Politischer Protest: Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner will ihr Facebook-Profil löschen. Das gab sie nach einem Treffen mit dem US-Unternehmen bekannt.

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) wird ihre Mitgliedschaft beim Internet-Netzwerk Facebook beenden. Dies teilte sie am Donnerstag nach einem Treffen mit einem Vertreter des Konzerns in Berlin mit. Sie könne und wolle nicht akzeptieren, dass ein führendes Unternehmen gegen Datenschutzrecht verstoße und die Privatsphäre seiner Mitglieder in weiten Teilen ignoriere.

Aigner hatte sich Anfang April in einem offenen Brief an den Chef des US-Unternehmens, Mark Zuckerberg, gewandt und gegen die Pläne des Netzwerks protestiert, künftig Nutzerdaten automatisch an Dritte weiterzugeben. Daraufhin hatte Facebook vor einer Woche mehr Kontrolle für Nutzer über ihre persönlichen Daten versprochen. Diese Bemühungen hatte Aigner als einen „ersten Schritt in die richtige Richtung“ bezeichnet, der aber bei weitem nicht ausreiche.

Helfen wird das kaum, denn die Daten sind längst im Netz. Das Netz vergisst nichts und selbst die Spuren längst vergessener, mehr als zehn Jahre alter Internetausflüge sind mitunter noch präsent.

Wer nach Informationen über sich selbst sucht, erlebt mitunter Überraschungen: Dutzende Fundstellen listen Beruf, Alter, Wohnanschrift, private Hobbies, Forenkommentare oder Bilder auf. Die meisten der später womöglich heiklen Daten haben Surfer unbedacht selbst preisgegeben und längst vergessen.

Diese Daten zu löschen ist aufwendig – und der Versuch, die Hoheit über die eigenen Daten zurückzuerobern, ist nur selten von Erfolg gekrönt. „Wenn es innerhalb der EU noch eine gewisse Chance gibt, Daten zu löschen, wird es außerhalb recht schwer“, sagt Falk Lüke, Internetexperte des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Denn der Anspruch auf Löschung ist eine Sache; eine andere ist, ihn auch durchzusetzen.

Private Informationen über Suchmaschinen finden

Die erste Hürde ist, die im Netz umherschwirrenden personenbezogenen Daten mit der Hilfe von Suchmaschinen zu finden. „Man sollte nicht nur mit Google suchen, sondern etwa auch Yahoo oder die Suchmaschine Bing probieren“, rät Holger Bleich, Onlineexperte des Computermagazins „c't“.

Meta-Suchmaschinen wie Metager nutzen sogar gleich rund zwei Dutzend weitere Suchmaschinen für das Aufspüren und bieten entsprechend mehr Treffer. Weitere Dienste wie etwa Yasni haben sich zudem auf Personensuche spezialisiert.

Nicht alle Daten lassen sich löschen

Wer unvorteilhaft wirkende Daten löschen will, muss sich dann zunächst an den Betreiber der Seite wenden und auf der Löschung bestehen. Weigert sich der Webmaster, einen alten Foreneintrag vom Netz zu nehmen, hilft allenfalls der Weg zum Anwalt. Auch Suchmaschinen selbst speichern teils Kopien von Inhalten – dann müssen sich Nutzer direkt an diese wenden, um eine Löschung zu erreichen.

Viele persönliche Daten hinterlassen Nutzer meist bei sozialen Netzwerken. Deutsche Dienste unterliegen dem hiesigen Datenschutzrecht. Dort müssen Nutzer ihre Daten explizit freigeben, wenn sie sichtbar sein sollen. Wird der Account gelöscht, verschwinden auch die meisten Daten. Beiträge auf digitalen Pinnwänden bleiben indes erhalten, der Name des Verfassers wird jedoch anonymisiert. Freilich hilft alles nichts, wenn ein Internet-Freund vorher Daten kopiert und andernorts ins Netz stellt.

Besonders schwer ist es aber, bei ausländischen sozialen Netzwerken oder Foren Daten zu löschen. „Die reagieren sehr träge, wenn überhaupt“, sagt „c't“-Experte Bleich. Bei Facebook etwa sind die Standard-Datenschutzeinstellungen sehr locker, der Nutzer muss sie von Hand verschärfen. Auch lassen sich zwar Profile löschen, doch die dahinter stehenden Daten bleiben oft erhalten.

Spezialisten bieten Rechts- und Onlinehilfe

Längst haben sich Internetfirmen drauf spezialisiert und bieten gegen Bares die bequeme Löschung missliebiger Daten an. „Das hilft aber nicht viel, denn die Unternehmen haben nicht viel mehr Möglichkeiten als jeder Privatmann“, sagt Bleich. Beauftragen sie einen Rechtsanwalt, kann das deutlich teurer werden, als wenn Internetnutzer selbst die Arbeit übernehmen.

Als Zusatzservice wird oft noch ein sogenanntes Reputationsmanagement angeboten. Dabei werden positive oder neutrale Daten über eine Person ins Internet geladen und so optimiert, dass sie bei Suchmaschinen ganz vorn auftauchen. Sie sollen missliebige Einträge nach hinten verdrängen und scheinbar verstecken.

Die beste Vorsorge gegen unvorteilhafte Einträge oder peinliche Bilder kann jeder selbst treffen: Gesunder Menschenverstand und ordentliches Benehmen im Internet bieten eine Garantie für eine blütenweiße Online-Reputation.

Quelle: Welt Online