Shopping Clubs verdienen mit überschüssiger Markenware im Netz Millionen. Davon will auch der Otto-Konzern profitieren.

In einigen Wochen prangen wieder die dicken Prozentzeichen in den Schaufenstern der großen Einkaufstraßen. Beim Sommerschlussverkauf können Schnäppchenjäger dann günstig Schuhe, Mode und Accessoires kaufen. Wer so lange nicht warten will, kann seine neue Lieblingshose schon jetzt zum Vorzugspreis im Internet bestellen. Denn im Netz bieten so genannte Shopping Clubs unabhängig von den typischen Schlussverkaufszeiten gleich mehrere Hundert Sonderverkäufe mit Nachlässen von bis zu 70 Prozent für Markenware.

Führender Anbieter in Deutschland ist die Berliner Internet-Plattform Brands4Friends. Vorerst noch. Denn der Versandhandelsriese Otto will in den kommenden Monaten kräftig in das noch junge Geschäftsfeld investieren und mit seiner Tochtergesellschaft Limango die Marktführerschaft übernehmen.

Eine Million Mitglieder hat die bisherige Nummer drei bislang. In einem Jahr sollen es schon zwei Millionen sein, bis Ende 2012 vier Millionen. „Das Marktpotenzial ist enorm“, sagt Sven van den Bergh, einer der drei Gründer und Geschäftsführer von Limango WELT ONLINE. „Mode im Internet boomt. Und wir stehen immer noch am Anfang unserer Entwicklung“, begründet der Manager seine Zuversicht.

Umsätze der Shopping Clubs explodieren

Tatsächlich sind die Umsätze der Shopping Clubs in den vergangenen Jahren regelrecht explodiert. Branchenexperten schätzen die Erlöse von Limango, Brands4Friends und Vorreiter Vente Privee auf zusammen mehrere Hundert Millionen Euro. Neben Otto zieht es daher auch große Online-Händler wie Amazon und Ebay in dieses Segment, das van den Bergh als "digitale Resterampe" charakterisiert.

Ähnlich wie in Outlet-Centern verkaufen Markenhersteller dort Überproduktionen und Saisonartikel. Damit ist schneller Platz für die neuen Kollektionen. An den Verkaufsaktionen, die meist sehr kurzfristig angekündigt werden und nur wenige Tage dauern, dürfen nur registrierte Mitglieder teilnehmen. Die Anmeldung dazu ist kostenlos und die Bedingungen sind meist wenig restriktiv.

Limango verschickt mittlerweile rund 100.000 Pakete im Monat. Im Angebot hat die Otto-Tochter Mode und Schuhe von insgesamt 380 Partnern, darunter Tom Tailor, Timberland und Vero Moda, dazu Calida, Lee und Levi's oder Geox und Gabor. „Wir konzentrieren uns auf klassische und beliebte Massenmarken“, sagt van den Bergh. Und auf Frauen. Existierte bislang auch Kinder- und Herrenmode, soll es künftig ausschließlich Damenoutfits geben.

Sven van den Bergh will Limango dadurch noch attraktiver für die Markenhersteller machen, auch um Exklusivverträge mit ihnen zu bekommen. Denn aus seiner Sicht funktioniert das Geschäftsmodell, ein eingeschränktes Angebot zu niedrigen Preisen zu verkaufen, auf Dauer nur, wenn auch die Relevanz der Produkte stimmt.

Für zusätzlichen Rückhalt sorgt die Partnerschaft mit der Otto-Gruppe. Trotzdem will Limango nicht der Restverkaufskanal für den Hamburger Handelsriesen, der morgen seine Bilanz präsentiert, sein. „Das ist nicht der Fall und für die Zukunft auch nicht geplant“, sagt van den Bergh.

Trotzdem profitiere auch die Otto Gruppe, die mittlerweile die komplette Logistik für Limango abwickelt, von dem Zukauf vor rund eineinhalb Jahren. „Wir erreichen diejenigen Kundengruppen, die Otto über den Versandhandel nicht mehr erreicht“, sagt der Manager. Und bevor diese Kundengruppen bei der Konkurrenz landen, bedient sie Otto lieber über Umwege, heißt es aus Hamburg.

Quelle: Welt Online