Immer und überall online: Apple hat mit dem iPhone vorgemacht, wie man das Internet ins Handy packt. Nun rüstet die gesamte Branche zum Gegenschlag. Samsung, LG, HTC oder Sony Ericsson setzen dabei auf das Betriebssystem von Google. Der Vorteil: Für den Verbraucher dürfte es erheblich günstiger werden.

Für zehn Euro das ganze Internet in der Hand. Für nur zehn Euro monatlich bieten Mobiltelefon-Gesellschaften inzwischen eine Internet- und Daten-Flatrate für Smartphones an. Smartphones sind Handys, die ein paar Zentimeter größer sind, aber dafür einen Mini-Computer mit Internetverbindung, E-Mail, Wetterbericht, der Online-Tageszeitung, Onlinebanking, Alles-was-man-will eingebaut haben. Die ganze Welt, das ganze www in der Hosentasche, und in den meisten Fällen auch noch GPS-Navigation mit dazu.

Bislang hatte die Sache zwei Haken: Die Angelegenheit war erstens nicht ganz billig und zweitens gab es mit Apple und seinem iPhone nur eine Firma, deren Internet-Computer für die Hosentasche überzeugend funktionierte. Natürlich will Apple sein extrem erfolgreiches Kleincomputer-Betriebssystem mit keinem Konkurrenten wie Nokia, Sony Ericsson oder Motorola teilen. Das iPhone war und ist deshalb der Platzhirsch auf dem Markt, alle übrigen gingen nahezu leer aus. Bis jetzt. Jetzt gibt es eine neue Lage, weil die Suchmaschinenfirma Google ein ebenfalls tüchtiges Betriebssystem für Smartphones entwickelt hat - es heißt Android. Dieses Android macht einen ganz erheblichen Unterschied: Google stellt es allen und jedem Handy-Hersteller zur Verfügung.

Das schlägt jetzt durch - immer mehr Hersteller bieten Android-Telefone an. In den ersten Wochen des Jahres 2010 dürften knapp 20 Modelle auf dem Markt sein. Dieses Android Taschencomputer-Betriebssystem ist eine Erfolgsgeschichte. Es hat seit seinem Start im Oktober 2008 auf Anhieb einen Marktanteil von knapp vier Prozent erreicht. Die Zugriffe von Android-Geräten auf das Internet stiegen seit April 2009 fast um das Sechsfache. In den USA belegen Android-Handys schon 20 Prozent des mobilen Datenverkehrs. Im April waren es noch 7 Prozent.

Weitere Konkurrenten, die mit den Betriebssystemen von Apple und Google im Rennen liegen, wie etwa Symbian und Windows Mobile, büßen dagegen mehr und mehr Marktanteile ein. Alle Hersteller müssen sich jetzt daran messen lassen, ob man mit ihrem hauseigenen Betriebssystem genauso bequem im Internet surfen kann wie mit Apple- oder Google-Phones.

Im Prinzip ist diese Schlacht auch schon entschieden. Bei der Web-Nutzung liegt das iPhone mit 50 Prozent vorn, gefolgt von Nokias Symbian-System (25 Prozent) und Android (11 Prozent). Blackberry kommt auf 7 Prozent, Windows mobile auf drei, Palm OS auf ein Prozent. Es ist ziemlich klar, dass Apple und Google den Kuchen bald unter sich aufteilen werden. Grund für das enorme Wachstum des Android-Betriebssystems sind die Schwächen seiner Mitbewerber. Symbian, eine Nokia-Tochter, funktioniert mit der neuesten Version zwar auch bei Touchscreen-Bildschirmen, doch ältere Programme laufen darauf nicht einwandfrei. Bei Windows Mobile ist das Angebot an Applikationen unausgereift.

Das Betriebssystem Android steht dagegen blendend da. Mit dem Motorola-Smartphone Milestone kam kürzlich das erste Telefon mit der dritten, stark verbesserten Android-Version (2.0, "Eclair") auf den deutschen Markt, und den nächsten großen Schub könnte das Betriebssystem Android erfahren, wenn Google unter die Geräteanbieter geht und vermutlich in wenigen Wochen sein erstes eigenes Smartphone verkauft, mit dem Betriebssystem Android natürlich. In dieses wie in jedes andere Android-Gerät ließe sich dann auch die SIM-Karte eines beliebigen Mobilfunk-Anbieters hineinschieben. Also auch die Daten-Flatratekarte für 10 Euro.

Wenn Google allerdings mit einem eigenen Gerätemodell (das gPhone oder Nexus one heißen könnte) und gleichzeitig auch noch als Anbieter des Gerätebetriebssystems Android aufträte, könnte es schwierig werden für das Unternehmen. Denn Google müsste dann sowohl auf die konkurrierenden Gerätehersteller Rücksicht nehmen als auch auf die Mobilfunknetz-Betreiber. Handy-Hersteller wie HTC (der auch das Google-Smartphone baut) hätten ein großes Interesse daran, derart hochwertige und teure Geräte wie Smartphones selber zu verkaufen.

Eine andere Konfliktlinie verläuft zwischen Google und den Mobilfunk-Anbietern wie etwa Vodafone oder O2. Google kommt ihnen mit dem Gratis-Telefondienst Google Voice mächtig in die Quere. Nutzer von Google Voice erhalten eine kostenfreie Rufnummer, die keine Ortsvorwahl benötigt und unabhängig von einem Mobilfunk-Betreiber ist. Unter dieser Nummer ist der Nutzer überall - mobil, zu Hause und im Büro - erreichbar. Ein Voicemail-Dienst übersetzt ankommende Sprach- in Textnachrichten, die auf dem Handy (als SMS) oder auf dem Heimcomputer abgerufen werden können. Der Dienst ist allerdings fürs erste nur in den USA verfügbar.

Das Marktforschungsunternehmen IDC hat errechnet, dass momentan 450 Millionen Menschen weltweit das mobile Internet nutzen, und 1,6 Milliarden das stationäre Internet am PC zu Hause am Schreibtisch. Das Institut erwartet jedoch, dass bis zum Jahr 2013 die Zahl der mobilen Internet-Nutzer auf eine Milliarde steigen werde.

Quelle: Welt Online