Laut einer Umfrage vom Marktforschungsinstitut Forsa schätzen Bauherren sichere Kapitalanlagen. Vor allem der niedrige Zinssatz reizt viele, den Schritt zum eigenen Heim zu wagen. Ein wichtiger Pluspunkt für den Eigenheimbau ist für fast alle Befragten die Sicherheit, im Alter mietfrei und vor Kündigung geschützt zu sein.

Beim Kauf eines Eigenheims sind rationale Überlegungen wichtiger als emotionale Motive. Dies hat eine Umfrage ergeben, die vom Marktforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Allianz-Konzerns Mitte März durchgeführt wurde. Befragt wurden dabei 1000 Eigenheimbesitzer sowie angehende Bauherren - Personen, die innerhalb der nächsten Jahre in die eigenen vier Wände ziehen möchten. Demnach folgen rund drei Viertel der Befragten vorrangig der Vernunft, wenn sie sich für ein eigenes Zuhause entscheiden.

Die aktuelle Situation an den Finanzmärkten spielt dabei eine zunehmende Rolle. Dabei reizt die künftigen Bauherren aber auch, wie bei Banken und Sparkassen zu hören ist, vor allem das gegenwärtig niedrige Zinsniveau.

Ausschlaggebend für den Eigenheimbau ist laut Allianz der Aspekt, in der eigenen Immobilie im Alter mietfrei zu wohnen (95 Prozent). Ebenso wichtig ist den Befragten die Aussicht, im Eigenheim vor Mieterhöhungen oder Kündigung sicher zu sein. Neun von zehn Befragten entscheiden sich für das Eigenheim, "weil man in den eigenen vier Wänden tun und lassen kann, was man will." Gleiches gilt für den Wunsch, "der Familie ein eigenes Nest zu bieten." Die Mehrheit derer, die ein Eigenheim erworben haben, würde dies "wahrscheinlich" (24 Prozent) oder "auf jeden Fall" (65 Prozent) wieder tun, ergab die Forsa-Umfrage.

Rund drei von vier Befragten nennen die individuelle Beratung durch einen Finanzierungsexperten "wichtig" oder gar "sehr wichtig". Der Beratungsbedarf hat damit zugenommen, vor allem bei Frauen und jüngeren Interessenten. Heute sagen laut Umfrage 73 Prozent derjenigen, die in nächster Zeit den Kauf eines Eigenheims planen, dass sie den Rat eines Finanzierungsexperten einholen wollen. "Angesichts wirtschaftlicher Krisen sind die Konsequenzen finanzieller Entscheidungen längst nicht mehr so leicht zu kalkulieren wie früher", sagt Kai Fischer, Bereichsleiter Baufinanzierung bei der Allianz Leben. "Grundsätzlich ist die eigene Immobilie eine der sichersten Kapitalanlagen überhaupt", sagt Fischer.

Der Zinssatz für ein Darlehen sei durch die Krise gegenwärtig so niedrig wie seit Jahren nicht mehr. Bei einem Kredit mit 10-jähriger Laufzeit liege das Zinsniveau im Augenblick bei durchschnittlich vier Prozent - nur knapp einen halben Prozentpunkt unter dem historischen Tiefstwert vom Herbst 2005. Fischer: "Das spüren auch wir: Unser Neugeschäft ist im ersten Quartal dieses Jahres um über 40 Prozent gestiegen."

Für drei von vier Befragten ist die Höhe der Zinsen "sehr wichtig". "Die derzeit historisch niedrige Zinsphase ist günstig, um sich die aktuellen Zinsen langfristig zu sichern", sagt Fischer. Wie lange sich die Niedrigzinsen sichern lassen, ist jedoch nur wenigen bekannt: Lediglich jeder fünfte Immobilienbesitzer oder -planer weiß, dass sich die Zinsbindung bei manchen Anbietern bis zu 25 Jahre festschreiben lässt. Die Mehrheit tippt auf eine maximal mögliche Zinsgarantie von bis zu zehn Jahren. Langfristig günstige Zinsen sind den Befragten wichtiger als kurzfristige Zinsschnäppchen.

Entscheidend beim Abschluss einer Immobilienfinanzierung ist für neun von zehn Befragten demnach nicht der niedrigste Zinssatz, sondern die Aussicht, sich durchschnittlich niedrige Zinsen für einen längeren Zeitraum zu sichern. "Kleine Zinsunterschiede über die gesamte Laufzeit einer Immobilienfinanzierung können am Ende große Kostenunterschiede ausmachen", sagt Fischer. Dasselbe gelte für die Zinsbindung. Eine um derzeit 0,40-Prozent-Punkte höhere Zinskondition über 25 Jahre festgeschrieben könne viel günstiger sein als ein aktueller Tiefzins, der nur für eine Laufzeit von zehn Jahren garantiert wird.

Bei einer Darlehenssumme von 150 000 Euro (80 Prozent Finanzierung) und einem Zinssatz von 4,40 Prozent beträgt die Gesamtbelastung für den Bauherren nach 25 Jahren 249 433 Euro, rechnen die Allianz-Experten vor. Bei einem zehnjährigen Darlehen zu 4,0 Prozent und einem folgenden Darlehen über 15 Jahre mit 5,50 Prozent beträgt die Mehrbelastung 8808 Euro.

Wohneigentum scheint für Deutsche unter 30 Jahren jedoch noch wenig interessant zu sein: Knapp 90 Prozent der Immobilieninteressenten, die an einer Umfrage von Interhyp und ImmoScout24 teilgenommen haben, waren 30 Jahre oder älter. In jungen Jahren würden andere Prioritäten gesetzt als über langfristige finanzielle Investments nachzudenken, heißt es zur Begründung. In Zeithorizonten von 20 bis 30 Jahren zu denken und eine langfristige Zahlungsverpflichtung einzugehen, schrecke viele junge Menschen vom Immobilienkauf ab.

Quelle: Welt Online