Die Zahl der Vermögenden ist weltweit wieder auf dem Niveau von 2007 – Konzentration des Reichtums nimmt zu.

Die Finanzkrise hat auch unter den Reichen dieser Welt manche Opfer gefordert. Madeleine Schickedanz verlor ihr Karstadt-Quelle-Imperium, Tausende Angehörige der amerikanischen High Society wurden von Bernard Madoff um ihr Geld gebracht und der schwäbische Großindustrielle Adolf Merckle warf sich sogar vor einen Zug, nachdem er sich verspekuliert hatte.

Doch so dramatisch die Einbrüche beim finanziellen Vermögen für viele auch waren, so schnell ging es für die meisten auch wieder bergauf. Mit dem Ergebnis, dass diese Bevölkerungsgruppe – konkret: die Vermögenden mit einem Besitz von mehr als einer Million Euro – die Krise heute schon wieder überwunden hat. Dies ist zumindest das Ergebnis des aktuellen World Wealth Report, des weltweiten Vermögensberichts, der alljährlich vom Vermögensverwalter Merrill Lynch / Bank of America und den Unternehmensberatern von Capgemini veröffentlicht wird.

„Sowohl die Zahl der Vermögenden als auch deren Besitz befinden sich fast wieder auf dem Niveau von vor der Krise“, sagt Klaus-Georg Meyer, Vize-Chef von Capgemini in Deutschland. So wuchs die Gruppe der Dollar-Millionäre im vergangenen Jahr wieder auf zehn Millionen Personen weltweit. Das sind 17,1 Prozent mehr als im Vorjahr und praktisch genau so viele wie 2007, als 10,1 Millionen Menschen weltweit dazu gehörten. Im Krisenjahr 2008 war die Gruppe dagegen drastisch geschrumpft, was aber nur eine vorübergehende Erscheinung war, wie sich nun herausstellt.

Auch das Vermögen dieser zehn Millionen Menschen ist fast wieder auf dem Niveau, das es bereits 2007 erreicht hatte. Damals besaßen sie 40,7 Billionen Dollar, Ende 2009 waren es schon wieder 39 Billionen und aufgrund der Entwicklung der vergangenen Monate kann man davon ausgehen, dass inzwischen das Niveau von 2007 mindestens erreicht, vielleicht sogar schon wieder übertroffen wurde.

Allerdings hat die Krise durchaus zu Verschiebungen innerhalb der Gruppe der Millionäre geführt. Ein Ergebnis ist, dass die Vermögen noch stärker konzentriert sind als bereits zuvor. So befinden sich von den 39 Billionen Dollar, die im Besitz der Vermögenden dieser Welt sind, wiederum 35,5 Prozent in den Händen einer kleinen Gruppe von 93.000 Superreichen, die jeder für sich ein Vermögen von mehr als 30 Millionen Dollar ihr Eigen nennen. Deren Anteil am Kuchen ist damit gegenüber dem Vorjahr um fast einen Prozentpunkt gestiegen (2008: 34,7 Prozent). Dies liegt daran, dass sie ihr Vermögen überdurchschnittlich stark vermehren konnten.

Darüber hinaus hat es auch Verschiebungen zwischen den Weltregionen gegeben. So sind die Vermögen der Reichen Europas und Nordamerikas durchaus noch ein Stück vom Vorkrisenstand entfernt. Ganz anders dagegen in Asien und Lateinamerika – dort liegen sie teilweise schon wieder deutlich über dem Niveau von 2007. Hierfür ist die unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung verantwortlich.

Während beispielsweise die Volkswirtschaften von Deutschland, Großbritannien und Japan im vergangenen Jahr um jeweils rund fünf Prozent schrumpften und während auch die USA ein Minus von 2,4 Prozent auswies, wuchs Chinas Bruttoinlandsprodukt im selben Zeitraum um fast neun Prozent, trotz Krise. Indien legte um knapp sieben Prozent zu, Brasilien verlor mit 0,2 Prozent nur leicht.

„Die Region Asien/Pazifik hat daher bei der Zahl der Vermögenden nun erstmals Europa eingeholt, beim Vermögensstand sogar überholt“, sagt Capgemini-Mann Meyer. So stieg die Zahl der Reichen allein in China um knapp ein Drittel auf rund 477.000, in Indien sogar um 50 Prozent auf fast127.000.

In Brasilien wuchs die Gruppe der Millionäre zwar nur um knapp zwölf Prozent. Dies hat jedoch einen besonderen Grund, denn in dem südamerikanischen Land liegen unglaubliche 87 Prozent des Vermögens dieser Gruppe in den Händen einer kleinen Zahl von Superreichen mit einem Besitz von jeweils mehr als 30 Millionen Dollar. Das Vermögen ist hier also besonders stark in wenigen Händen konzentriert, so dass es für andere auch schwerer ist, neu in das Milieu der Reichen vorzustoßen.

Die Studie zeigt schließlich auch, dass die deutschen Millionäre offenbar relativ gut durch die Krise gekommen sind. Ihre Zahl wuchs von 810.000 im Jahr 2008 auf nunmehr 861.000 und liegt damit sogar schon über dem Wert von 2007, als rund 833.000 Menschen zu dieser Gruppe gehörten. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die Deutschen ihr Geld traditionell weniger stark an den Börsen investieren, viele Vermögende haben ihren Besitz vielmehr in Immobilien stecken, deren Wert hierzulande kaum unter der Krise gelitten hat.

Ganz anders sah dagegen beispielsweise die Entwicklung in Hongkong aus. Dort verdoppelte sich 2009 zwar die Zahl der Millionäre, im Jahr zuvor war sie dafür aber um über 60 Prozent zurückgegangen, so dass sie selbst jetzt noch rund 20 Prozent unter dem Stand von 2007 liegt. Hier schlugen die Wertverluste am Immobilienmarkt und an der Börse voll durch.

Deutschland ist daher auch immer noch das Land mit den drittmeisten Millionären weltweit, hinter den USA und Japan, auf Rang vier folgt dann China. Dort ist die Zahl der Millionäre zwar erst etwa halb so groß wie in Deutschland. Allerdings wächst ihre Zahl seit Jahren rasant, seit 2003 legte sie um zwei Drittel zu, während sie in Deutschland nur um rund 15 Prozent zunahm. Daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Reich der Mitte Deutschland auch bei der Zahl der Millionäre überholt.

Quelle: Welt Online