Es gibt nicht nur Farmville: Für Online-Netzwerke wie Facebook und StudiVZ gibt es eine ganze Reihe von nützlichen und kostenlosen Erweiterungen.

Bei „Farmville“ Gemüse anbauen oder bei „Brain Buddies“ die grauen Zellen trainieren – solche Minispiele in sozialen Netzwerken sind für viele Nutzer sozusagen das Salz in der Suppe. Kurze Ladezeiten und eine einfache Bedienung bringen schnellen Spaß für zwischendurch. Doch das Angebot an Zusatzprogrammen ist nicht auf Spiele-Fastfood begrenzt: Es gibt auch einige nützliche Applikationen – man muss allerdings ein wenig nach ihnen suchen.

Kontakte knüpfen, sich austauschen und präsentieren – das sind die ursprünglichen Funktionen von Facebook, StudiVZ oder Lokalisten. Doch viele nutzen die Netzwerke immer mehr auch zur Unterhaltung. Bei Facebook ist dieser Wandel besonders deutlich: Seit Einführung von „Farmville“ im Juli 2009 boomt dort der Markt der sogenannten Social Games. Gut 65 Millionen Mitglieder weltweit sind täglich allein bei diesem Spiel aktiv, teilt dessen Entwicklerfirma Zynga mit. Diese Spielchen laufen als Applikationen – auch Apps genannt.

Nach dem „Farmville“-Erfolg rüstete die deutsche Konkurrenz nach: Die VZ-Gruppe startete ihren Applikationsbereich im Dezember 2009. „Insgesamt wurden die Apps bereits 14 Millionen Mal installiert“, sagt Sprecher Dirk Hensen. Und auch soziale Netzwerke wie lokalisten.de oder wer-kennt-wen haben mittlerweile Zusatzprogramme im Angebot. Doch während die VZ-Gruppe zuletzt nur über 60 Applikationen verfügte, ist die Anzahl bei Facebook nahezu unüberschaubar. Nutzer können aus mehreren Tausend Apps auswählen.

Und diese Apps können den Nutzern gute Dienste für den Alltag leisten. Sie haben nur einen Haken: „Es gibt noch nicht viele nützliche Applikationen für soziale Netzwerke“, beklagt Dominik Hoferer von der Zeitschrift „Chip“ in München. „Standard sind bisher nur Umfragen oder Kalenderfunktionen.“ Anspruchsvolle müssen das Angebot schon genauer durchforsten – und könnten dann zum Beispiel auf einige Apps stoßen, die ihnen das Installieren weiterer Programme auf dem Computer ersparen.

So können Nutzer beispielsweise mit „Picnik“ bei Facebook online eigene Bilder bearbeiten: Einfache Farbkorrekturen, Zuschneiden oder das Entfernen roter Augen beherrscht das Tool bereits. „Mit der Applikation ,Fileshare' können Nutzer Dateien tauschen“, sagt „Chip“-Redakteur Hoferer. Mit dem Programm „Files“ wiederum lässt sich eine virtuelle Festplatte mit bis zu einem Gigabyte Kapazität einrichten. Die Applikation „Roomster“ hilft Wohnungssuchenden und Anbietern, sich vor einem ersten Treffen ein Bild des Gegenübers zu machen – leider gibt es das Angebot bisher nur in den USA, Kanada und Großbritannien. Bei „Zimride“ bietet Facebook eine Mitfahrzentrale, bei der man sich vor der gemeinsamen Fahrt beschnuppern kann.

Bei ihren Applikationen setzen die Netzwerke auf das Open-Source-Konzept: Theoretisch kann jeder Apps dafür erstellen und schnell verbreiten – vorausgesetzt, man verfügt über Kenntnisse in JavaScript. Auch Unternehmen entdecken zunehmend das Marketing-Potenzial. „Der Erfolg einer App ist dabei weniger vom Budget als von einer guten Idee abhängig“, betont Jens Doka, Geschäftsführer von lokalisten.de. „Mit einer clever gemachten App kann mit einem vergleichsweise geringen Budget ein Maximum erreicht werden“, sagt Doka.

Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die seit April erhältliche App „Langenscheidt Audio-Sprachkurs Englisch“. Sie stattet Facebook-Nutzer alle zwei Tage mit einem Audiokurs inklusive Vokabeln und Grammatik aus. Das Angebot ist für Facebook-User gratis, gleichzeitig nutzt es der Marke Langenscheidt.

Für die Zukunft ist zu erwarten, dass die Zahl nützlicher Apps zunimmt. Das wäre besonders bei kollaborativen Werkzeugen, die etwa das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten ermöglichen, zu begrüßen, so Hoferer. StudiVZ stößt als eines der ersten Netzwerke in diese Richtung vor: Mit dem „Netviewer Konferenzkasten“ bietet das Portal seit April die Möglichkeit, Konferenzen mit bis zu zehn Teilnehmern abzuhalten.

Aber: Besonders bei Apps von Dritten, hinter denen also nicht die Netzwerk-Betreiber stehen, ist Vorsicht geboten, sagt Susanne Dehmel vom IT-Verband Bitkom in Berlin: „Wenn ich eine Anwendung hinzufüge, ist das wie das Hinzufügen eines Freundes: Die App kann meine Daten einsehen.“

Quelle: Welt Online