Der Druck wächst: BP-Chef Hayward hat einen wichtigen öffentlichen Auftritt in London abgesagt. Derweil klagt die Industrie gegen das Bohrverbot.

Es sollte sein erster öffentlicher Auftritt in London seit der Explosion der Bohrinsel Deepwater Horizon vor 64 Tagen werden. Auf dem Programm des World National Oil Companies Congress war BP-Chef Tony Hayward am heutigen Dienstagmorgen als zweiter Redner angekündigt. 20 Minuten wollte er über die „Schlüsselfunktionen und Verantwortung der internationalen Ölkonzerne in Zeiten der Unsicherheit“ reden. Der mögliche Ausgang des Auftritts wurde Hayward dann offenbar selbst zu unsicher. Nachdem er wegen eines Segeltrips am Wochenende schon genug Prügel einstecken musste, wolle er sich jetzt lieber wieder der Ölpest im Golf von Mexiko kümmern. Ein BP-Sprecher teilte mit, Haywards voller Terminplan lasse keine Zeit für den Kongress.

Neue Anschuldigungen setzten den Konzernchef zusätzlich unter Druck. Tyrone Benton, ein ehemaliger Arbeiter auf der gesunkenen Deepwater Horizon, beschuldigte den Konzern, bei den Sicherheitsvorkehrungen geschlampt zu haben. Benton sagte der BBC, er habe BP und den Plattformbetreiber Transocean Wochen vor dem Unfall gewarnt, der Blowout Preventer (BOP) habe ein Leck. Weil dieser BOP versagte, konnte die Explosion der Bohrinsel jedoch erst passieren. Ein BOP besteht aus zahlreichen hintereinander geschalteten Ventilen. Bei Überdruck sollen sie das Bohrloch abdichten.

Laut Benton ignorierten BP und Transocean seine Warnungen. Um das Loch zu reparieren, hätte die Ölförderung unterbrochen werden müssen. Die hohen Ausfälle wollten die Konzerne offenbar vermeiden.

Gegen Ausfälle anderer Art klagt die Ölindustrie. US-Präsident Barack Obama hatte im Mai Tiefseebohrungen in US-Gewässern für mindestens sechs Monate verboten. Mehr als ein Dutzend Ölfirmen wollen das Moratorium nun gerichtlich kippen. „Die unkontrollierte Machtbefugnis der Regierung hat die gesamte Industrie lahmgelegt“, sagte Carl Rosenblum, der als Anwalt die Ölkonzerne vertritt. 46?000 Jobs sind laut Branchenzahlen wegen des Arbeitsverbots in Gefahr. Richter Martin Feldman versprach, bis Mittwoch zu entscheiden, ob das Förderungsverbot vorübergehend aufgehoben wird.

Quelle: Welt Online