Bei der isländischen Kaupthing-Bank kommen immer mehr pikante Details ans Licht: Das Institut soll noch kurz vor seinem Zusammenbruch riesige Kredite teilweise ohne Sicherheiten an eigene Großaktionäre sowie deren Geschäftsfreunde ausgezahlt haben. Das Nachsehen hatten deutsche Kunden.
Wie die Zeitung "Fréttabladid“ berichtete, erhielten allein die fünf wichtigsten Kreditnehmer aus dieser Gruppe umgerechnet fünf Milliarden Euro. Das entspricht einem kompletten Staatshaushalt auf der Atlantikinsel mit 320.000 Einwohnern.
Am Wochenende hatte der Internetdienst www.wikileaks.org eine streng vertrauliche interne Schuldnerliste veröffentlicht, die von Kaupthing selbst zwei Wochen vor dem Zusammenbruch der drei größten isländischen Banken Anfang Oktober zusammengestellt worden war. Danach hatte allein die Finanzgruppe Exista, Kaupthings bis dahin größter Einzelaktionär, zusammen mit einem eigenen Großaktionär 450 Millionen Euro Schulden bei der Bank.
Ein einzelnes Exista-Aufsichtsratsmitglied wird in der Liste mit Krediten über eine Milliarde Euro geführt. Kaupthing kam auch in Deutschland in die Schlagzeilen, weil hier 300.000 Kunden über ein halbes Jahr auf die Freigabe ihrer Guthaben über insgesamt 300 Millionen Euro warten mussten.
Islands drei führende und im Herbst 2009 zwangsverstaatlichten Banken haben dem Land Schulden über das Zehnfache eines Bruttonationalproduktes hinterlassen. Neben der von einem rpt einem auf jetzt knapp zehn Prozent gestiegenen Arbeitslosigkeit gehören auch die weitgehende Entwertung der Landeswertung Krone und zweistellige Zinsen zu den Folgen der von den Banken ausgelösten Krise auf Island. Die Regierung hat im Juli die Aufnahme der Inselrepublik in die EU beantragt.