Deutsche Banken haben in einer Simulation mehrere Krisen überstanden. Die Landesbanken könnten allerdings Probleme bekommen.

Die drei großen, aus Sicht der Finanzaufsicht systemrelevanten deutschen Banken, haben den europäischen Stresstest (CEBS) bestanden. Die Deutsche Bank, Rivale Commerzbank und die öffentlich-rechtliche Bayerische Landesbank (BayernLB) hätten die Untersuchungen ohne Probleme geschafft, hieß es in Finanzkreisen. Das bedeutet: Die Institute haben in einer Simulationsrechnung mehrere Krisenszenarien überstanden, ohne dass ihr Eigenkapital als Risikopuffer dabei die Quote von sechs Prozent unterschritten hat.

Damit habe sich bei allen drei Banken gezeigt, dass sie auch unter Krisenbedingungen ausreichend Eigenkapital zur Verfügung hätten, um schwierige Situationen zu überstehen, hieß es. Frankfurter Bankanalysten bezeichneten diese Nachrichten zwar nicht als überraschend, trotzdem aber als gut. Die Idee, die Stresstest zu veröffentlichen, könnte helfen, die nervösen Kapitalmärkte zu beruhigen, sagte Philipp Hässler von Equinet.

Allerdings gelten die Tests allenfalls als bedingt aussagekräftig. Dem Vernehmen nach wurde darin noch nicht untersucht, wie sich die Schieflage ganzer Staaten der Eurozone auf die Bankbilanzen auswirken. Die Geldhäuser müssten dann den Wertansatz der betroffenen Staatsanleihen in ihren Bilanzen reduzieren. Für einige Banken könnte das zu einem Problem werden. Dieses Risiko galt als einer der Gründe, warum sich Europas Spitzenpolitiker zunächst für die Rettung des Schuldensünders Griechenland und später für einen Euro-Rettungsplan stark gemacht hatten.

Um die Stresstests auf eine breitere Basis zu stellen, wird jetzt in Europa überlegt, die Untersuchungsbedingungen auszuweiten. Bundesbank-Chef Axel Weber und die Finanzaufsicht BaFin wollen sich daher heute zu Gesprächen mit Bankmanagern treffen. Zudem sollen nicht nur die Tests breiter werden, auch die Zahl der getesteten Banken soll steigen. In der nächsten Testrunde von EZB und europäischer Bankenaufsicht (CEBS) sollen deshalb so viele Kreditinstitute einbezogen werden, dass damit in etwa die Hälfte der Bilanzsumme des jeweiligen Landes an den Untersuchungen teilnehmen würde. In ganz Europa wären das rund 100 Banken, allein in Deutschland sind es insgesamt 15.

Experten hatten kritisiert, dass bislang nur die größten 25 Banken Europas getestet wurden. Spaniens Sparkassen aber, die mit ihren Problemen die Wirtschaft des Landes bedrohen, wurden nicht auf Herz und Nieren geprüft. Die meisten sind für sich genommen zu klein, um eine ernste Bedrohung für das europäische Finanzsystem darzustellen. Würde aber der gesamte Sparkassensektor wanken, wäre das für die Stabilität der Finanzbranche gefährlich.

Allerdings droht auch Deutschland aus diesen neuerlichen Tests Ungemach. Gerade die hiesigen Landesbanken mit ihrer schwachen Eigenkapitalausstattung könnten Probleme bekommen. Europaweit müsste sich die Politik dann darauf einrichten, die Geldhäuser mit weiteren Steuermilliarden zu stützen. Das ist eine Aussicht, die bei den betroffenen Bundesländern nicht für Begeisterung sorgen dürfte.

Unterdessen scheint sich zumindest die Kreditversorgung für Deutschlands Unternehmen entspannt zu haben. Nur noch ein Drittel der deutschen Firmen schätzen die Kreditvergabe hiesiger Banken als restriktiv ein, berichten Experten vom Ifo-Institut. Das ist so wenig, wie seit Beginn der Finanzkrise nicht. „Seit einem halben Jahr lockern die Banken sukzessive die Zügel bei der Kreditvergabe“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Nur der Kreditmediator Hans-Joachim Metternich sieht das anders. „Das ist jetzt die Ruhe vor dem Sturm“, warnte er. Mit dem Aufschwung bräuchten mittelständische Firmen wieder mehr Geld. Noch sei nicht klar, wie die Banken das bewältigen würden. Allerdings gilt Metternich nicht als ganz uneigennützig, wenn er so etwas sagt. Der Kreditmediator ist von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) eingesetzt worden, um Unternehmen zu helfen, wenn sie von ihren Banken kein Geld mehr bekommen. Angeblich rund 200.000 Euro bekommt er für den Posten im Jahr. Wenn Metternich keine Gefahr mehr für die Firmen sähe, könnte er Amt und damit Salär gleich aufgeben.

Quelle: Welt Online