Der BP-Konzern will sich Geld beschaffen. Aber die Bedingungen sind schlecht. Mit einer PR-Tour wollen die Manager die Stimmung drehen.
Der britische Ölkonzern BP will sich frisches Geld von Banken beschaffen. Rund fünf Mrd. Dollar zusätzliches Kapital versucht sich das Unternehmen zu leihen, berichtet die „Financial Times“. Erst vor einer Woche hatte BP sich 20 Mrd. Dollar Bargeld und Kredite besorgt.
Der Konzern braucht Geld um die Folgekosten der Ölkatastrophe am Golf von Mexiko zu finanzieren. Mehr als zehn Wochen ist es her, seitdem die Bohrinsel Deepwater Horizon explodierte. Seither fließen jeden Tag rund 9500 Tonnen Öl ins Meer. Vor zwei Wochen hatte BP sich verpflichtet, 20 Mrd. Dollar für einen Entschädigungsfonds für die Ölpest-Opfer bereit zu stellen. Um die horrende Summe zusammenzubringen, bittet der Konzern nun die Banken um Hilfe. Laut „Financial Times“ haben sich die Kreditbedingungen in den vergangenen Tagen zu Ungunsten von BP verändert. Das Unternehmen muss mehr Gebühren und Zinsen zahlen als zuvor.
Um das Ansehen von BP zu erhöhen, geht der Vorstand auf eine globale PR-Tour. Politiker und Geschäftspartner auf vier Kontinenten wollen BP-Chef Tony Hayward und andere Topmanager des Konzerns in den nächsten Wochen besuchen. Während Verwaltungsratschef Carl-Henric Svanberg Europa übernimmt und Geschäftsführer Bob Dudley die USA, fliegt Hayward in der kommenden Woche nach China. Dort trifft er zunächst Politiker in Peking, bevor er beim Joint-Venture-Partner PetroChina für gute Laune sorgen will. Beide Konzerne betreiben im Irak das riesige Ölfeld Rumaila.
Danach ist dann eine Reise nach Brasilien geplant. Sechs Wochen vor der Explosion hatte BP dort den Kauf eines Tiefsee-Ölfelds für sieben Mrd. Dollar vereinbart. Es wäre der größte Zukauf, seit Hayward 2007 den Chefsessel bei BP übernommen hatte. Die brasilianische Regierung legte den Kauf nun auf Eis.
Erst Anfang der Woche war Hayward bereits nach Moskau geflogen, um dort den russischen Vizepremier Igor Sechin zu treffen. Der Termin wurde allerdings zum PR-Desaster. Irgendetwas hatte Sechin aber offensichtlich grundlegend falsch verstanden, denn er informierte mehrere Journalisten vor dem Treffen, Hayward würde zurücktreten und ihm seinen Nachfolger vorstellen.
Am Mittwoch reichten drei Tierschutzorganisationen in Washington Klage gegen BP ein. Bei Abfackeln der Ölschicht auf der Meeresoberfläche würden Schildkröten auf grausame Art und Weise getötet. „Diese unschuldigen Tiere, deren Lebensraum durch das Öl schon stark beschädigt wurde, werden auch noch bei lebendigem Leibe verbrannt“, erklärte Cathy Liss vom Animal Welfare Institute (AWI).
In Bochum und Hamburg demonstrierte derweil Greenpeace gegen die umstrittenen Tiefseebohrungen. Vor den deutschen Konzernzentralen der Ölkonzerne BP, Shell und ExxonMobil spannten Greenpeace- Aktivisten Transparente zwischen Bohrturm-Attrappen. Darauf stand geschrieben: „Raus aus der Tiefsee.“ Die Ölausbeutung in der Tiefsee sei nicht beherrschbar, sagte Greenpeace-Experte Jörg Feddern. Sie bedrohe Mensch und Natur und wirke sich im Unglücksfall verheerend auf das Meer und seine Bewohner aus.
An der Unfallstelle der Deepwater Horizon ist das Meer 1,5 Kilometer tief. Die extreme Entfernung zur Oberfläche und der unwirtlichen Bedingungen am Meeresgrund erschweren für die Techniker die Rettungsarbeiten an der defekten Bohrleitung.