WELT ONLINE gemeldet – um seine Sicht über die Filmindustrie zu schildern.
WELT ONLINE: Verraten Sie uns Ihren Namen?
Movie2k.com: Der tut nichts zur Sache. Ein bisschen Privatsphäre müssen Sie mir schon lassen.
WELT ONLINE: Fürchten Sie, erwischt zu werden?
Movie2k.com: Das klingt so, als wäre ich ein Verbrecher, den man jagen und unschädlich zu machen hat. Ehrlich gesagt halte ich nichts davon, Millionen von Internetusern zu kriminalisieren, nur weil die Filmindustrie krampfhaft an den Verhältnissen längst vergangener Tage festhalten will.
WELT ONLINE: Warum schwingen Sie sich zum Richter über eine ganze Branche auf?
Movie2k.com: Die Filmindustrie ist ein Opfer ihrer übertriebenen Erwartungshaltung. Anstatt nach gesetzlichem Schutz zu rufen, sollte sie sich lieber über die gigantischen Gewinne der vergangenen Jahrzehnte freuen. Und sich endlich damit arrangieren, dass im Zuge der rasanten technischen Entwicklung ein neues Zeitalter angebrochen ist. Das Vermarktungsmonopol der Filmindustrie ist Vergangenheit. Wenn Movie2k.com sich das nicht zunutze macht, tut es ein anderer. Da helfen auch alle Gesetze und Schutzvorrichtungen der Welt nichts.
WELT ONLINE: Ist Movie2k.com legal? Die Betreiber von "Pirate Bay" wurden für ein vergleichbares Angebot verurteilt.
Movie2k.com: Wir bieten lediglich Verweise auf andere Webseiten an, auf denen die Filme hinterlegt sind. Deswegen halten wir unser Angebot für legal. Was Pirate Bay betrifft: Da bin ich kein Experte. Aber man muss hierbei auf Kleinigkeiten achten. Die Pirate-Bay Betreiber bieten eigene "Tracker", ohne die der Datenaustausch nicht funktioniert. Sie filtern nichts. Außerdem sollte man abwarten, wie die höhere Instanz in Schweden entscheidet.
WELT ONLINE: Wie stehen Sie mit den Webseiten in Verbindung, bei denen die Filmdateien hinterlegt sind?
Movie2k.com: Wir haben keinen engen Kontakt. Die Hoster (Bereitsteller der Filmdateien, d. Redaktion) sind aber allesamt vertrauenswürdig und werden regelmäßig von uns geprüft.
WELT ONLINE: Von wo aus operieren Sie?
Movie2k.com: Unsere Unterstützer leben in verschiedenen Ländern und Kontinenten. Deutschland wäre als Standort nicht geeignet, da unsere Gegner die gesetzlichen Möglichkeiten hätten, uns mit langwierigen zivilrechtlichen Prozessen das Leben schwer zu machen. Die sind finanziell und lobbytechnisch bestens ausgestattet. Wir können denen in dieser Hinsicht nicht das Wasser reichen. So lange es in Deutschland keine der Realität angemessenen Gesetze gibt, ziehen wir es vor, von liberaleren Orten aus zu agieren.
WELT ONLINE: Wo bekommen Sie oder Ihre Partner die neuesten Kinofilme her?
Movie2k.com: Da gibt es inzwischen sehr viele Optionen. Wir kümmern uns aber nicht selbst darum, die Einträge auf unserer Seite kommen hauptsächlich von unseren Nutzern.
WELT ONLINE: Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) wirft Ihnen vor, dass Sie lediglich wirtschaftliche Interessen verfolgen.
Movie2k.com: Schauen Sie sich unsere Seite an. Würden wir sie mit Abzocker-Werbung voll packen, verdienten wir wahrscheinlich das Fünffache. Darum geht es uns aber nicht. Wir möchten nachhaltig etwas für die Community schaffen. Natürlich müssen wir auch etwas Geld verdienen, um die laufenden Kosten zu decken. Bei unserer Konkurrenz liegt die GVU aber wohl nicht ganz falsch, etwa bei Kino.to. Dort wird man ja schon auf der Startseite gnadenlos abgezockt, wenn man den Internet Explorer benutzt!
WELT ONLINE: Auch bei Ihnen haben wir eine Abofalle entdeckt...
Movie2k.com: Die haben wir wieder raus genommen.
WELT ONLINE: Müssen Ihre Nutzer fürchten, von der Industrie entdeckt zu werden?
Movie2k.com: Nein. Wir loggen weder IP-Adressen, noch wird bei uns irgendetwas gespeichert, was auf die Identität der Besucher schließen lässt.
WELT ONLINE: Bei der Bildqualität können Sie mit den legalen Angeboten kaum mithalten.
Movie2k.com: Wer den Film gut findet und in hoher Qualität sehen möchte, sollte ins Kino gehen oder den Film kaufen. Uns geht es ja nicht darum, einen Ersatz zu schaffen. Wir verstehen unseren Dienst als Ergänzung.