Klarheit über die Zukunft der Solarsubventionen sorgt für den Kursanstieg bei Solarwerten. Doch die Aussichten bleiben durchwachsen.

Wenn sich Anteilseigner deutscher Solarfirmen fragen, warum ihre Aktien keinerlei Anstalten machen, die Höhenflüge früherer Jahre zu wiederholen, brauchen sie nur den Fernseher einzuschalten und Fußball-WM zu schauen. Bei allen Spielen ist dort an der Bande der Name Yingli Green Energy zu lesen. Der Solarkonzern ist die erste chinesische Firma, die die Fifa-WM sponsert. Und als zweitgrößtes Sonnenenergie-Unternehmen der Volksrepublik steht Yingli stellvertretend für die asiatische Konkurrenz, die immensen Druck auf die einst erfolgsverwöhnte deutsche Solarbranche ausübt.

Angesichts dieser Ausgangslage, die sich in einer desaströsen Halbjahresbilanz der Solarwerte niederschlug, sind Tage wie der gestrige Dienstag geradezu Balsam für den gesamten Sektor. Zum einen gab es endlich mal wieder gute Nachrichten von einem deutschen Solarunternehmen, zum anderen nahm auch die Politik mit einer Entscheidung zur Kürzung der Solarförderung viel Unsicherheit aus dem Markt. Da legte der TecDax, an der Börse die Heimat von nicht weniger als neun Photovoltaik-Firmen, gleich um mehr als drei Prozent zu.

Allzu große Hoffnungen auf eine nachhaltige Trendwende sollten sich Anleger indes nicht machen: Die großen Zeiten für Solaraktien dürften in der Breite vorüber sein.

Auslöser für die kleine Rallye bei den grünen Technologie-Aktien war eine Meldung von SMA Solar. Das hessische Unternehmen ist führend bei der Herstellung von Wechselrichtern, die den Gleichstrom aus Solarmodulen in netzüblichen Wechselstrom umwandeln. SMA verkündete, wegen weltweit stärker als erwartet ausfallenden Wachstums den Umsatz im Gesamtjahr auf bis zu 1,8 Mrd. Euro zu steigern. Bisher war das Unternehmen lediglich von bis zu 1,3 Mrd. Euro ausgegangen. Die Aktie stig um bis zu 20 Prozent. „Diese Nachricht hat dann den gesamten Sektor beflügelt“, erklärt Katharina Cholewa, Solar-Analystin bei der West LB, die grünen Vorzeichen bei fast allen Solaraktien.

Sie profitierten aber auch davon, dass die Politik für Klarheit bei der Kürzung der Solarförderung gesorgt hat. Ursprünglich waren diese Subventionen als Anschubhilfe für die einst neue Technologie gedacht. So darf jeder Betreiber einer Solaranlage den dadurch produzierten Strom ins Netz einspeisen und erhält dafür eine Vergütung von zwischen 29,37 un 39,14 Cent pro Kilowattstunde. Das regelt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Die dadurch entstehenden Kosten werden den Stromkunden auf ihre Rechnung draufgeschlagen. Eine Belastung, die angesichts der rasanten Verbreitung von Solaranlagen in dieser Form nicht mehr länger tragbar gewesen wäre.

Am Montagabend fasste nun der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat einen Beschluss zu den Kürzungen. Dabei bleibt es grundsätzlich bei den beschlossenen Absenkungen von elf bis 16 Prozent. Die Kürzung für Dachanlagen sollen nun aber ab Juli zunächst nur 13 statt der geplanten 16 Prozent betragen. Auch für Freiflächenmodule und andere Systeme soll rückwirkend ab Juli die Kürzung um drei Prozentpunkte geringer als zunächst geplant ausfallen. Ab Oktober sollen sie aber auf die anfangs angepeilten Höhen angehoben werden.

Die Erfolgsmeldung von SMA steht dabei durchaus in einem Zusammenhang zu den politisch gesteuerten Rahmenbedingungen. Denn um sich noch die alten Fördersätze zu sichern, wollen in diesem Jahr noch besonders viele Interessenten auf grünen Strom umsteigen. Entsprechend steigt die Nachfrage nach den Anlagen. „Ähnliche Vorzieheffekte gibt es auch in Italien und Tschechien“, sagt Analystin Cholewa. Danach droht ein erneuter Rückschlag.

Und grundsätzlich bleibt das strukturelle Problem, dass viele deutsche Firmen sich zu sehr in ihrem Erfolg gesonnt haben – und sich nun unvorbereitet den Förderkürzungen und der großen asiatischen Konkurrenz ausgeliefert sehen. Die Börse hat darauf bereits reagiert – von ihren Höchstkursen Ende 2007 sind die Unternehmen der Branche meist weit entfernt. Abschläge von 80 Prozent zum Top sind keine Ausnahme.

Doch längst macht es keinen Sinn mehr, die Solarfirmen über einen Kamm zu scheren, wie das an der Börse in den Boomjahren des Sektors üblich war. Als besonders gefährdet gelten mittlerweile reine Modul- und Zellhersteller wie etwa Q-Cells. Deren Massengeschäft stellte für die Konkurrenz die niedrigsten Markteintrittsbarrieren dar.

Bessere Perspektiven werden Unternehmen bescheinigt, die breiter aufgestellt sind. Der deutsche Marktführer Solarworld, zwischenzeitlich ein Kandidat für die Aufnahme in den Dax, verdient beispielsweise an der gesamten Wertschöpfungskette mit und sollte die schwierigen Zeiten damit besser überstehen können. SMA Solar nimmt mit der margenstarken Produktion der Wechselrichter eine Sonderstellung ein. Das erst 2008 an die Börse gekommene Unternehmen ist seit seiner Erstnotiz ein Liebling der Börsianer. Wer den Risiken von Einzelinvestments aus dem Weg gehen möchte, der findet aber auch bei börsengehandelten Indexfonds (ETFs) oder klassischen Investmentfonds entsprechende Anlagemöglichkeiten.

Quelle: Welt Online