Auch wenn eine Einigung bei Karstadt bevorsteht, muss der wichtigste Kampf noch bestritten werden: Das Überleben am Markt.

Man mag es kaum glauben, aber bei Karstadt stehen die Zeichen jetzt tatsächlich auf Einigung. Doch Vorsicht: Wer das Unternehmen seit längerem verfolgt, wird weiterhin skeptisch sein.

Zu viele Rückschläge und Störattacken hatte es in den vergangenen Monaten immer wieder gegeben, nachdem sich die 25.000 Mitarbeiter schon am rettenden Ufer wähnten. So lange die Tinte unter dem Vertrag nicht getrocknet ist – und das ist sie nicht –, sollte man das Wort von der gelungenen „Karstadt-Rettung“ nur unter Vorbehalt verwenden.

Tatsächlich aber sind inzwischen so viele Hürden aus dem Weg geräumt worden, dass jeder, der jetzt noch neue auftürmen würde, letztlich in der Öffentlichkeit als Karstadt-Killer dastehen würde. Und das will niemand, in diesen Zeiten schon gar keine Bank.

Eine ramponierte Marke wieder aufbauen

Stark konsensfördernd dürfte zudem das Druckmittel gewirkt haben, dass das Essener Amtsgericht mit dem 10. August die definitiv letzte Frist vor der Zerschlagung gesetzt hat. Ebenso wie die Tatsache, dass Highstreet der geheime Alternativ-Interessent für den Karstadt-Kauf abhanden gekommen ist.

Gelingt die Einigung tatsächlich, genießt Karstadt zumindest bis Ende 2012 so etwas wie einen Bestandsschutz. Bis dahin darf Berggruen keinen Cent aus dem Unternehmen heraus ziehen oder Stellen abbauen – und Konzernteile kann er lediglich dann verkaufen, wenn die Gewerkschaft Ver.di und das Vermieterkonsortium Highstreet einverstanden sind.

Es dürfte höchst spannend werden, zu beobachten, ob sich die bisherigen Streithähne Berggruen und Highstreet zusammenraufen werden, wenn sie bei Karstadt auf derselben Seite des Tisches sitzen. Sie sollten es, denn ihre Aufgabe wird schwierig genug: Sie müssen eine ramponierte Marke in einem schrumpfenden Marktsegment aufpeppen und gegen expandierenden Fachmarktketten, die Internetshops sowie den Warenhauskonkurrenten Kaufhof positionieren.

Ringen um die Rettung

Das wird schwer: Kaufhof-Mutter Metro hätte in den vergangenen Monaten am liebsten die besten Karstadt-Häuser übernommen und sich damit des Mitbewerbers entledigt. Da das nicht gelungen ist, dürfte Kaufhof versuchen, Karstadt das Leben mit einem brutalen Kampf um jeden Kunden schwer zu machen – in der Hoffnung, dass Berggruen irgendwann aufgibt.

Die Einigung ist ein wichtiger Schritt im Ringen um die Rettung. Wenn sie gelingt, beginnt die nächste Phase von Karstadts Überlebenskampf: die am Markt.

Quelle: Welt Online