Die Wirtschaft soll qualifizierte Einwanderer finanziell fördern. Doch das Problem ist, dass Ausländer wie Leiharbeiter oder Saisonkräfte betrachtet werden.

Wirtschaftsminister Rainer Brüderle schlägt Prämien für qualifizierte ausländische Facharbeiter vor – zu zahlen von der Wirtschaft, nicht vom Staat. Der Denkansatz, dass Deutschland eine nüchtern auf langfristige Wirkung zugeschnittene Einwanderungspolitik braucht, statt Augenblicks-Gefühlsaussagen über Ausländer zu treffen, ist richtig. Eine solche Politik mit Geld zu beginnen oder gar auf Geld zu beschränken griffe aber zu kurz. Wenn sie wirksam sein soll, muss Deutschland psychologisch zu einem Land werden, das genauso willig Risiken eingeht, wie es die Einwanderer tun – und das den offenen Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt zwischen allen bei uns Lebenden zulässt.

Was das bringt, zeigt Google. Es war ein eingewanderter junger Russe, Sergej Brin, der 1998 mit seinem US-Kompagnon einen eingewanderten Deutschen und einen eingewanderten Kanadier um Geld für eine Firmengründung bat. Der Deutsche, Andreas von Bechtolsheim, stiftete 100.000 Dollar. Er war nach Amerika gekommen, weil die USA Stipendien für Qualifizierte haben, deren Nutzer nach dem Examen nicht sofort nach Hause geschickt werden. Eine private US-Universität nahm ihn auf, weil helle Köpfe Spenden verhießen. Die Risikofreude des Einwanderers und der Universität brachte den Erfolg.

In Deutschland wäre Google nie entstanden. Bei uns sind nur die Einwanderer risikowillig. Sergej Brins Vater hätte bei uns als geduldeter „Zuwanderer“ keine Professorenposition bekommen, denn im Gesetz steht etwas davon, dass Ausländer nur arbeiten dürfen, wenn keine deutschen oder EU-Arbeitnehmer verfügbar sind. Es ist für „Zuwanderer“ auch unglaublich schwer, ihre Familie zu holen und gut unterzubringen, so wie Brins Vater seinen Sohn Sergej auf einer guten Schule. Wenn Facharbeiter oder Forscher bei uns bleiben sollen, dann muss Deutschland aufhören, Ausländer wie Leiharbeiter oder Saisonkräfte zu betrachten. Es muss ein richtiges, wahrhaftiges Einwandererland werden – risikowillig, gründerfreudig und offen für den Wettbewerb.

Quelle: Welt Online